Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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Arzt. „Wenn das schon nichts taugte, was sich nicht in allen Fällen 
bewährt, müßte ich ja meinen Beruf aufgeben. Mit bestem Wissen und 
Gewissen bestimme ich den Verlauf einer Krankheit, und doch kommen Fälle 
vor, in denen er sich so ganz und gar anders gestaltet. Von den Krank 
heiten, von denen man noch kaum die Ursache, geschweige ein Heilmittel für 
sie weiß, von denen will ich am liebsten nicht reden. Und doch ist die Heil 
kunde die älteste Wissenschaft; die besten Männer widmen ihrer Vervoll 
kommnung ihr ganzes Leben, und Millionen suchen durch sie Hilfe zu 
erlangen." 
Lehrer. „So ist es mit der neueren Witterungskunde. Wenn man 
erwägt, was in der Spanne Zeit geleistet wurde, seit welcher die Tausende, 
die früher ihre Arbeiten vereinzelnt betreiben mußten, Tag für Tag ihre Be 
obachtungen mit Hilfe des Telegrafen gemeinsam betreiben, ist man hin 
sichtlich ihrer weiteren Entwicklung zu den kühnsten Hoffnungen berechtigt." 
Pfarrer. „Wir sollten es doch versuchen mit der Sache. Bei der 
nächsten Eisenbahnstation ist auch ein Telegrafenamt, und um 5, längstens 
1 j 2 6 Uhr können wir die Ansage haben. 
Tragen wir die geringen Auslagen gemeinsam, so kommen auf Einen 
nur ein paar Kreuzer, und wir können außer unsern Wetteranzeichen auch 
solche benützen, die für einen ganzen Erdtheil hin Geltung haben." 
Großbauer. „Nichts für ungut, man ' hat ja von der Sache bisher 
gar nichts gehört. Hat man denn schon anderwärts das Ding probirt? 
Probirt geht über Studirt." 
Lehrer. „Wenigstens muß es dem Studiren folgen. 
Alle Länder mit Schifffahrt haben die Einrichtung getroffen, daß durch 
aufgestellte Warnzeichen die Schiffer und Fischer von nahenden Stürmen durch 
die Witterungskundigen gewarnt werden, und diese richten sich nach der 
Warnung, obgleich der eine oder der andere Sturm nicht eintrifft, ja sogar 
mancher Sturm unangemeldet kommt. 
In Amerika und in Frankreich ziehen auch die Landwirthe seit 
Jahren Vortheil daraus, und im ersteren Lande wurden schon im Jahre 1874 
3 l / 2 Millionen Witterungstelegramme blos an die landwirtschaftlichen 
Vereine abgegeben." 
Krämer. „Wenn der Amerikaner sein Geld für so etwas ausgibt, 
könnte doch was daran sein. Erhält sich die Einrichtung dort?" 
Lehrer. „Ihre Ausnützung nimmt mit jedem Jahre zu. Ich will ein 
andermal davon erzählen. Uebrigens wurden schon im Jahre 1877 in 
Mähren die Witterungsansagen mit bestem Erfolge benützt." 
Großbauer. „Ich bin gerade nicht für Neuerungen; aber um vom 
Wetter doch so halbwegs Sicheres zu erfahren, könnte man schon einmal es 
mit einer solchen wagen." 
Waldlehner. „Ich thu' auch mit. Ihr schickt an die Station, mein 
Bube wartet nach der Schule im Dorfe auf die Nachricht, die Bauern hinter 
dem Walde brauchen ihren Boten blos zu mir zu schicken." 
Haidbüchler. „Damit die auf der drübern Seite es zeitlich erfahren, 
richte ich auf dem hohen Büchl einen Maibaum auf. 
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