Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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fließen können, so würde nach den in England gemachten Versuchen zur Ver 
dunstung eines Kubikfußes Wasser so viel Wärme nothwendig gewesen sein, 
als beiläufig 7 Pfund Steinkohlen zu erzeugen im Stande sind. Nehmen 
wir nun an, wir hätten bei einer ausgeführten Drainage ein Gefälle von 
3 Fuß auf 100 Klafter und hätten Zzöllige Röhren angewendet, so würden 
nach gemachten Beobachtungen in der Sekunde 0,0124 Kubikfuß Wasser ab 
fließen. Dieß würde in 24 Stunden 1071 Kubikfuß ausmachen, zu deren 
Verdunstung demnach die Wärme von 75 Zentner Steinkohlen nothwendig 
sein würde. 
Wir können hieraus folgern, daß die Pflanzen auf drainirten Boden 
die durch die athmosphärische Luft zu Gebote stehende Wärme für ihr Wachs 
thum selbst verarbeiten können und es resultirt hieraus weiters, daß die auf 
einem gedrainten Boden wachsenden Früchte einen weit höheren Grad von 
Vollkommenheit erreichen müssen, als die Erträge auf nassen kalten Boden. 
Wie die Erfahrung gezeigt hat, werden die Getreide-Körner dünnschäliger, 
größer und mehlreicher, die Futterpflanzen und Knollengewächse besitzen einen 
größeren Gehalt an nährenden Bestandtheilen und gedeihen kräftiger. 
Als Beweis für das soeben Angeführte will ich hier die Aeußerungen 
eines strebsamen Bauern, des Johann Kriechmaier, Besitzer des Haidergutes 
in der Gemeinde Kefermarkt, mittheilen. Derselbe hat schon vor mehreren 
Jahren Drainagirungs - Versuche gemacht, und führt in Folge der erzielten 
günstigen Resultate gegenwärtig wieder ein solches Unternehmen aus. Dieser 
berichtet über die gewonnenen Vortheile: „Ich habe mir ein ungefähr 3 Joch gro 
ßes Feld, welches mit vielen Naßgallen behaftet war und daher sehr stark an 
Näße litt, vor mehreren Jahren schon drainirt. Vor der Drainage erhielt 
ich unter den günstigsten Verhältnissen eine Fechsung von 6 Fahrteln a 4 Metzen, 
sohin 24 Metzen Haber; das Stroh konnte im Werthe von 10 fl. angerech 
net werden. — Nach der Drainage gab mir derselbe Acker eine Ernte von 
12 Fahrteln Haber und das Stroh hatte einen Werth von ungefähr 18 fl. 
Die Baarauslagen der Ausführung beliefen sich, da ich die Arbeit mit mei 
nen eigenen Leuten herstellte, auf ca. 40 fl. und ich kann daher bestätigen, 
daß schon nach dem ersten Jahre meine Auslage und Mühe abgezahlt war. 
Dabei muß ich noch bemerken, daß die jetzt auf diesem Acker gebauten Früchte 
die früheren bei weiten an Güte übertreffen. Ein gleiches Resultat erzielte ich 
aus einem anderen Acker mit Gerstenfechsung. 
Die hier aufgezählten Vortheile der Drainage sind gewiß so bedeutend, 
daß das Lohnende dieser Kultur-Verbesserung mit Bestimmtheit erkannt wer 
den muß. Erst durch die Trockenlegung wird der nasse Boden 
leichter zugänglich, leichter und billiger, mit größerem Er 
folge bearbeitet, rechtzeitig warm, bestellbar, unkrautrein, ge- 
sund, für tiefes Eindringen und kräftige Entwicklung der 
Wurzeln geeignet, mit einem Worte, erst nach der Trockenle 
gung gestattet der Boden die Erzielung hoher Erträge an 
M e n g e u n d Güte. 
Ueber die Kosten und die Rentabilität bedarf ich nichts mehr beizufü 
gen, nachdem ich hierüber im vorjährigen Kalender die entsprechenden Erläu 
terungen bereits mitgetheilt habe.
	        
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