Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1875 (1875)

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Sollte sich dieser Uebelstand künftig wiederholen, so wären diese so sehr 
angerühmten Neuheiten zum allgemeinen Anbau nicht geeignet. 
Hingegen sind einige ältere, großfrüchtige, sehr bewährte Sorten zur 
Massen-Kultur zu empfehlen, wie Abraham Lincoln, Margue'rite, nonsucli 
und die etwas später reifende Mammuth. Letztere ist besonders ausdauernd, 
und die kräftigen Fruchtstengel tragen die großen zahlreichen Früchte ziemlich 
aufrecht. 
Die vor einigen Jahren in den Handel gebrachte immertragende oder 
Remontant, Ananas-Sorte, hat sich nicht bewährt. 
Kremsmünster, im Juli 1874. 
Josef Runkel. 
Zum 6amenwechsec. 
Mehr denn je ist heute der Landwirth gezwungen, seine Wirthschaft so 
einzurichten, daß ihm beim Schluß des Rechnungsjahres ein Reinerträgniß 
verbleibt. Es müssen daher alle maßgebenden Faktoren aufs höchste benützt 
werden, um dieses Ziel zu erreichen. 
Einer dieser Faktoren, welcher erheblich dazu beitragen kann, das Rein 
erträgniß zu erhöhen, ist „der Samenwechsel". 
Leider wird dieser Gegenstand von einer großen Zahl von Landwirthen 
nicht gehörig gewürdigt, und andererseits hört man wieder von solchen Land 
wirthen, welche sich mit Mühe und Geldkosten fremden Samen zum Wechseln 
anschafften, über Mißerfolge oder nicht genügende Erfolge klagen. Sehr häufig 
wird dann dem Samen schuld gegeben, welcher doch wohl nur in Ausnahme 
fällen die Ursache zu Mißerfolgen geben wird; in der Mehrzahl der Fälle 
ist der Landwirth immer selbst der schuldtragende Theil. 
Woher kommt das? Es kommt daher, daß viele derjenigen Landwirthe, 
welche Samen wechseln, gar nicht darauf Rücksicht nehmen, ob der Samen, 
welcher angekauft wird, auch wirklich für die Verhältnisse passend ist, in 
welche derselbe versetzt werden soll. 
Jede Getreideart, die längere Zeit auf einem und demselben Boden zur 
Samenzucht kultivirt wird, gewöhnt sich an die Verhältnisse, unter welchen 
sie gezogen, resp. veredelt wurde. Daß ein derartiger Getreidebau nur bei 
der denkbar besten Kultur der zur Aufnahme des Samens bestimmten Aecker 
bestehen und das Beste hervorbringen kann, ist selbstverständlich. Außerdem 
hat auch die liebe Mutter Natur einzelne Gegenden mit solchen Vorzügen 
bedacht, welche viel mehr werth sind und viel bessere Resultate erzielen lassen, 
als die sorgfältigste Kultur zu liefern vermag. 
Lassen wir uns nun aus einer solchen gesegneten Gegend einen ver 
edelten Samen senden und versetzen wir denselben in eine Gegend, wo der 
Landwirth im Schweiße seines Angesichtes mit der „lieben Mutter Natur" 
ringen muß, um seinem Acker eine dürftige Ernte zu entreißen, so wird der 
Mißerfolg sicher nicht ausbleiben, das Ernte-Ergebniß wird schlechter sein, 
als wenn einheimischer Samen gebaut worden wäre.
	        
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