Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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ordnet werden, und dieses ist sie bereits. So viel ich gelesen habe, will die 
Regierung Anordnungen treffen, daß solche Nachrichten in Oesterreich von den 
Landwirthen und ihren Vereinigungen auf wohlfeile Art bezogen werden können. 
Unser landwirthschaftliches Centrale hat sich der Sache bereits warm angenommen, 
und wir können wohl schon im Verlaufe des Sommers von dieser neuen 
Einrichtung Prositiren. Unser Herr Lehrer liest soeben das Nähere über das 
Wesen dieser Einrichtung, und er hat sicher die Freundlichkeit, bei dem nächsten 
Zusammentreffen das Allerwichtigste darüber uns mitzutheilen." 
Lehrer. „Recht gerne. Es kann um so leichter geschehen, als wir von 
Mancherlei gesprochen, was zum Kern der Sache gehört. 
Von einem tiefern Eingehen kann freilich bei blos gelegentlicher Be 
handlung keine Rede sein. Doch bin ich zufrieden, wenn es mir gelingt, 
einen kurzen Ueberblick zu bieten." 
IV. Etwas über den Wetteranzeiger durch den Telegrafen. 
Lehrer. „Sagt uns im Zimmer unser Gefühl, und noch genauer das 
Thermometer, ob die Luft an Wärme zu- und an Dichte abnimmt, so 
muß man im Freien noch die Luftwage zu Hilfe nehmen. 
Merkt der Beobachter ein Sinken des Quecksilbers, so kann er 
schon auf eine Luftverdünnung schließen, auch wenn die Luft in den untern 
Schichten noch kälter und somit dichter ist. Daß sich aber für seine Gegend 
ein Minimum bilde, kann er so wenig wissen, wie der in einem Zimmer- 
Befindliche behaupten kann, sein Zimmer sei das wärmste, ehe er die 
Temperatur der andern Zimmer kennt." 
Krämer. „Es wird doch mehrere solche Beobachter geben." 
Lehrer. „In allen Gegenden, in welchen gebildete Leute sich ansiedelten, 
werden die Vorgänge im Luftkreise so genau beobachtet, wie die Hilfsmittel 
es nur gestatten. 
Diese Tausende von Beobachtern können aber unmöglich sich so schnell gegen 
seitig benachrichtigen, wie nöthig, und daher hat jeder Staat eine eigene An 
stalt errichtet, welche die Nachrichten der Beobachter in seinem Gebiet sammelt 
und ordnet.*) 
Für Oesterreich vollzieht diese Aufgabe die k. k. Anstalt für Me 
teorologie (Witterungskunde) und Erdmagnetismus in Wien. 
An diese Anstalt telegrafiren die österreichischen Beobachter**) kurz nach 
7 Uhr Morgens ihre Wahrnehmungen über Luftdichte (Barometerstand), 
Luftwärme (Thermometerstand), Luftfeuchte, Windrichtung, Bevölkerung u. s. w. 
Diese Mittheilungen zeichnen die Gelehrten der Anstalt in eine Karte, 
auf der die Orte, aus welchen Nachrichten erwartet werden, mit Ringlein 
verzeichnet sind.***) 
*) Nach neueren Vereinbarungen gemeinsam (simultan) um 7 Uhr Morgens, 
2 Uhr Nachmittags, 9 Uhr Abends. Diese Gleichartigkeit der Beobachtungen ist eine 
der wesentlichsten Bürgschaften für sicheres Fortschreiten der Wissenschaft. 
**) Männer der verschiedensten gebildeten Berussklassen, die ihrer Ausgabe 
unentgeltlich mit großer, auch vom Auslande anerkannter Hingebung obliegen. 
***) Synoptische Karten.
	        
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