Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

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beschwerde. Während der Puls in der Minute auf 60—80 Schläge, je 
nach der Heftigkeit des Leidens, steht, erreicht der Athem oft 40 und mehr 
Züge in der Minute. Die Thiere sind sehr matt, abgeschlagen, bei großer 
Athemnoth auch aufgeregt, unruhig. Sind sie ruhig, so stehen sie mit aus 
gestreckten Vorderfüßen — zimmerstockähnlich — da. Die Kranken zeigen 
Hustenreiz, husten jedoch selten, und wenn, so geschieht es in kurzen trockenen 
Stößen, mit sichtlich großer Schmerzüußerung. Bei dieser Krankheit kann 
der Landwirth selbst nur in den leichteren Graden ersprießlich wirken, da hier 
ein ausgiebiger Aderlaß das beste Heilmittel ist; was er hier thun kann, ist 
einfach das, was schon beim Bronchialkatarrh' (sogenannte Herzkehle) ange 
geben wurde. Gut wäre es, wenn sich jeder Landwirth mit der einfachen und 
so nützlichen Manipulation des Aderlasses vertraut machen würde, denn diese 
Operation am rechten Orte und zur rechten Zeit angewendet, übertrifft in 
ihrer Wirksamkeit alle allopatischen und homöopatischen Apotheken sammt und 
sonders, sowie sie zur Unzeit oder unnütz angewendet, immer schaden. 
Obwohl strenge genommen, nicht hieher gehörend, so soll doch in Kürze 
der Ausdruck: „am rechten Orte", der auffallen könnte, näher bezeichnet 
werden. Es ist nämlich gerade hier zu Lande fast allgemein Gebrauch, daß, 
besonders von Abdeckern und anderen Kurpfuschern, zur Blutentleerung die 
sogenannte Schrank-, auch Spornader genannt, gewählt, von den Thiereigen 
thümern auch selbes gefordert wird, das „Warum?" bleibt man sich natür 
lich gegenseitig schuldig. 
Nun ist es aber, soll ein Aderlaß nützen und hier ist nur von der 
unbedingten Nothwendigkeit desselben die Rede, eine Hauptbedingung: daß in 
der kürzesten Zeit die gehörige Menge Blut entleert werde, welches bei einer 
Hautvene, wie es eben die sogenannte Spornader ist, nie geschieht, die Menge 
fließt nie ab und was abfließt, geschieht in einer so langen Zeit, daß die 
neue Blutbildung dieselbe fast paralisirt. Bei inneren Thierkrankheiten ist es 
blos die sogenannte Halsader (Drosselvene), die den vorbemerkten Bedingungen 
entsprechen kann und auch entspricht! 
So viele Anfechtungen diese Behauptung bei bäuerlichen Thierbesitzern 
und bei. Kurpfuschern finden mag, so muß sie dennoch aufrecht erhalten 
werden. 
Die Einen sagen: ich lasse meinem Pferde nicht aus der „Halsader" 
Blut, aus dem Grunde, weil ich es entweder selbst erfahren oder gehört habe, 
daß hiedurch der Koller entsteht; der Kurpfuscher ist im doppelten eigenen 
Interesse damit einverstanden, einmal, weil er nicht widersprechen darf, ohne 
die Kundschaft sich zu verderben, anderseits aber, weil er es nicht versteht, 
ohne die bemerkten Folgen den Aderlaß zu vollziehen. 
Die Sache ist einfach die: Wenn einem Pferde an der Drosselvene 
zur Ader gelassen wird, so nehmen diese Empiriker eine Hanfschnur, schnüren 
dem armen Thiere den Hals oft derart zu, daß es kaum athmen kann und 
schlagen dann mit dem Schnäpper oder einem Stück Holz auf die 
Ader los, häufig wiederholt. Beide Drosselvenen sind jetzt faktisch unter 
bunden, der Abfluß des Blutes aus dem Gehirne kann nicht stattfinden, 
Blutandrang in selbes muß eintreten, und wird dies häufiger — wie es eben 
bei den unsinnigen Frühlingsaderlässen geschieht — vollzogen, nun so ist es
	        
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