Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

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Kranken, so daß die Umhüllung die Dämpfe zu dem Kopfe leitet, und lasse 
dies so lange, bis das Wasser zu dampfen aufhört. 
Viele nehmen zu diesen Dunstbädern gesottene Gerste, in der Meinung, 
daß der Pslanzenschleim der Gerste in Form von Dämpfen zur Nase gelangt. 
Dies ist ein wenn auch sonst unschädlicher Irrthum, der Schleim ist, 
wenn auch gelöst, spezifisch viel zu schwer, um als Dunst in die Höhe zu 
gelangen; was hinauf gelangt, sind blos die Wasserdämpfe. Diese Methode 
hat nichts an sich als daß sie kostspielig ist und nicht mehr, ja gewissermaßen 
weniger wirkt, als Dämpfe aus Heublumen bereitet, welche zugleich etwas 
aromatischer Natur sind. 
Noch eine andere Dünstungsmethode wird fast allgemein geübt, von 
der nur Wunder zu nehmen ist, daß sie nicht weit öfteren und größeren 
Schaden verursacht, als es thatsächlich geschieht: es ist das Dünsten mittelst 
eines Sackes, den man mit dem Inhalte des dünstenden Mittels den Kranken 
an den Kopf hängt. Abgesehen davon, daß sich die Thiere oft stark dagegen 
sträuben und sich hiedurch verbrühen, müssen sie auf so kurzem Wege rein 
nur die heißen Dämpfe einathmen, ohne daß sie auch die zum Athmen un 
entbehrliche atmosphärische Luft erhalten. 
Durch diese Methode sind schon sehr häufig Lungenentzündungen her 
vorgerufen worden. 
Es wird manchem freundlichen Leser auffallen, daß noch immer nicht 
von unfehlbar heilsam wirkenden sogenannten „Kehlpulvern und Ladwergen" 
gesprochen wurde, da doch die Meinung allgemein ist, diese seien im Stande, 
die Kehle, Drüse u. s. w. nicht nur allein zu heilen, sondern auch zu ver 
hüten ! 
Leider ist diese irrige Meinung so allgemein, daß sie Quacksalbern und 
Charlatanen eine reichliche Einnahme bietet. Diese Zeilen haben jedoch den 
Zweck, den ländlichen Thierbesitzern die einfachen aber rationellen Mittel be 
kannt zu geben, wie er mit Nutzen bei Erkrankungen seiner Hausthiere die 
erste Hilfe bis zum Einlangen eines Thierarztes selbst leisten könne, in zwei 
ter Linie dadurch der Charlatanerie entgegen zu arbeiten. 
Nicht soll über alle der vielen angebotenen Vieh- und Kehlpulver der 
Verdammungsstab gebrochen werden, da einige davon doch eine wenn auch 
ihrem gewöhnlich hohen Preise nicht entsprechende spezielle Wirksamkeit besitzen; 
absolut sind jedoch alle zu verwerfen, die in marktschreierischer Weise für viele, 
oft die entgegengesetztesten Thierkrankheiten, wenn nicht für alle, angepriesen 
werden. 
Was die sogenannten Kehlpulver speziell anbelangt, so ist es ein kost 
spieliger Irrthum, wenn man glaubt, diese seien im Stande, die Drüsen 
krankheiten, Kehle oder Strengt zu verhüten. Manche Thierbesitzer haben 
immer großen Vorrath von solch' zweifelhaften Pulvern und füttern regel 
mäßig ihre Thiere damit, die sie gerne fressen, weil sie meist wohlschmeckende 
unwirksame Substanzen enthalten. Abgesehen vom Kostenpunkte, werden 
solch' verwöhnte Thiere wahre Arzneikasten, entbehren der gesunden Blut- und 
Fleischbildung. 
Vor Krankheiten schützen nicht Arzneien, sondern eine 
aufmerksame, naturgemäße Behandlung der Thiere!
	        
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