Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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Arzt. „Gichtleidenden fällt wohl auch die vermehrte Luftfeuchte empfindlich, 
weil in feuchter Luft der Körper langsamer ausdunstet. Stimmt dieses Gesunde 
unbehaglich, so mag es kranken Körpertheilen um so mehr empfindlich sein." 
Pfarrer. „Auch manche Thiere scheinen gegen den Einfluß feuchter Luft 
empfindlich zu sein. Spinnen ziehen sich in den Winkel zurück, die Laubfrösche 
knarren und der Regenwurm wirft Erdhäufchen auf. Er merkt wohl, daß es 
keine Gefahr mit dem Austrocknen hat, wenn er sich herauswagt, um sich ein 
Weidenblättchen zu Salat heimzuschleppen. 
Oedbauer. „Warum streichen die Schwalben so nieder?" 
Lehrer. „Ich denke, die zarten Flügel der Fliegen und Mücken ziehen 
auch Luftfeuchtigkeit an, wie die Haare der Menschen und werden auch schlaff. 
Kann das Wild nicht mehr recht sich in die Höhe schwingen, dann muß die 
flinke Schwalbe im niedrigen Luftrevier ihre Jagd anstellen!" 
Oedbauer. „Das geht ja alles wie nach der Regel. Und mein Kapuziner- 
ist halt doch ein prächtiger Wetterprofet. 
Was ist es denn mit der Wetterröhre des Krämers?" 
Haidbüchler. „Darüber könnten wir ja ein andermal diskuriren. Ich 
muß jetzt aufbrechen und möchte es nicht gerne überhören, was es mit diesem 
Wetterprofeten auf sich hat." 
Mit dem Versprechen, sich nächsten Sonntag wieder zu treffen, schied die 
Gesellschaft. 
IS. Von den neueren Wetteranzeigern. 
Nach den Mühen einer Woche Heuernte mit stets sich änderndem 
Weiter, bei dem es den rechten Augenblick für die Arbeit zu erspähen galt, 
finden wir unsere Bekannten wieder an denselben Tischen beim Lindenwirthe. 
Ein neuer Gast war hinzugekommen, der Hufschmied und Thierarzt 
des Dorfes. 
Der Oedbauer trug Sorge, daß das Gespräch wieder dort aufgenommen 
wurde, wo es jüngst abgebrochen worden war. Nach der Probe einer so 
wechselnden Wetterperiode konnte er für seinen Wettermann stolz einstehen. 
Die Kapuze war gar nicht zur Ruhe gekommen. 
Oedbauer. „Zieht das Quecksilber im Wetterglase des Krämers auch 
die Feuchtigkeit an?" 
Haidbüchler. „Das denke ich nicht. Wenn ich so Sonntags in die 
Stube des Krämers gekommen bin, so habe wohl bemerkt, daß das Queck 
silber in der langen Röhre beim niedern Stande auf schlechtes Wetter deutet, 
beim hohen auf gutes. Darum ist auf der Messingplatte am Brette das 
„Schön Wetter" oben, das „Regen" unterhalb angeschrieben. Inzwischen 
steht das „Veränderlich". 
Oedbauer. „Mich wundert es nur immer, daß das schwere Quecksilber 
in der engen Röhre so viel höher steht, als in der weiten die offen ist und 
wie eine Birne aussieht. Ihr habt es mir schon einmal gesagt, Krämer, 
wie viel der Unterschied in der Höhe beträgt, ich meine so an 27 Zoll
	        
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