Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

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werden, manchem Unheil, welches die Menschen bedroht, die mit Stieren 
umzugehen haben, wird durch die Nasenringe vorgebeugt. Bei den großen 
Thierausstellungen in Paris, London, Hamburg, Dresden und Wien, dann 
bei den landwirthschaftlichen Festen Württembergs, namentlich in Cannstadt, 
konnte man hundertfach sehen, wie durch einen einzigen Mann die verschie 
densten Stiere an einem Nasenringe auf den Ausstellungs-Plätzen hin- und 
hergeführt wurden, ohne daß ein Unfall vorkam. Der durch die Nasenscheide 
wand eingezogene Ring kann nicht ersetzt werden durch andere an derselben 
Stelle angebrachte Instrumente; die in England und in der Schweiz zuweilen 
angewendete Ringzange oder Nasenklammer ist zwar auch ein wirksames 
Bändigungsmittel, allein in weit geringerem Grade und dabei wirken solche 
Zangen in hohem Grade thierquälerisch, weil die Thiere sich dem nur vor 
übergehend in Anwendung gebrachten Zwangs-Instrumente instinktiv wider 
setzen, und in der kurzen Zeit des Gebrauches die Wirkung des Zwangs 
mittels nicht verstehen lernen und deshalb sich stets gegen dasselbe auflehnen 
und dabei unnöthig gequält werden. 
Der Grund, warum die Nasenringe früher nicht häufigere Anwendung 
fanden, ja sogar in Deutschland und Oesterreich kaum bekannt waren, liegt 
darin, daß die Ringe unzweckmäßig konstruirt waren, so daß die Operation 
des Einziehens eine umständliche und schwierige wurde. Durch die vom 
Unterzeichneten schon im Jahre 1851 erfundenen Nasenringe ist die Operation 
zu einer höchst einfachen und leichten geworden und eben deswegen hat sich 
mit der Verbreitung dieser Ringe und dem Bekanntwerden der einfachen 
Operations-Methode die so zweckmäßige Anwendung der Nasenringe für 
Stiere überhaupt immer mehr Bahn gebrochen. 
Eigenthümlichkeiten des Nasenringes. 
Früher, wenn man einen Ring in die Nase eines Stieres einziehen 
wollte, brachte man das Thier vor eine Schmiede und brannte durch die 
Nasenscheidewand mit einem glühenden Draht ein Loch, wozu man in Eng 
land einen besonderen Schutzapparat mit Hülsen verwendete, durch welche der 
glühende Draht zur Schonung der Nasenflügel geleitet wurde, oder man stach 
mit einem Troikart, mit einem Biston oder einer Lanzette vor. Einzelne 
hatten auch Vorstecher zum Anschrauben oder Anschieben an die Ringe und 
ich selbst hatte eine besondere Lochzange konstruirt. Allein immer blieb neben 
der Umständlichkeit der Operation noch die Schwierigkeit, den Ring in das 
vorgearbeitete Loch der Nasenscheidewand einzuführen, denn das Thier wurde 
gequält beim Aufsuchen des ohnedies schmerzlich asfizirten vorgezeichneten 
Weges. Hiezu kam noch die Schwierigkeit und die Quälerei bei der Ver 
schließung des Ringes, welcher mit Gewalt erst in die richtige Form gebogen 
wurde und jedenfalls mit Schrauben und Nieten geschlossen werden mußte. 
Alle diese Weitläufigkeiten, Quälereien und Ausgaben für zum Theil 
kostbare Instrumente sind nun erspart durch die von mir konstruirten Nasen 
ringe. Diese Ringe haben nämlich die Eigenthümlichkeit, daß die überein 
ander greifenden Endstücke des Kreises in der Art zugeschärft sind, daß sie 
wie eine Lanzette sich leicht durch die Nasenscheidewand durchstechen lassen, 
ohne daß man vorlocht. Das schneidende Instrument, in einem Bogen ver- 
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