Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

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kein Wunder, wenn Gehirnkrankheilen entstehen; stürzen, doch oft solche mal- 
trätirte Thiere schon während des Aderlasses wie vom Schlagflusse getroffen 
nieder. 
Sollte dieser nützliche Aderlaß vollzogen werden, so darf keine Schnur 
an den Hals gelegt werden, sondern die Vene ist einfach mit der Hand, be 
ziehungsweise zwei Fingern derselben zu unterdrücken, d. i. der Blutabfluß 
aus selber mäßig zu hemmen. Dieß. muß freilich gelernt werden, aber wenn 
es so geschieht, so ist keinerlei Schaden hieraus zu gewärtigen, vorausgesetzt, 
daß der Aderlaß nicht zur Unzeit vollzogen wurde. 
Auch beim Rinde kommt die Lungenentzündung vor, allein hier ist die 
eigentliche Lungenentzündung einzeln auftretend, höchst selten; gewöhnlich 
ist ss die „Lungenseuche" und hier ist die erste Hilfeleistung des Thier 
besitzers, sofort die Anzeige hievon bei der Gemeinde -Vorstehung zu machen! 
Bis zum Einlangen der Seuchekommission kann der Landwirth mit 
dem kranken Thiere wohl verfahren, wie es früher bei der Lungenentzündung 
des Pferdes beschrieben wurde, allein vorerst sorge er für strenge Absonderung 
des oder der Kranken von dem gesunden Hornvieh. 
2. Gehirnkrankheiten. 
A. Gehirnhäute - Entzündung, rasender und Dnmmkoller. 
Die Entzündung der Gehirnhäute, im gewöhnlichen Leben fälschlich 
„Gehirnentzündung", auch rasender Koller genannt, ist eine Krankheit, die 
jedem Landwirthe bekannt ist, daher die Beschreibung der Krankheitserscheinun 
gen unterbleiben kann. 
Die erste Hilfeleistung besteht darin, daß man die kranken, sich rasend 
geberdenden Thiere mit möglichster Vorsicht aus dem Stalle und in einen 
kühlen lustigen Ort bringt, wo sie nicht angebunden werden dürfen, sondern 
sich frei bewegen können. Die noch vor Kurzem im Stalle rasenden Thiere 
werden hierauf bald ruhiger und bewegen sich wie blind im Kreise. 
Ein ausgiebiger Aderlaß, auf die Art vollzogen, wie es bei der Lun 
genentzündung beschrieben wurde, ist hier wohl das Beste, wo es nicht mög 
lich, mache man doch recht fleißig kalte Umschläge auf den Kopf, verabreiche 
große Mengen von Salzen, wie Glauber- oder Bittersalz, das wirksamere 
Doppelsalz soll der Laie nicht anwenden, zu 8 bis 10 Loth per Gabe in 
Zwischenräumen von 6 zu 6 Stunden, so lange, bis Abführen erfolgt. Als 
Futter ist blos Grünfutter, oder mit Salzwasser angenetzte Kleie zu geben, 
keineswegs aber Körnerfutter. 
Beim Dummkoller, der blos eine Folge der Gehirnhäuteentzün 
dung ist und in einer Ergießung von Serum (Wasser) in die Gehirnkammern 
besteht, ist dasselbe Verfahren, mit Ausnahme des Aderlasses, der hier wie 
bei allen Wassersüchten schadet, zu beachten. 
Der D u m m k o l l e r wird auch öfters zum r a s e n d e n K o l l e r, wenn 
nämlich entweder der Druck des Serums in den Gehirnkammern oder äußere 
Ursachen, wie grelles Licht, starke Sommerhitze, dunstiger Stall, schwere hitzige 
Fütterung eine neue Entzündung hervorrufen; in diesem Falle ist die Be 
handlung mit Einschluß des Aderlasses dieselbe, wie bei der Gehirnentzündung.
	        
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