Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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so muß ich das Minimum vor dem Gesichte haben, wenn mir der Wind in 
den Rücken weht. 
Ich habe just den Röthel zur Hand. Zeichne ich auf die Tischplatte 
ein Viereck, das mir das geheizte Zimmer vorstellen soll, links und rechts je 
ein Nebenzimmer, zu denen ich die Thüren ausbreche, denke mir das Zimmer- 
rechts gegen Osten und schreibe an die äußerste Wand das 0, das linke nach 
Westen — an die äußerste Wand ein W — so weht denen, die unter der 
Thüre in's warme Zimmer sehen, der Wind in den Rücken; dem im östlichen 
Zimmer von 0, dem im westlichen Zimmer von W her. 
Das kann man sich nun leicht merken. Der Wind im Rücken; 
sein Ziel, das Minimum, im Gesicht.*) 
Lasse ich meine Vierecke für Länder gelten, und damit wir's hübsch 
nahe haben, das mittlere für unser Oberösterreich, das östliche für Niederösterreich, 
das westliche für Baiern und denke das Minimum über uns, so zieht dieses 
aus Niederösterreich die Ostluft, aus Baiern die Westluft herbei. Würde ich 
obenan das nördliche Land Böhmen und unten das südliche Steiermark an 
zeichnen, so hätte ersteres Nord- und letzteres Südwind." 
Lehrer. „Ist der Boden in Frankreich so erhitzt, daß sich über ihm 
ein Minimum erzeugte, so bringt er uns östliche Winde, geschieht dasselbe 
einmal in Rußland, so haben wir westliche Winde. Kehre ich das Ding 
einmal um und nehme an, das Minimum sei im Westen, so weiß ich damit 
schon, daß es mir Ostwind bringen werde; ist das Minimum im Osten, 
so zieht es über uns die Westwinde her." 
Haidbüchler. „Nun finde ich mich leidlich zu recht. Wie erfahre ich 
aber r echtzeitig, ehe der Wind schon da ist, ob in. Niederösterreich oder- 
gar in Ungarn unten ein Minimum ist. Die Luft zieht es sich schnell her> 
zu — man sieht's und spürt's bei einem Schadenfeuer — und der Nach 
schub, die Regenwolken, sind beim Abendwinde bald da. Ich meine so ein 
Brief käme später, als der Wind mit dem Regen." 
Schmied. „Wofür gingen denn die Telegrafendrähte durch aller Herren 
Länder. Da dürfte nur Derjenige, welcher das Minimum zuerst merkt, im 
dortigen Telegrafenamt die Nachricht aufgeben; die lauft am Drahte wie der 
Blitz dahin und der Beamte in unserem nächsten Telegrafenamt kann sie ein 
paar Minuten später ausgeben." 
Krämer. „Das könnte sich gut machen. Heute ist ein Minimum in 
Ungarn, morgen zeigt sich eines in Frankreich, dann ein drittes in Rußland 
und so fort, da wird man von jedem dieser Länder in jede Station telegrasiren, 
wo die Leute gerne etwas über das Wetter wissen möchten. Wer sollte es 
nur zahlen? heute ein Telegramm von Moskau, morgen eines von Schweden! 
Das Ding ist unmöglich!" 
Pfarrer. „Doch nicht so ganz. Die Sache muß nur zweckmäßig ge- 
*) Im Großen gestaltet sich durch Ablenkung des Windes in Folge der Erd 
rotation und der Centrifugalkrast die Sache so, daß das Minimum links etwas vorne 
liegt, das Maximum (das Gebiet dichtester Lust, höchsten Barometerstandes) rechts, 
etwas rückwärts.