Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

67 
In Kairo, in Unteregypten, regnete es früher sehr selten, nur in 
3 bis 4 Jahren einmal. Seitdem aber der Pascha 20 bis 30 Millionen Bäume 
hat anpflanzen lassen, zählt man dort 30 bis 40 Regentage jährlich. Umge 
kehrt ist es in Oberegypten. Bis zum Anfange dieses Jahrhunderts regnete 
es dort nicht gerade sehr häufig, der Regen war jedoch auch keine Seltenheit. 
Seitdem aber die, die Höhen bedeckenden Dattelpalmen umgehauen worden sind, 
regnet es fast gar nicht mehr, und in Folge dessen sind die Felder und 
Wiesen vertrocknet. 
Neu - Granada hat aufseinen 6000 bis 9000 Fuß hohen Hochebenen eine 
mittlere Temperatur von 14—16 Grad Celsius, also der Italiens ähnlich. 
Das Thal Ubate liegt hier in der Nachbarschaft von zwei Seen, die vor 
ungefähr 80 Jahren nur einen einzigen ausmachten. Die Einwohner sahen 
das Wasser nach und nach abnehmen, und wo vor 30 Jahren noch die 
Wellen spülten, da wogten jetzt die üppigsten Kornfelder. Die ältesten Jäger 
des Landes und die Gemeindearchive bestätigen, daß seit dieser Zeit bedeutende 
Waldungen verschwunden seien. Die Ausrodungen dauerten noch fort und der 
See nahm, obgleich langsamer, fortwährend ab. 
Nach diesen Beispielen wird es kaum noch weiterer Thatsachen für den 
Beweis bedürfen, in wie hohem Grade die Wälder auf den Feuchtigkeits 
zustand eines Landes und auf den normalen Wasserreichthum der stehenden 
und laufenden Gewässer einwirken. Da, wo der Mensch in blinder Ver 
messenheit Resen Einfluß mit frecher Hand vernichtet, gibt es nur Tod und 
Verderben, da, wo er ihn besonnen regelt, Leben und Gedeihen. — 
Einiges Wer das Wegwerfen der Leibesfrucht bei den 
Schweinen. 
Wenn Du, lieber Leser, im vorjährigen landwirthschaftlichen Kalender 
den Aufsatz über den „Blutschelm der Schweine" gelesen hast, so ist Dir 
vielleicht am Schluffe die Bemerkung aufgefallen: „schließlich kann ich nicht 
umhin, Dir dringend zu empfehlen, Deinen Schweinstall alle acht bis vierzehn 
Tage einmal von seiner ungesunden Luft mittelst Karbolsäure zu reinigen". 
Nun hat aber die Karbolsäure nicht bloß den Zweck, von seinen üblen 
Dünsten zu befreien, sie ist meiner Erfahrung nach auch ein sehr heilsames 
Mittel, unter besonders obwaltenden Umständen selbst das Wegwerfen der 
Schweine zu verhüten. Bevor ich Dir jedoch, geneigter Leser, dies erkläre, 
will ich Dir zuvor meine diesbezügliche Leidensgeschichte erzählen, in der 
wohlgemeinten Absicht, Dich vor Schaden an Deinen eigenen Schweinen zu 
bewahren. 
Es war im Jahre 1874, da hatte ich auf dem einen Hofe sieben oder 
acht trächtige Mutterschweine, auf deren Nachkommenschaft ich mich begreiflicher 
weise schon im Voraus freute. Aber wie sollte ich mich getäuscht sehen! 
Die erste Sau bekam Geburtswehen, aber statt der Ferkel kamen todte, zum 
Theil längst abgestandene und in Verwesung übergegangene Thierchen zur 
5*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.