Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1886 (1886)

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eigenen Hause und Stalle mündlich gesagt und au praktischen Fällen dargethan 
wird, das Pferd von Natur aus mehr wie viele andere Thiere zur Bewegung 
bestimmt ist, in ihr ein erhaltendes Mittel für seine Gesundheit findet. In 
der Bewegung erfüllt das Pferd seinen Beruf, sei es als Reit-, Last- oder 
leichtes Wagenpferd. Das Pferd nun einen großen Theil des Winters in 
den Stall verbannen, heißt die Gesundheit desselben untergraben. Auf eine 
thierärztliche Begründung hier einzugehen, fällt mir nicht ein, weil ich kein 
Thierarzt bin und niemandem gerne ins Handwerk pfusche; ich spreche nur 
vom praktischen Standpunkte des Landwirtes. Kommt aber dann das Pferd 
doch einmal von seiner Kette los, weil vielleicht gerade an einem recht kalten 
und stürmischen Wintertage etwas los geworden ist, was den unklugen 
Liebhaber seiner Pferde zum Einspannen seines Rößleins veranlaßt, so weiß 
das arme Thier in seiner Freude vor Stallwuth sich gar nicht zu fassen, 
es springt und springt, wenn sonst kein Unglück dabei geschieht, bis ihm die 
Kräfte ausgehen, um dann mühsam weiter zu keuchen und krank mit Kehlsucht, 
Harnleiden u. dgl. in den Stall zurück zu kehren. Ist dies recht? Vom 
Standpunkte der Gesundheitspflege sicher nicht. 
Ist es dem Herrn, welcher die Bewegung seines Pferdes im Winter 
unterläßt, vom Nutzen, wenn er die Thiere im Stalle stehen läßt? Daß 
Pferde, welche an Wind, Wetter und Kälte nicht gewöhnt, mit einem Worte 
nicht abgehärtet sind, bei etwaiger — beinahe möchte ich sagen zufälliger — 
Benützung sehr leicht Krankheiten und leider oft tödlichen unterworfen sind, 
ist allgemein bekannt und wurde soeben gesagt. Was soll dies aber — ich 
sehe hier vom Thiere an sich ab — für den Besitzer des Pferdes, für den 
Bauer für einen Nutzen haben! Thierärzte kommen nicht umsonst zu dem 
kranken Pferde, Curpfuscher kosten in der Regel noch mehr und ein umge 
standenes Pferd reißt gar ein bedeutendes Loch in den oft nur zu dünnen 
Geldbeutel des Landmannes und verschlingt nicht selten die Sparpfennige 
eines guten Jahres. Welch ein Schade mitten im Winter, während man 
in unkluger Liebe zu seinem Pferde dasselbe vor den Wetterschauern des 
Winters schützen wollte! Was folgt daraus? Nichts anderes als dies eine: 
Hast du dein Pferd lieb, so gönne ihm auch neben dem genügenden Futter 
im Sommer und Winter Luft und Bewegung im Winter, damit es gesund 
bleibt. Damit läßt sich Geld sparen, Kummer und Sorge verhüten. Ja, 
aber was soll ich denn mit den Pferden im Winter thun? Gasselfahren? 
Dazu ist mein oder sind meine Pferde nicht schnell genug. Holzführen? 
Habe nicht soviel Wald, daß ich verkaufen und verfahren könnte. Zu Markte 
fahren? Habe schon im Herbste verkauft. Wenn ich mit dem Ausführen 
des Düngers auf Felder und Wiesen fertig bin, ist bei mir auch die Winter 
arbeit für die Pferde zu Ende. Soll dies wirklich wahr sein? Soll ich 
dies wirklich glauben? Ein Pferdebesitzer sollte nicht so denken und ein 
Landwirt, ob groß oder klein nicht so handeln. Ist dein Grund und Boden 
durchaus mit so ausgezeichnetem Humus ausgestattet, daß er keiner Auf 
besserung bedarf? Hast du auf deinem ganzen Besitze keinen Graben, den 
du reinigen, keine Stelle, die du abgraben, keinen Mergel, den du gewinnen 
oder um ein billiges kaufen kannst? Alle diese Dinge lassen sich im ersten 
Winter zu einem Composthaufen zusammenführen, mit Laub, abgefaulten, 
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