Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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frästen — besitzt, um unter den nun herrschenden Zeit-Verhältnissen in Kon 
kurrenz treten — ein vorgestecktes Ziel realistren zu können. Wenn nun die 
Wahrheit dieses Sachverhaltes unbestreitbar vorliegt, warum also bleiben bei 
uns die Grund- und insbesondere die Waldbesitzer noch immer isolirt? Denn 
die einzelnen Anfänge, auf welche etwa hinzudeuten wäre, erweisen sich leider 
nur als äußerst seltene Ausnahmen. Dies sollen sie denn doch aber fortwäh 
rend nicht bleiben, und damit sie es nicht bleiben, müssen die materiellen 
Vortheile wohl erwogen und begriffen werden, welche nur durch ein den gege 
benen Lokal-Verhältnissen angepaßtes Zusammenstehen einiger oder mehrerer 
Theilnehmer — einzelner oder mehrerer Gemeinden — durch Bildung von 
Wald-Genossenschaften erreicht werden können. 
Blicken wir hin auf das Beispiel, das uns in Beziehung der Holz- 
^ lieferung sowie der marktgerechten Vorrichtung und Verwer 
thung des Holzes (ich sage aber ausdrücklich nur in diesen Beziehungen), die 
bereits mehrmals wechselnden Besitzer der einstigen Staatsdomäne Waidhofen 
an der Mbs vor Augen halten, und ahmen wir dasselbe nach mit vereinten 
Kräften! 
Daß der Gegenstand zu wenig wichtig für die eingehendste Berathung 
und Beachtung sei, wird hoffentlich kaum behauptet werden wollen, denn ab 
gesehen von dem dabei in gleicher Weise interessirten Großgrundbesitze ist der 
sogenannte Rustikalwaldbesitz in vielen unserer Gemeinden ein sehr belang 
reicher, überdieß für manch einzelne Gemeindeglieder so zu sagen die alleinige 
Erwerbsquelle. Ich bezeichne hier blos nach dem Kataster die Gemeinde Steyr- 
ling mit 5489 Joch, Hinterstoder mit 4756 Joch, Grünau mit 2510 Joch, 
Pankratz mit 2273 Joch, Vorderstoder mit 1925 Joch, Kleinreifling mit 
1911 Joch, Waldhausen mit 1845 Joch, Spital mit 1777 Joch, Ampfel- 
wang mit 1578 Joch, Aigen mit 1527 Joch und so weiter. Ich erinnere 
an die im Wege der Ablösung von Forstservituten in das Eigenthum ehema- 
> lig Eingeforsteter übergegangenen Wälder, welche bekanntlich im Scharnsteiner- 
Freigebirge allein 27000 Joch umfassen, und in ganz Oberösterreich nahe 
an 80000 Joch beziffern dürften. 
Aber nicht allein in Beziehung der möglichst billigen Bearbeitung, Brin 
gung , marktgerechten Formung und thunlich höchsten Verwerthung von Forst 
produkten erweist sich das Bestehen von Wald-Genossenschaften von hervor 
ragend praktischem Werthe für die einzelnen Theilnehmer, sondern ebenso 
rücksichtlich einer rationellen Bewirthschaftung der Forste, sowohl was deren 
natürliche oder künstliche Verjüngung, pflegliche Erhaltung und Behandlung, 
sowie ausreichenden Schutz anbelangt. Als hieher einzubeziehen wäre beispiels 
weise hervorzuheben die Einsammlung und etwa nothwendige mehrjährige Auf 
bewahrung tauglichen Waldsaamens, die Errichtung zweckmässig angelegter gut 
unterhaltener und ausreichender Saat- und Pflanzkämpe, die Aufstellung be 
fähigter und verläßlicher Verwaltungs- und Forstschutz-Organe. Unstreitig be 
schränken sich die hiefür unvermeidlich bedingten Kosten alsdann auf das mög 
lichste Minimum, je umfangreicher der zu bewirthschaftende Waldkomplex ist, 
ohne jedoch wieder in das entgegengesetzte Extrem sich zu versteigen, wodurch 
der Zweck der ganzen Einrichtung illusorisch gemacht würde. 
Wir finden dieses waldgenoffenschaftliche Prinzip zur nunmehrigen und
	        
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