Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1886 (1886)

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Freiplätze können gleichfalls nur Bewerbern aus Oberösterreich verliehen 
werden und es sind bei deren Verleihung insbesondere Bauernsöhne zu berück 
sichtigen. Auch wird von den letzteren die Nachweisung von der Mittellosigkeit 
nicht gefordert. 
Zahlzöglinge genießen an der Anstalt den Unterricht, sowie Unterkunft 
und gänzliche Verpflegung gegen einen Jahresbetrag von 200 fl., welcher in 
vierteljährigen Raten vorhinein an die Direction der Anstalt zu entrichten ist. 
Diejenigen, welche als Zahlzöglinge einzutreten wünschen, haben dies 
falls bei dem Landesausschusse oder bei der Direction der Landes-Ackerbau- 
schule einzuschreiten und sind die bezüglichen Gesuche mit denselben Behelfen 
zu belegen, welche bei den Gesuchen um Freiplätze gefordert werden. Sowohl 
Stipendisten als Zahlzöglinge haben sich behufs des praktischen Unterrichtes bei 
allen ihren Kräften angemessenen landwirtschaftlichen Arbeiten verwenden zu lassen. 
Weder Feldfuttrickan. 
Die meisten Getreidewirtschaften in den fruchtbarsten Lagen Ober 
österreichs leiden an dem Uebelstande, daß während der Winterfütterungs 
Periode der Rindviehstand nicht kräftig genug gefüttert werden kann, um 
einen entsprechenden Nutzen abzuwerfen. Und wo soll auch das erforderliche 
gute Winterfutter Herkommen? Das Heu von den in der Regel knapp zu 
gemessenen Wiesen und der Klee, welcher von der Grünfütterung im Sommer 
erübrigt wird, werden größtenteils von den Zugthieren verbraucht und für 
den Kuhstall bleibt nur ein Rest von Schwarzfutter als Beimischung zum 
Sommergetreidestroh, welches den Hauptbestandtheil des Winterfutters bildet. 
Wenn nun nicht durch anderweitige Futtermittel nachgeholfen werden kann, 
so muß im vorhinein auf einen Ertrag aus dem Kuhstalle verzichtet werden. 
Und doch ist heutzutage die Frage, ob der Kuhstall etwas abwirft oder nicht, 
entscheidend über den Ertrag der ganzen Wirtschaft. 
In den gebirgigen Theilen des Landes, welche dem Getreidebau weniger 
günstig sind, hat man sich längst der sorgfältigsten Pflege der Wiesen und 
Futterländereien zugewendet, und der Viehzucht das Hauptaugenmerk gewidmet 
und sich dadurch eine bedeutende Einnahmsquelle durch Verkauf von Vieh 
und Molkereiproducten geschaffen. Soll nun in dem bevorzugten Hügel- und 
Flachlande Oberösterreichs, welches nicht nur für den Getreidebau, sondern 
auch für viele Futterpflanzen sehr günstig ist, nicht eine erhebliche Mehr 
einnahme aus der" Viehwirtschaft erzielt werden können, ohne die Getreide-Ernte 
zu beeinträchtigen? Gewiß. 
Wir dürfen nur durch Anbau geeigneter Futterpflanzen in genügender 
Ausdehnung für ein gutes Winterfutter sorgen. Hiezu stehen uns außer dem 
Rothklee in kalkhältigen Böden die Luzerne und Esparsette, in minder kalk- 
hältigen aber Winter- und Sommermischling, Grünmais und Rüben zu Gebote. 
Man braucht diese Futterpflanzen eben nicht in die bestehende Fruchtfolge 
aufzunehmen, sondern man kann dieselben auch in sogenannten Außenschlägen 
cultivieren, die man durch Abtrennung aus den in der Hauptfruchtfolge be 
wirtschafteten Feldern in der Nähe des Hofes schafft.
	        
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