Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

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Ausnahme, er läßt der Gans das Federkleid, d. h. nicht aus Mitleid, sondern 
in Folge richtiger Berechnung, er leiht es ihr nur und nimmt am Ende 
durch einen Schnitt in die Kehle ein dreifach werthvolleres Federkleid mit 
dem darunter herrlich entwickelten fetten Körper. Nach angestellten Versuchen 
steht der Federgewinn durch das dreimalige Rupfen der Gänse, der sich auf 
60 bis 80 Gramm Federn im Werthe von 20 bis 30 Kreuzer beläuft, 
nicht im Verhältniß zu deren Verbrauch von Futter, um die ausgerupften 
Federn zu ersetzen. 15 Gramm Federn gleichen einem Verlust von 1 Kilo 
Fleisch und Fett und ebenso vielen Federn, wenn die Thiere geschlachtet 
werden. Dies weiß der Pommeresche Landwirth, deshalb übt er Humanität, 
die ihm reichlichen Segen bringt. Möchten es alle Gänsezüchter nachmachen! 
Nützlichkeit des Igels. 
Was ihn in unseren Gärten angenehm macht, ist seine Ernährung: 
er verzehrt den ganzen Sommer hindurch eine ungeheure Menge Mäuse, 
Maulwürfe, Würmer, Schnecken, Schlangen und was er nur an Insekten 
erhaschen kann. Das Außergewöhnliche an diesem Thierchen ist, daß kein 
Gift ihm Schaden bringt, wie der Chemiker Buckland vielfach beobachtet hat. 
Pallas versichert, daß der Igel Hunderte von Blasenkäfern verzehren kann, 
ohne daß man ihm ein Unwohlsein ansieht. Ein deutscher Arzt schrieb im 
Jahre 1834 in die allgemeine Forst- und Jagdzeitung Nr. 1, daß er einem 
Igel nach einander je eine starke Dosis von Blausäure, Arsenik, Opium und 
ätzendem Sublimat eingegeben habe, ohne den geringsten Effekt bemerkt zu 
haben. Lentz legte einem Igel eine giftige Kreuzotter vor; der Igel wurde 
von derselben an Kopf, Ohren und sogar an der Zunge gebissen; doch endlich 
erwischt er sie beim Kopfe, verzehrt denselben sammt den Giftdrüsen ohne 
Nachtheil, und zwar weder durch eine solche Nahrung, noch durch die er 
haltenen Wunden. Das Alles beweist, daß uns der Igel von einer Menge 
schädlicher Thiere befreit und daher für unsere Gärten äußerst nützlich ist. 
Er frißt wohl auch etwas abgefallenes Obst, doch ist der Schaden, den er 
dadurch anrichtet, mit dem Nutzen, den er uns gewährt, nicht zu vergleichen. 
Gegen die Faulbrut der Bienen. 
Ein die Gährungspilze (Faulbrut) vollständig tödtender und für die 
Bienen unschädlicher Stoff ist die Benzoesäure. Von dieser darf man den 
Bienen, unbeschadet ihres Lebens und Wohlseins, 0 5 Perzent mit ihrem Futter 
ohne Furcht verabreichen und auch noch bedeutend mehr. Dazu ist aber nur 
die durch Sublimation des Benzoöharzes erhaltene Benzoesäure, nicht aber 
die aus Hippursäure dargestellte, welche wenig wirksam ist, zu empfehlen. Um 
die Benzoesäure dem Bienenfutter (flüssigen Honig) beizumengen, ist es er 
forderlich, daß man dieselbe entweder vorher in heißes Wasser, oder, was noch 
besser, in ein wenig Alkohol (z. B. 80perz. Spiritus) löst, und diese Lösung 
dem Bienenfutter unter tüchtigem Umrühren zusetzt. Die Benzoesäure erhält 
man in jeder Apotheke und ist dieselbe nicht kostspielig.
	        
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