Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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ruht, die Bestellung und läßt dadurch eine günstige Vertheilung der anderen 
landwirthschaftlichen Arbeiten zu. Der größere Widerstand, welchen ein nasser, 
niemals mürbe werdender Boden den Gerathen entgegensetzt, bringt an 
ihnen eine größere Reibung hervor, vorkommende Steine verschieben sich 
schwerer als im trockenen lockeren Boden, wodurch sowohl eine größere Ab 
nützung der Geräthe, als auch ein bedeutender Mehrverbrauch von Arbeitskraft 
seitens der Menschen und Thiere eintreten muß. 
4. In Bezug aus die Wirkung des Düngers. 
Auf drainirten Boden finden die zugeführten Düngstoffe die vollkom 
menste Ausnützung. Jeder Landwirth ist bestrebt, den Dünger vor Ver 
flüchtigung zu schützen, weil er weiß, daß dadurch der beste Theil verloren 
geht. Wird der Dünger auf der Miststütte noch so sorgsam behandelt, kommt 
er aber bei seiner Verwendung auf ein schweres Feld mit undurchlassendem 
Untergründe und tritt noch dazu Regen ein, so wird der Dünger, obschon 
derselbe sogleich untergepflügt worden ist, verhindert, den Gährungsprozeß 
durchzumachen, 'weil ihm das Haupterforderniß zur Gährung, nämlich die 
Wärme, abgeht. Er verwandelt sich durch das Vorhandensein der Nässe in 
saure Dammerde, in welchem Zustande er sehr wenig Nahrungsstoffe für die 
Pflanzen liefert. Während dieses unvollkommenen Gährungsprozesses geht ein 
großer Theil der flüchtigen Stoffe verloren. Wir sehen also daraus, daß ein 
Landwirth, wenn er auch noch so viel Arbeit und Dünger auf nasse Län 
dereien verwendet, einen dauernden Kulturboden ohne vorherige Trockenlegung 
zu schaffen nicht im Stande ist. 
5. In Bezug aus das Wachsthum der Kultur - Pflanzen. 
Wenn alle Hohlräume des Bodens mit Wasser angefüllt sind, so wird 
der Zutritt der Luft zu den einzelnen kleinsten Bodenbestandtheilen unmöglich, 
während die in den Boden eindringende Wärme nur zur Verdunstung des 
Wassers benützt wird. 
Dieser Verdunstungsprozeß findet aber immerfort statt, so lange Wasser 
im Boden vorhanden ist und es ist deßhalb unschwer einzusehen, daß ein 
nasser Boden den Pflanzen gegenüber immer kalt sein wird, weil eben die 
Wärme der athmosphärischen Luft nicht auf die Pflanzenwurzeln wirken kann. 
Von der Richtigkeit der Behauptung, daß in einem Körper, aus welchem 
Wasser verdunstet, Kälte erzeugt wird, kann man sich auf eine ganz einfache 
Weise überzeugen. 
Machen wir unsere Hände naß und lassen dann die Lust auf dieselben 
wirken, so werden wir alsbald das Gefühl der Kälte empfinden. Die Wärme 
der Hand sowohl als auch die Wärme der Lust wird zur Verdunstung des 
Wassers verbraucht und wir fühlen einen gewissen Grad von Kühle. Ganz 
so ist es beim Boden. 
Jeder Kubikfuß (56.^ Pfund) Wasser, welcher durch die Drains täg 
lich abfließt, repräsentirt eine sehr große Summa von Wärmestoff > welcher 
für die Pflanzen - Entwicklung erhalten bleibt. Hätte das Wasser nicht ab- 
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