Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1882 (1882)

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Kapitales zu beschaffen vermag. Die Kosten der nach einem einheitlichen 
Plane ausgeführten Bewässerung werden dann auch, weil sie sich auf mehrere 
Mitglieder vertheilen, geringer sein, als wenn sie jeder Besitzer für sich allein 
durchführt. 
Die Hauptsache ist, kein Wasser, ob Bach oder Quelle, sei die Menge 
noch so gering, ungenützt abfließen zu lassen. Reicht die vorhandene Menge 
für die gleichzeitige Bewässerung des ganzen Grundstückes nicht aus, so werde 
die Einrichtung derart getroffen, daß ein Theil nach dem anderen bewässert 
werden kann. Der Erfolg wird auch dann ein entsprechend lohnender sein. 
3. Die Nässe. 
So nützlich die nöthige Feuchtigkeit unseren Kulturpflanzen ist, ebenso 
schädlich ist ihnen ein Uebermaß derselben — die Nässe. 
Auf nassen Wiesen finden sich je nach der Menge des im Boden 
vorhandenen Wassers die edlen Wiesengrüser nur in der Minderzahl'vor und 
wächst zumeist nur rauhes, saures Gras, das ein Futter liefert, welches 
auf das Melkvieh ungünstig einwirkt und dessen Milchertrag vermindert. 
Das Vorkommen der Riedgräser, des Schachtelhalmes und Hahnenfußes 
(Butterblume), des Huflattiches rc. gibt einen Fingerzeig dafür, daß der Boden 
an übermäßiger Nässe leide. — Um dagegen nun Abhilfe schaffen zu können, 
ist vorerst nothwendig, die veranlassende Ursache zu kennen, und wenn diese 
ermittelt, wird auch bald das richtige Gegenmittel gefunden sein. 
Kommt bei einer leitig gelegenen Wiese die Nässe von einer auf einem 
höher gelegenen Grundstücke befindlichen Quelle her, so genügt die Anlage 
eines Grabens am obersten Rande des Grundstückes, um das zufließende 
Wasser aufzufangen und von der Wiese abzuleiten. 
Bei muldenförmigen Vertiefungen, in welchen sich nach heftigen Regen 
das Wasser sammelt, wird der dadurch bedingten Versumpfung durch Aus 
füllung der Mulde mit Erdreich vorgebeugt. Besitzt jedoch die Vertiefung 
eine größere Ausdehnung, so daß eine Zuschüttung nicht ausführbar ist oder 
durch die bedeutende Erdbewegung beträchtliche Kosten verursachen würde, ist 
die Ableitung des überflüssigen Wassers, sei es nun durch offene oder gedeckte 
Gräben, geboten. Die Richtung derselben ist stets der größeren Neigung des 
Grundstückes entsprechend zu geben. 
Bei solchen Wiesen, welche ihrer ganzen Ausdehnung nach an Nässe 
leiden, muß natürlich die Entwässerung eine vollständige sein und ist dabei 
stets zu beachten, das Wasser so abzuführen, daß es dem Nachbargrunde 
nicht schadet. 
Die Ableitung erfolgt dann, wie schon bemerkt, durch offene oder ver 
deckte Gräben. 
Offene Gräben, obwohl bei der ersten Anlage billig, sind darum nicht 
anzuempfehlen, weil sie leicht verunkrauten, weil im Frühjahre bei Thauwetter 
die Ränder und Seitenflächen abstürzen, weil beim Weiden der Thiere die 
Ränder abgetreten werden und eine stete Ausbesserung nothwendig machen, 
wenn der Wasserabfluß nicht gehemmt, die Versumpfung durch Stauwasser, 
das sich in den verlegten Gräben sammelt, verhindert werden soll. — Ander-
	        
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