Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

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steht Blumenkohl, auch Karfiol genannt, der in unserem tiefgründigen 
Boden recht gut gedeiht. Um recht frühzeitig Blumen zu erhalten, wird die 
erste Aussaat in das Frühbeet gemacht und Anfangs Mai ausgepflanzt; der 
selbe hat jetzt schöne weiße festgeschlossene Blumen, die jederzeit verkäuflich sind. 
, Zu einer nochmaligen Pflanzung für Anfang August habe ich Setzlinge auf 
I den Saatbeeten gezogen; das gibt Blumen für den Herbst oder zum Ein 
wintern. An Wasser darf man es dem Blumenkohl bei trockener Witterung 
nicht fehlen lassen. Weitere Beete enthalten allgemein gebaute Gemüse, es 
sind dies: Frühes Blaukraut (Erfurter dunkelrothes), frühes weißes 
Kraut (Spitzfilder), Wirsing oder Kohl (Ulmer früh und mittelfrüher), 
von welchen viele Köpfe schon ausgeschnitten wurden. Ebenso sind die ersten 
Kohlrabibeete längst schon abgeräumt und mit Salat nachgebaut. 
! Werden die erwähnten Gemüse einmal tüchtig gejaucht, dann sind sie bald 
verkaufsfähig. Salat ist zur heißen Sommerszeit eine begehrte Waare, in 
den bäuerlichen Gärten aber fehlt er häufig schon zur Zeit der Kornernte, er 
ist da meistens schon bei geringer Wärme in die Höhe geschossen. Gute 
Sorten, wie Trotzkopf, Dauerkopf halten sich sehr lange, besonders wenn 
man, sobald das Häuptel sich fest angreift, den Stengel am Boden zur 
Hälfte durchschneidet. 
Mit dem Salat halte ich es so, daß ich alle 8 Tage ein Beet, 
meistens schon abgetragene, vier Reihen auf ein Beet anbaue und immer feucht 
halte, wozu ein ganz dünnes Bedecken mit verfaultem Dünger gute Dienste 
leistet. Die Saat wird dann rechtzeitig verdünnt, und habe ich bald schönen 
! Salat. Durch das Versetzen bleibt er zurück und geht schneller durch. Sehr 
gesucht ist der sogenannte Winterkopfsalat, der Ende August in etwas tiefe 
- Furchen gebaut wird. Trotzkopf hält den Winter sehr gut aus, nur bedecke 
' ich, wenn der Boden schneelos gefroren ist, die Beete ganz dünn mit Fichten- 
zweigen; das schützt vor dem öfteren Aufthauen und Auswintern der Pflanzen. 
Ebenso behandle ich Spinat, von dem auch im Frühjahre einige Beete gebaut 
werden, nur soll derselbe dünn stehen, um recht schöne Blätter zu erhalten. 
Eine große Fläche nehmen die Gurken ein, die viel Geld eintragen. Ihr 
seht, dieselben stehen auf stark gewölbten Beeten. Früher hatte ich sie auch 
auf flachen Beeten, aber mit geringem Erfolge; im Frühjahr wollten sie nicht 
recht vorwärts, oder sie wurden nach einigen Regentagen gelb. Nun mache 
ich es anders. Mitten in jedem Beet wird ein Graben zwei Spaten breit 
und einen Spatenstich tief ausgehoben, die Erde seitwärts gelegt. Der Graben 
wird mit frischem Pferdedünger angefüllt, der Mist fest eingetreten und dann 
die Erde wieder über den Graben gegeben. So entstehen erhöhte Beete, auf 
welche die Gurkenkerne, die dann schon die zur Keimung nöthige Wärme von 
unten haben, angebaut werden. Bei diesem Verfahren habe ich immer nicht 
nur reichlich, sondern auch schöne gesunde, und, was ja eine Hauptsache ist, 
recht frühe Früchte erhalten. Die grüne Schlangengurke ist sehr volltragend. 
Zum Einlegen ist die russische Traubengurke vortrefflich. 
Auf Abtheilung 2, welche also im vorigen Jahre gedüngt wurde, stehen 
erstlich Sellerie. Der kleinkörnige Same braucht recht lange zum Keimen, 
darum wird er untenan ins Frühbeet angebaut. Erfurter Knollen- und 
Apfelsellerie sind gute Sorten. Wer recht schöne Knollen haben will, der
	        
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