Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1880 (1880)

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jungen Hühnchen in der nächsten Stadt angeschafft, mit Behagen nahm der 
gestrenge Hausvater reichlich Theil an den gebotenen Genüssen, ohne sich viel 
zu bekümmern, woher denn das Geld zu deren Bezahlung komme. 
Bei uns fehlt es an der richtigen Pflege und Behandlung des Geflügels, 
es fehlt die Würdigung der verhältnißmäßig hohen Erträge, die sich aus 
diesem Zweige der Thierzucht lösen lassen. Niemandem fällt ein, Kühe, 
Schafe oder Schweine hungern zu lassen, oder sie anzuweisen, sich selbst das 
Futter zu suchen. Vorsorglich sieht der Besitzer darauf, daß die Thiere die 
entsprechende und ausreichende Nahrung erhalten. Jeder richtige Landwirth 
setzt seinen Stolz mit Recht hinein, das beste und schönste Vieh im Stalle 
zu haben, und sieht nicht auf einige Gulden mehr, welche seine gerechtfertigten 
Bestrebungen in dieser Richtung kosten, denn der reichlichere Ertrag lohnt die 
Mühe. Anders ist dies jedoch beim armen Geflügel. Fast jeder mißgönnt 
diesem das bischen Abfall vom Hintergetreide, welches ohnedies nur geringen 
Werth hat, und nach der Ansicht vieler zu schlecht ist, um an die vierfüßigen 
Lieblinge verfüttert zu werden; das Geflügel braucht diese Beihilfe zumeist 
nur im Winter und Frühjahre; besonders im Herbste, auf den Stoppelfeldern, 
findet es ja reichlich den Tisch gedeckt, und beim Drusch hat es genügend an 
den verstreuten Körnern, die sonst unbeachtet verderben würden. 
Ein Rundblick, wie das Geflügel in anderen Gegenden, in anderen 
Ländern -gepflegt und gehalten wird, mag am besten beweisen, daß die 
Bedeutung der Geflügelzucht in unserem Vaterlande noch nicht jene Würdigung 
und Anerkennung gefunden hat, die selbe mit Recht verdient. Unscheinbar 
ist das einzelne Stück, unbedeutend der Werth z. B. eines Eies, allein wenn 
Hunderttausende und Millionen derselben vereinigt werden, ergeben sich 
Summen, welche ganz gewichtig in die Waagschale fallen. Aus diesen kleinen 
unscheinbaren Posten setzte sich 1871 die Ausfuhr Frankreichs nach England 
zusammen, die 522 Millionen Stück Eier im Werthe von etwa 14 Millionen 
Gulden betrug. 
Ein Handelshaus in Genua versandte 1677 180 Millionen Stück 
italienische Eier. Selbst in Oesterreich erreichte der Werth der ausgeführten 
Eier im Jahre 1877, blos über die preußisch-deutsche Grenze, die Höhe von 
3 V2 Millionen Gulden; gewiß eine ganz erhebliche Summe. 
Wer kennt die unermeßlichen Mengen, z. B. an Eiern, die alljährlich 
im Lande, in Oesterreich oder gar Europa verzehrt werden, worüber keine 
Aufzeichnung Aufschluß gibt, und die jedenfalls bedeutende Werthe ausmachen. 
Keine Zählung gab bisher ein Bild, wie viel Geflügel in Oesterreich wirklich 
gehalten wurde; nur annähernde Schätzungen vermögen einen beiläufigen 
Begriff zu geben, ohne vielleicht der Wahrheit nahe zu kommen. Nach dem 
Vorgänge bei dieser Art Aufzeichnungen in einzelnen Ländern, kann die 
Menge der in ganz Europa vorhandenen Hühner mit 320 Millionen Stück 
angenommen werden. Gibt ein Huhn im Durchschnitte nur 70 Eier im 
Jahre, so würde dies etwa 22.000 Millionen Eier betragen, nur mit einem 
Neukreuzer berechnet, macht dies 220 Millionen Gulden. Jedes einzelne 
Huhn iw Durchschnitte blos zu 1 / 3 Gulden veranschlagt, gibt weitere 100 
bis 120 Millionen Gulden. Nach dem geringsten Anschlage erzeugt diese 
Menge etwa 1000 Millionen Küchel, die vielleicht ä */ 4 Gulden Werth, 
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