Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

Die gutartige Drüse, obwohl sie bei Pferden jeden Alters vor 
kömmt, ist doch bei den jungen Thieren als eigentliche Fohlenkrankheit am 
häufigsten. 
Die ersten Anzeichen dieser Krankheit sind: Traurigkeit, zu Berge- 
stchen des Haares, häufig mit Frostschauer verbunden, öfters wird auch schon 
jetzt ein Husten gehört. Am Gewöhnlichsten wird jedoch ersteres nicht be 
achtet, und nur dann, wenn die Thiere entweder gar nicht mehr fressen, oder 
doch die Freßlust derselben bedeutend abgenommen hat, erinnert sich der Wär 
ter oder Eigenthümer des Thieres — w i e es leider fast durchgehends 
und ziemlich bei allen Krankheiten der Fall — daß das 
Pferd krank sein müsse. Bei näherer Besichtigung des Kranken zeigt sich 
der Kehlgang (Schlitten) voll, d. i. die Kehlgangsdrüsen mehr oder weniger 
angeschwollen, welche in ein paar Tagen oft die Größe eines Hühnereies und 
darüber erreichen; dieselben sind warm anzufühlen, das Thier äußert bei 
Betastung derselben großen Schmerz. Jetzt ist auch bereits schleimiger oft 
sehr konsistenter Ausfluß aus beiden Nasenlöchern bemerkbar. Der Husten 
ist häufig und locker mit oder ohne besondere Schmerzüußerung. Die Schleim 
häute beider Nasengänge sind gleichmäßig höher geröthet, oft hochroth. 
Die Behandlung ist hier eine sehr einfache, und zwar eine solche, 
die der Landwirth allein vom Anfange bis Ende durchführen kann, da sie 
hauptsächlich eine blos diätetische ist. 
Man bringe den, oder weil häufig namentlich bei Fohlen mehrere zu 
gleich, besonders zur Frühlingszeit, erkranken, die Kranken in einen mäßig 
warmen, von Zugluft freien, doch reine Luft enthaltenden Stall, gebe reich 
liche Streue, frottire sie am ganzen Körper tüchtig mit Strohwischen, wobei 
man sie auch allenfalls mit Kampfergeist bespritzen kann, bedecke sie mit nicht 
zu schweren Decken, und zwar so, daß sie, ohne zu schwitzen, die eigene 
Körperwärme gehörig behalten. 
Die Drüse selbst, wenn sie auch noch so groß, und je schmerzhafter, 
desto besser, bedarf keine besondere Behandlung. Man schmiere sie höchstens 
mit Fett, gleichviel welches immer — das übliche Einschmieren mit Gänse 
fett ist wohl auch gut, aber leistet nicht mehr als gewöhnliches Schweinefett, 
ist dafür aber zu kostspielig — tüchtig ein, bedecke dann die Drüse warm 
mit Kotzenlappen, die am besten doppelt gehalten, mit Wergeinlage ausgefüllt 
werden. 
Man verabreiche den Thieren gut gesalzene, nicht ganz kalte Mehl 
tränke, gebe ihnen reichliche Salzsteinlecke und als Fütterung blos kühlendes 
weiches Futter, gut mit gesalzenem Wasser angenätzte Kleie, Gras, grünen 
Klee, der, um Aufblähen zu verhindern, vorerst etwas welken zu lassen ist. 
Die Drüse schmiere man öfter, wie früher angegeben. Mit dieser einfachen 
Behandlung reicht man in den meisten Fällen aus, der Ausfluß wird weni 
ger und dünnflüssiger, der Husten seltener, die Freßlust mehr. Zugleich be 
ginnen die Drüsen, wenn auch an Umfang größer, zu förmlichem Kropfe sich 
ausdehnend, doch weich und weniger schmerzhaft zu werden. An der tiefsten 
Stelle derselben besonders läßt sich die Haut dünn, sehr weich fühlen, die 
Haare fehlen an diesen Stellen. Jetzt wird diese weiche Haut sehr bald 
selbst bersten und der eitrige Inhalt der Drüse oft in unglaublicher Menge
	        
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