Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

Züchterinnen der Fruchtbarkeit Eintrag. In diesem Falle muß man sich in 
der Fütterung zu helfen wissen und ihnen etwas weniger geben. Das Gleiche 
gilt, wenn trächtige Säue ungewöhnlich zunehmen; auch hier ist, um das 
Ferkeln zu erleichtern, ein Abzug an den Futterrationen nothwendig, jedoch 
durch eine Verbesserung des Futters, mittelst Beimengung von Gersten 
schrott oder ordinärem Roggenmehl die Steigerung der Milchergiebigkeit zu 
unterstützen. 
Da bei den Schweinen die vorderen, der Brust zunächst befindlichen 
Zizen die milchreichsten, die gegen die Schenkel zu verlaufenden, die milch 
ärmsten sind, so ist es gut darauf zu achten, daß die fast bei jedem Wurf 
vorkommenden kleineren Ferkel zu den vorderen Saugwarzen gelangen. Da 
durch ist bald der Ausgleich bezüglich der Größe und Schwere unter den 
Thierchen gewonnen, während anderenfalls die schwächlichen von den stärkeren 
ganz verdrängt werden und weit in der Entwicklung zurückbleiben. 
Länger als 4 — 5 Wochen soll man die englischen Schweine nicht säugen 
laffen, theils weil die Mutter zu sehr darunter leidet, theils weil die Milch 
mischung bei den Vollblutschweinen überhaupt eine solche zu sein scheint, die 
den Jungen weniger zuträglich ist. Man will die Bemerkung gemacht haben, 
daß englische Ferkel häufiger die genossene Muttermilch erbrechen wie deutsche 
Schweine und daß sie in Folge dessen auch mehr am Durchfall leiden wie 
diese. Große Reinlichkeit im Stalle, wodurch verhindert wird, daß die Thier 
chen die verschüttete oder die von ihnen erbrochene und dadurch gesäuerte Milch 
neuerdings auflecken, ist wohl das beste Borbeugungsmittel. Die ausgebrochene 
Krankheit selbst wird oft durch ein einfaches Hausmittel behoben; durch die 
Verabreichung eines Eidotters, unter welchen etwas geschabte Kreide gemengt ist. 
Das Alter von 4—5 Wochen ist, wie erwähnt, die geeignetste Zeit, 
um die Ferkel zu entwöhnen. Man gibt ihnen dann abgerahmte oder ge 
wässerte Kuhmilch mit Mehlzusatz, etwas Hafer oder andere Körnerfrucht 
und zwar am besten in gebrochenem (geschrottetem) Zustande, gekochte und 
zerbröckelte Kartoffel und, wo man sie hat, auch Molken. Buttermilch und 
saure Milch sagt ihnen weniger zu und ist daher zu vermeiden, da sich auf 
deren Genuß leicht der Durchfall einstellt. Wenn die abgesetzten Schweinchen 
die Muttermilch vergessen haben und kräftiger geworden sind, was nach etwa 
14 Tagen der Fall sein wird, dann kann dort, wo die Milch einen besonderen 
Werth hat, mit dieser gespart und anstatt Milch nur Wasser zum Mehl 
trank verwendet werden. Außerdem sind ihnen gehackte Wurzelgewächse, Grün 
zeug, Klee auch Küchenreste zuträglich. Vorsicht und Maßhalten kann jedoch 
nicht genug empfohlen werden, da die meisten Krankheiten, die in der ersten 
Jugendzeit der Schweine überhaupt und namentlich bei zarteren englischen vor 
kommen, auf ein Ueberfressen zurückzuführen sind. Oefteres Füttern und immer 
wenig, soll Grundsatz sein. Nach und nach kann man die Zahl der Mahl 
zeiten vermindern und endlich auf die drei gebräuchlichen: früh, mittags und abends 
herabgehen. 
Kaltes Futter ist dieser Gattung von Schweinen nicht sehr zuträglich, 
daher wo möglich lauwarm gefüttert werden soll. Empfehlenswerth sind 
zeitweise verabreichte kleine Salzgaben, welche anregend auf die Verdau-
	        
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