Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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Das Montafoner- und Mariahofer - Rindvieh der 
okeröflerr. Landes - Äckerkaujchute. 
Von Direktor Mainzer. 
Ein Zeitraum von zwei Jahren ist wohl nicht hinreichend, um sichere 
vergleichende Urtheile über den Werth zweier Nacen aufstellen zu können, aber 
die hier bisher erreichten Resultate mit Montafoner- und Mariahofervieh 
gestatten schon einige Schlußfolgerungen, die ich in Folgendem anzuführen mir 
erlaube. 
Das Montafonervieh hat so viele vorzügliche Nutzungseigenschaften, die 
durch intelligente Züchtung in seiner Heimat zur Raceeigenschaft geworden 
sind, daß man sich wundern muß, daß diese Race bei uns nicht eine größere 
Verbreitung findet. Die Schnellwüchsigkeit und Frühreife des Jungviehes, die 
Milchergiebigkeit der Kühe bei selbst mittelmäßigem Futter, sowie die Mast 
fähigkeit und das erzielbare Körpergewicht nicht mehr zur Zucht verwendeter 
Thiere läßt nichts zu wünschen übrig, und doch findet sich dieses vortreffliche 
Vieh nur auf wenigen Landgütern Oberösterreichs. 
Der Grund davon mag einestheils darin liegen, daß diese Race in den 
uns naheliegenden Zuchtgebieten Steiermarks und Salzburgs nicht vorkommt, 
und der Milchwirth, der Montafonervieh hallen will, darauf angewiesen ist, 
sich den Bedarf seiner Milchkühe entweder selbst nachzuzüchten, oder dieselben 
in der entfernter liegenden Heimat dieser Race um hohe Preise zu kaufen. 
Ein zweiter Grund, warum das Montafonervieh bei uns noch nicht 
zum Handelsvieh geworden ist, ist der, daß dasselbe hinsichtlich der Ochsen 
aufzucht hinter den steiermärkischen Racen steht, da die Montafoner-Ochsen 
wegen ihres zu gutmüthigen Temperamentes keine so leistungsfähigen Arbeits 
thiere abgeben, als die lebhaften, munteren Ochsen Steiermarks. Die Mode 
spricht auch zu Ungunsten der Montafoner, denn wenn auch dem Viehmäster 
die Farbe des Thieres ziemlich gleichgiltig sein wird, so könnte sich hier doch 
kein Händler entschließen, zu dunkle oder gar schwarze Thiere zu kaufen, weil 
er befürchten würde, dieselben in seinem Absatzgebiete nicht mehr ^an Mann 
bringen zu können. 
Die Mariahofer-Race, welche in ihrem Zuchtgebiete in Steiermark und 
Kärnten vorherrschend zum Zwecke der Aufzucht gehalten wird, während die 
Milchwirthschaft im Hintergründe liegt, ist bei gutem Futter hinsichtlich des 
erstgenannten Zweckes jedenfalls ein vorzügliches Zuchtmateriale, denn die 
Mariahofer-Ochsen sind bezüglich ihrer Mastfähigkeit, Schwere und Qualität 
hochberühmt, und werden um verhältnißmäßig hohe Preise bezahlt. 
Was aber die Milchergiebigkeit der Mariahofer-Kühe anbelangt, so ist 
dieselbe im Allgemeinen mittelmäßig zu nennen; nichts destoweniger gibt es 
Mariahofer-Kühe, welche den Montasonern an Milchergiebigkeit nicht nach 
stehen, und dazu kommt noch, daß die Qualität der Milch von Mariahofer- 
Kühen eine ganz vorzügliche ist, noch besser als die der Montafoner - Kühe. 
Wäre im Zuchtgebiete der Mariahofer - Race die Milchergiebigkeit als Züch 
tungszweck ebenso im Auge behalten worden, wie dieses beim Montafonervieh
	        
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