Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

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sich der Wasserdampf in Gestalt von Thau, Regen, Schnee, Hagel u. s. w. 
nieder. Steigt die Temperatur, so zerstreuen sich oft die Wolken, weil die 
Luft jetzt mehr Wasserdampf aufnehmen kann, ehe sie damit gesättigt ist. 
Deshalb regnet es auch in den Gebirgen mehr als in den Ebenen, weil die 
durch die größere Meereshöhe kältere Luft weniger Wasserdampf gebunden 
halten kann, als die wärmere Luft der tiefer gelegenen Orte. 
Alle zu ihrem Wachsthume nöthigen festen Bestandtheile können die 
Pflanzen nur durch die Wurzeln und zwar dann auch nur im gelösten 
Zustande aufnehmen. Das allgemeinste Lösungsmittel ist das Wasser. Das 
Wasser athmen — es sei mir erlaubt, der Kürze wegen diesen Ausdruck zu 
gebrauchen — die Pflanzen durch ihre Blätter wieder aus, wenn man auch 
trotz vieler Versuche darüber noch nicht klar ist, ob die Pflanzen auch desto 
mehr Wasserdampf an die Atmosphäre zurückgeben, je mehr und je größere 
Blätter sie besitzen. Bei den Nadelbäumen hat man wenigstens nachgewiesen, 
daß die geringere Oberfläche der verdickten Blätter (Nadeln) die Wasserdampf 
ausscheidung in derselben Menge erfolgen läßt, wie bei den eigentlichen 
Laubbäumen. Dieser Wasserdampf kehrt aber sehr bald als Thau, oder 
später als Regen zurück, um durch eine andere Pflanze denselben Weg 
zurückzulegen, oder mit ins Meer fortgeführt nach längerer Zeit wieder auf 
das Festland zurückzukehren. Dies ist der wunderbare und doch so einfache 
Kreislauf, den die Natur dem Wasser angewiesen hat. 
Wie wichtig aber die atmosphärische Feuchtigkeit für das Bestehen 
der Pflanzen und Thiere sei, darauf braucht nicht erst aufmerksam gemacht 
zu werden. Es sei wenigstens in aller Kürze erwähnt, daß aber nur eine 
gewisse Mittelstufe oder eine entsprechende Vertheilung für Pflanzen und 
Thiere die angemessenste sei. Im Allgemeinen vertragen die Pflanzen eine 
größere Menge von Feuchtigkeit, als Menschen und Thiere. An einer 
Quelle wächst und grünt Alles freudig, und selbst da, wo der schädlichen 
Ausdünstungen der Sümpfe wegen Menschen und Thiere nicht mehr gedeihen 
können, erfreuen sich die Pflanzen eines außerordentlichen Wachsthumes. 
Ein Uebermaß von Feuchtigkeit wird endlich aber auch für sie verderblich, 
dadurch schon allein, daß durch den Wasserdampf die zum Wachsthume 
nöthige Wärme vermindert wird. Dagegen vertragen Menschen und Thiere 
größere, mit Trockenheit verbundene Wärme. Es braucht wohl kaum darauf 
hingewiesen zu werden, daß bei trockenen, warmen Tagen das allgemeine 
Gesundheitsverhältniß besser ist, als zu einer feuchten naßkalten Jahreszeit. 
Sollen sich also Alle, Pflanzen, Thiere und Menschen, eines ungestörten 
Wohlseins erfreuen, so wird ein gewisser Grad von Feuchtigkeit, verbunden 
mit der nöthigen Wärme, dem Bestehen Aller am ersprießlichsten sein. 
Eine verhältnißmäßige Vertheilung der Waldungen wird diesen An 
forderungen am besten Genüge leisten. Es braucht nach dem oben schon 
Gesagten nicht nochmals nachgewiesen zu werden, daß ein Baum seiner größeren 
Blättermasse wegen viel mehr Wasserdampf an die Atmosphäre zurückgeben 
wird, als eine Anzahl von Gräsern oder Feldfrüchten, die denselben Boden 
platz einnehmen, den der Baum zu seinem Wachsthume brauchen würde, 
wobei wir darauf aufmerksam machen, daß der Baum durch seine tief ein 
dringenden Wurzeln Feuchtigkeit und Nahrungsstosf aus tiefer gelegenen
	        
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