Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Marktorte ober Haupt - Handelsplätze für dieses Produkt besitzen, zur Anwen 
dung und zwar möglichst gleichmäßig zur Anwendung käme. Und in dieser 
Beziehung ist es auch zu empfehlen. 
Allein, wer gewinnt dabei? Doch nur jener, welcher seinen Hopfen 
nicht ausrottet, welcher wartet, bis Andere dies mit dem ihrigen thun, wel 
cher ausharret, bis die Preissteigerung eintritt. 
So ganz unbedingt dürfte es daher nicht zu empfehlen sein, zur Aus 
rottung zu schreiten. Diese sollte nur dort Platz greifen, wo Lage und Boden 
verhältnisse eine andere, vortheilhaftere Art der Benützung des Grundstückes 
mit Sicherheit gewähren, insbesondere wo die Arbeitskräfte theuer sind und 
wo der Getreidebau lohnt. 
Wir kommen nun zu einem anderen Mittel, welches bei Erörterung 
der Frage, wie dem stark geschädigten Hopfenbaue aufzuhelfen wäre, in Be 
tracht gezogen werden muß, — dem Genossenschaftswesen! 
Das Genossenschaftswesen hat in neuerer Zeit eine Bedeutung erlangt, 
wie kaum eine andere Einrichtung. Wir begegnen demselben bei allen größeren 
Unternehmungen, wo die Kräfte des Einzelnen nicht mehr ausreichen, wo sie 
verschwinden gegenüber denen der Gesammtheit. Großes kann nur geleistet 
werden, wo der Fleiß, der Wille, das Geld Vieler sich in einem Punkte 
concentriren, wo einheitlich auf ein und dasselbe Ziel zugesteuert wird. Diese 
Einheit, dieses gemeinsame Vorgehen thut aber besonders in landwirthschaft- 
lichen Angelegenheiten sehr noth, und wird sich auch in dem gegebenen Falle 
bewähren. 
Ein Hauptgrund der schlechten Verwerthung des Hopfens, d. h. der 
Umstand, daß er sehr oft den Marktpreis nicht erreicht, der ihm seiner Qua 
lität nach gebührt, ist mit Rücksicht auf Oberösterreich, dessen Verhältnisse bei 
Erörterung dieser Frage besonders ins Auge gefaßt werden, darin gelegen, daß die 
frühzeitig zumeist aus Nürnberg kommenden Hopfenhändler zuerst die kleinen, 
geldbedürftigen -Produzenten aufsuchen und sie durch allerlei Manöver bestim 
men, ihnen ihr Produkt zu einem möglichst niederen Preise zu verkaufen. 
Da sie gewöhnlich bar bezahlen und die Noth drängt, erreichen sie 
ihren Zweck. 
Damit ist die Grundlage der Preisbestimmung geschaffen. Unter Be 
rufung auf den Preis bei A und B wird der Kauf bei C und D u. s. f. 
geschlossen und damit bewirkt, daß alle zusammen unter dem eigentlichen 
Marktpreise verkaufen. 
Ist diese Sachlage richtig geschildert, dann liegt es nahe, das den dar 
aus erwachsenden Uebelständen nur durch das Hintanhalten dieser Einzeln 
oder Nothverkäufe begegnet werden kann. 
Durch Zwang läßt sich dieß selbstverständlich nicht erreichen, wohl aber 
dadurch, daß dem einzelnen Produzenten in anderer Weise die nämlichen Vortheile 
und mehr geboten werden, als ihm der Händler gewährt, das ist: dem Geld 
bedürftigen muß gleich bei Beginn des Hopfengeschüftes Geld flüssig gemacht, 
diesen und allen übrigen Erzeugern aber ein relativ höherer Preis in Aussicht 
gestellt werden, als sie nach dem bisherigen Vorgehen erhalten würden. 
Ist dies möglich, dann werden sich wohl die in einem Bezirke seßhaf 
ten Hopfenpflanzer bestimmen lassen, eine Genossenschaft zu bilden, in wel
	        
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