Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

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7. Aus Nichts wird Nichts, das merke wohl, 
Vom Misthaufen erst wird Deine Scheuer voll; 
Aus dem Futter wachst die Butter, aus der Klei' Speck und Ei; 
Doch Striegel und Streu gehört auch zum Heu! 
8. Wer rastlos schafft, erschöpft die Kraft; 
D'rum gönne zur Zeit die nöthige Ruh' 
Dem Acker, dem Knecht, dem Ochs, wie der Kuh. 
9. Laß' Jedem das Seine und schau auf das Deine, 
Willst Großes bergen, achte das Kleine! 
Schätze die Kreuzer, sie werden zu Gulden, 
Wer deß' nicht Acht hat, der fallt in Schulden! 
10. Halt Zucht und Ordnung in Deinem Haus, 
Duld' kleinen Schaden nicht, so wird kein großer d'raus! 
Halte zusammen, was Du erworben, 
Noch nie, merk', ist ein Sparer verdorben! 
Wahrlich in diesen kurzen zehn Sätzen haben die Alten den Kern der 
Lehre über rationelle und lohnende Boden- und Thierproduktion, über Abfall- 
und Futterverwerthung, sowie über den gedeihlichen Haushalt erschöpft; sie 
haben mit wenigen, inhaltreichen Worten kernig dasselbe gesagt, womit heut 
zutage mancher Gelehrte ganze Bände anfüllt. — Mit Recht darf man 
darum sagen: 
„Ja an solche Wirthschaftsregeln der Alten, 
Mag auch heute jeder Bauer sich halten." 
Hiemit ist aber nicht gemeint, daß die heutige wissenschaftlich vervoll 
ständigte Landwirthschafslehre dem erfahrenen praktischen Landwirth entbehrlich 
oder gar unnütz wäre, sondern umgekehrt: „Dem praktisch erfahrenen Land 
wirth gereicht ein erweitertes Wissen über die Stoffe und Kräfte, mit welchen 
die Natur sein ganzes Handwerk regiert, erst recht und um so mehr zum Vor 
theile, als der in der praktischen Ausübung seines Handwerks wohlerfahrene 
Ackerbauer und Viehzüchter, wenn er auch, wie wir ja so häufig sehen, durch 
rationelles Vorgehen in seiner ganzen Wirthschaft das Richtige trifft und 
lohnende Erfolge erzielt, dennoch nur ein mehr oder weniger tüchtiger Hand 
langer der schaffenden Natur bleibt, so lange er (wenigstens in der Haupt 
sache) nicht vertraut wird mit den in der Erde und im Luftmeere vom 
Uranfang geschaffenen festen, flüssigen und gasförmigen Stoffen, aus welchen 
ein jeder Gras- und Getreidehalm, ja selbst das Thier und dessen Kraft und 
Nutzung erwächst, und mit den unsichtbaren unwägbaren Kräften der Natur, 
die jenes Wachsthum beherrschen und hervorbringen, nach den ewigen 
Gesetzen, die der allmächtige Schöpfer der Mutter Natur 
v orgeschrieben hat. 
Durch solche Erkenntniß der waltenden Naturkräfte lernten die Menschen 
in unserem Jahrhundert die gefährliche Macht der Dämpfe und Gase, den 
im Blitze schrecklich verheerenden elektrischen Strom sammt der wunderbaren
	        
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