Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1880 (1880)

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tigkeit, ja ist eine Lebensfrage für die ganze Gemarkung, für einen mehr oder- 
minder großen Kreis seiner Umgebung. Wenn die Ertragsfähigkeit des 
Bodens in bedeutendem Maße vertilgt wird, ist es ein Verlust für die 
ganze Nation. 
Der Wald hat weit mehr das Vermögen, den Kohlenstoff der Luft in 
sich aufzunehmen, als die Gräser und Kräuter, und wirket daher um so mehr 
auf die Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit der Luft; er hält die in sich aufgenom 
menen Stoffe fester, als Acker und Wiese es vermögen, ist daher ein Sammel 
platz und eine stets offene Quelle der Fruchtbarkeit, die er ohne Unterlaß der 
Umgegend mittheilt; die Waldbäume ziehen durch ihre Wurzeln die Feuchtigkeit 
aus der Bodentiefe und geben sie durch Ausdünstung an die Luft ab. 
Die kleinen Holzbestände der Oekonomiegüter einer Gegend bilden 
zusammen einen Wald, der in viele Theile geschieden, überall an die umlie 
genden Felder und Wiesen feuchte Luft abgibt, und daher gleichmäßiger und 
in weiterer Entfernung wohlthätiger wirkt, als eine große geschloffene Waldung 
es vermag. 
Die Vermehrung, Minderung und Vertheilung der Waldungen ist von 
so großer Wichtigkeit, daß sie nicht dem Zufalle oder der Willkür Einzelner 
überlassen werden darf, sondern die anhaltende Aufmerksamkeit und Leitung 
der Staatsregierung fordert, weßwegen auch ihre Fürsorge mit Dank anerkannt 
werden muß, besonders da sie den eigenen Bedarf des Eigenthümers nicht 
mindestens beschränkt, und nur gegen Abschwendung wirket. 
In Lagen, wo die Waldbestände zur Erhaltung der feuchten Luft bereits 
kaum mehr ausreichen, dürfen selbst solche nicht gerodet werden, die sich durch 
Ackerbau viel besser rentiren würden, indem der allgemeine Nutzen den ört 
lichen überwiegt. Auch dürfen solche nicht gerodet werden, in welchen Quellen 
entspringen, um diesen ihre Ergiebigkeit zu erhalten. 
Torf, Braun- und Steinkohlen vermögen in manchen Gegenden, wo 
sie wohlfeil zu haben sind, das Brennholz theilweise zu ersetzen, es fehlt 
ihnen aber eine Haupteigenschaft der Wälder, nämlich die Erhaltung und Be 
förderung der feuchten Luft. 
Möge jeder Besitzer einer Waldfläche sie unter allen Umständen in 
gutem Stande erhalten, und bedenken, daß er durch Abtreibung nicht allein 
sich, sondern auch seinen Kindern und Kindeskindern schadet und überdies der 
Fruchtbarkeit der Umgegend entgegenwirkt; sollten außerordentliche Umstände 
einen Mehrbedarf fordern, ist es besser ihn anzukaufen, als den Werth des 
Gutes auf lange Zeit zu verringern. 
Der Landwirth soll vor Allem seinen Jahresbedarf an Brenn - und 
Nutzholz ermitteln, und dagegen berechnen, wie viel sein Holzbestand zu leisten 
vermag, wenn er nachhaltig bewirthschaftet wird; hienach muß er streben, 
einen etwaigen Mangel durch möglichste Ersparung zu decken, und wenn ein 
Ueberschuß besteht, ihn auf die Vortheilhafteste Art zu benutzen. 
Wenn Mangel besteht, sollen immer die Stöcke ausgegraben werden, 
sie enthalten viel und gutes Holz; beim Ausgraben schafft man die obere 
gute Erde bei Seite, wirft, wenn der Stock umgelegt ist, die schlechte zurück 
in die Tiefe, und bedeckt sie mit der guten, somit bereitet man den Grund 
zur Nachzucht vor.
	        
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