Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Summe von dem Pächter der Maierhöfe des Gutes Mondsee, als unverzinslicher 
in 5 Jahresraten rückzahlbarer Vorschuß, zum Ankauf eines Stammes von 
Original - Montavoner Rindern verwendet werde. Die bedungene Gegen 
leistung für diese Unterstützung besteht in der Verpflichtung, von den in der 
Zuchtanstalt zu Mondsee geworfenen und zur Zucht aufgestellten Thieren 
reiner Race, mindestens durch 10 Jahre alljährlich durchschnittlich die Hälfte 
an die Landwirthschafts-Gesellschaft abzugeben, die sie entweder für ihre Rinder- 
Auktionen oder in anderer Weise zur Förderung der Zucht verwendet. Der für 
jedes Stück zu bezahlende Preis so wie die nähere Bestimmung der Zahl der 
benöthigten und lieferbaren Rinder bleibt dem gegenseitigen Uebereinkommen 
— das von Fall zu Fall zu treffen ist — überlassen. Nur dann, wenn 
in Oberösterreich selbst ein vollständiger Absatz für die in der Zuchtanstalt 
erübrigten jungen Zuchtthiere nicht gefunden werden sollte, ist der Uebernehmer 
berechtigt, einen Verkauf derselben in andere österreichische Länder zu bewerk 
stelligen. 
Das der Zuchtanstalt zu Grunde liegende Pachtgut hat eine für den 
fraglichen Zweck ganz vorzügliche Eignung. Es besteht aus 4 sehr gut ge 
bauten Maierhöfen, von welchen der zum fürstlichen Schlosse Mondsee ge 
hörende, sich durch überraschende Großartigkeit der Stallungen bemerkbar 
macht. Auf diesem Hofe besteht die Ri nd er - Zuchtanstalt, und möglichst 
nahe, jedoch hoch über demselben befindet sich die 120 Joch große herrliche 
Alpe mit einer 20 Joch umfassenden Wiese und 100 Joch Weidegrund, auf 
dem 70 Stück Rindvieh den Sommer über gute Nahrung und das Jung 
vieh durch freie Bewegung und kräftiges Futter jene vollkommene Entwick 
lung der Körperform und Muskeln finden kann, die das Gebirgsvieh charak- 
terisirt und für die Zucht so werthvoll macht. 
Das auf der Alpe erzeugte Heu wird im Frühjahre und Spätherbst, 
wenn die Weide noch zu wenig angewachsen ist oder zu Ende geht, den 
Thieren im Stall als Zugabe gereicht, wodurch für die Alpe auch mehr 
Dünger und damit immer reichlicheres Futter gewonnen wird. Aus der da 
selbst ermolkenen Milch wird Schachtelkäse, zum Theil auch Schweizerkäse er 
zeugt. Nebenbei sei bemerkt, daß sich der Mondseer, oder Hüttensteiner Schach 
telkäse, schon seit einer langen Reihe von Jahren eines ausgebreiteten, sehr- 
guten Rufes erfreut. 
An Ackerland gehören 60 Joch, an Wiesenland 270 Joch zur Ge- 
sammt-Pachtung. Das ziemlich milde und feuchte Klima begünstigt die Fut 
terproduktion so, daß Egarten, Wiese und Kleefeld ganz vorzügliche Erträge 
liefern. Die rationelle Bewirthschaftung des Gutes unterstützt das von der 
Natur Geleistete in übereinstimmender Weise; die Gutsverwaltung ist, wie 
wir uns zu überzeugen Gelegenheit hatten, redlich bemüht, durch eine sorg 
same, sachverständige Behandlung des Düngers und der Komposthaufen, für 
die Kräftigung der Gründe und Steigerung ihrer Ertragsfähigkeit ebenso zu 
sorgen, wie sie bezüglich der Haltung, Wartung und Pflege der aufgestellten 
Zuchthiere sich als im hohen Maße eifrig und sachverständig zeigt. Gegen 
wärtig, d. i. Ende Juli des Jahres 1871, zur Zeit als diese Mittheilung 
in die Hände des Setzers gelangt, sind 100 Rinder, darunter 48 Stück Ori- 
ginnal-Montavoner von meist tadelloser Schönheit vorhanden, von welchen die
	        
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