Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1880 (1880)

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man sie ruhig wachsen, im folgenden Frühjahre werden sie frühzeitig mit allen 
Trieben, die sie gemacht haben, am Boden abgeschnitten, so daß nur einige 
Augen bleiben, alsdann bilden sie erst, wenn sie gut eingewurzelt sind, 
starke Triebe. 
Im zweiten Herbst oder folgenden Frühjahre bindet man die Zweige 
kreuzweis aneinander; will man dazwischen Pfähle einstecken, um sie regel 
mäßig anheften zu können, ist es um so besser. 
So fährt man fort, bis die gehörige Höhe erreicht ist. Die längeren 
Zweige werden eingekürzt, die vorne oder hinten stehenden abgeschnitten, damit 
der Zaun desto dichter und die Zweige stärker werden. Später wird er 
regelmäßig mit der Baumscheere beschnitten. 
Die Hainbuchen - Setzlinge verpflanzt man in der Höhe von 2 oder 
27a Fuß, und der Dicke eines Fingers oder Daumens; sollten einige davon 
abdorren, müssen sie sogleich ersetzt werden, da sie später nicht mehr gedeihen; 
dieses ist auch bei dem Weißdorn zu beobachten. 
Die Weidenzäune auf nassen Gründen stellt man durch Stecklinge im 
Frühjahre her. Man schneidet diese auf eine Länge von 2 Fuß an beiden 
Seiten schräg, und steckt das dickere Ende, so daß die Augen aufwärts stehen, 
einen Fuß tief und einen halben Fuß weit in die Erde. 
Auf ganz schlechtem Boden, wo andere Holzarten nicht gedeihen, kann 
man Hecken von Kronewittstauden (Wachholder) anlegen; es werden dazu 
ganz junge Pflanzen verwendet, und da sie öfter nicht anwachsen, reife Beere 
dazwischen gelegt, somit der Nachwuchs gesichert. 
Edle Nutzhölzer, nämlich Eichen, Eschen, Ruspen, Ahorn u. a. gehören 
ebenfalls zu den nothwendigen Beständtheileu eines Oekonomiegutes, und 
sollen möglichst gepflegt werden, da sie für verschiedene Gewerbe ein unent 
behrliches Material liefern. 
An den Rändern der Waldbestände, auf Bergen, auf Gemeinde-, Dorf- 
und Weideplätzen, an Straßen, Feldwegen und feuchten Stellen, wo Obst 
bäume nicht gut gedeihen, und wohin sich die Eschen eignen, läßt sich eine 
oder die andere Gattung Nutzholz" anpflanzen. Jähe Abhänge eignen sich 
ebenfalls besonders dazu; früher waren sie meist mit unnützem Gesträuch 
bewachsen, neuerer Zeit werden sie theilweise kultivirt, allein sie verursachen 
viele Arbeit, weil man den Pflug nicht anwenden kann, und zudem schwemmen 
öfters schwere Platzregen das lockere Erdreich in die Tiefe, und somit sind 
Mühe und Arbeit verloren. Es ist daher immer besser, sie mit Nutzhölzern 
zu bepflanzen; wo dieses bereits früher geschehen ist, sind sie eine Zierde der 
Gegend. 
Bor Allem ist den Eichen die sorgfältigste Pflege zuzuwenden, Jeder 
mann kennt ihren starken Verbrauch, es gibt fast kein Haus, in welchem 
nicht Eichenholz zum Bau oder zu Geräthschaften verwendet ist; für Fässer 
bildet es das einzige Nutzholz, und überdies geht es roh und verarbeitet in 
das Ausland, daher auch seine Abminderung in besorglicher Raschheit zunimmt, 
und in späterer Zeit einen gänzlichen Mangel befürchten läßt. 
Diesem Uebelstande muß der Landwirth entgegentreten, und durch 
Pflanzung oder Saat einen ausreichenden Nachwuchs zu erzielen suchen. 
Wird überall Hand an's Werk gelegt, so ist Hoffnung gegeben, daß der
	        
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