Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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besitzen. Außer Liebe zu den Thieren und Reinlichkeit, welch' letztere nicht 
nur darin besteht, daß die Melkerin selbst reine Hände habe, sondern auch, 
daß sie vor dem Melken das Euter der Kuh sorgfältig wasche, um neben 
Unrath auch das Fett von demselben so viel wie möglich wegzubringen und 
so die Arbeit sich zu erleichtern, — sind vor allem starke Arme nothwendig. 
Denn das Melken erfordert keinen geringen Kraftaufwand, besonders bei 
Kühen, die nur ungerne die Milch hergeben und die deshalb ein länger fort 
gesetztes Ziehen an den Strichen nothwendig machen, bis die Milch kommt. 
Wenn bei einem solchen Thiere die Magd im angestrengten Zuge nachließe, so 
würde entweder nur wenige oder gar keine Milch stüßig werden, und bei 
öfterer Wiederholung dieser Nachlässigkeit sogar ganz versiegen. 
Ueberdieß wird erfordert, daß die Magd Daumen und Zeigefinger tüch 
tig gebrauche und das Melken in langen, jedoch ununterbrochen fortgesetzten 
Zügen, ohne zu kneipen, oder es auszusetzen, vollende. Insbesondere ist das 
Unterbrechen des Melkens zu vermeiden, weil dies nicht nur Veranlassung 
sein könnte, daß auf das halb ausgemolkene Stück ganz vergessen wird, son 
dern weil es nur zu oft ein freiwilliges Ausfließen der Milch zur Folge hat. 
Wenn die Magd während des Melkens ihren Kopf an den Bauch der Kuh 
stemmt, so gewinnt sie dabei sehr an Kraft. Daß manche Magd, wenngleich 
nicht sehr stark, dennoch gut melkt, hängt von Vortheilen ab, die sie sich 
angeeignet hat, so wie auch vom Zufalle, der darin besteht, daß sie nur 
Kühe zu bedienen hat, die sich recht gerne die Milch entziehen lassen. 
Daß man Zuweilen bei Külberkühen, ungeachtet jeder Bemühung wenig 
oder gar keine Mich bekommt, wenn nicht das säugende Kalb zugleich an 
einer Seite des Euters trinkt, erklärt sich aus der großen Liebe, die die 
Mutter zum Jungen hat, dem sie alle ihre Milch verabfolgen will. 
Außer Kraft sind ferner noch Fleiß und Genauigkeit unerläßliche Be 
dingungen eines guten Melkens. Nachdem das Euter rein gewaschen ist, 
melkt die Magd die ihr zunächst befindlichen Striche aus. Ist sie damit fer 
tig, so geht sie an die beiden anderen und thut dasselbe. Verließe sie nun 
die Kuh, in der Meinung, die Sache schon abgethan zu haben, so würde sie 
sehr fehlen. Ist sie aber genau, so streicht sie die Milchröhren bis zum Euter 
herab und melkt zu wiederholten Malen an den zwei zuerst bearbeiteten Stri 
chen und dann ebenso an den zweiten und da erst fließen die letzten Tropfen 
der Milch heraus. Wie viel Milch, wenn nicht nachgemolken wird, verloren 
geht, besonders bei den besseren Kühen, davon habe ich mich schon oft über 
zeugt und es ist daher eine große Nachlässigkeit, wenn die Magd das Nach 
melken nicht vornimmt, so wie es unabweisbar Pflicht ist für jeden Wirth- 
schaftsbesitzer, daß er fleißig nachsehe, ob jede Magd, namentlich in dieser 
Beziehung, ihre Schuldigkeit thue. 
Große Regelmäßigkeit in der Zeit des Melkens ist ferners eine beher- 
zigenswerthe Vorschrift. Ohne Noth, — d. i. wenn die Kuh die Milch aus 
rinnen läßt oder wenn kuhwarme Milch als Medikament benöthigt wird, — 
soll außer den gewöhnlichen Mahlzeiten keine Kuh gemolken werden, indem 
laut vielfältiger Erfahrung jede mehr oder weniger an Milchergiebigkeit ver-
	        
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