Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Die Größe des Stalles richtet sich nach dem jeweiligen Bedürfniß. 
Um nun nach meiner Ansicht dem früher angezogenen Zwecke der So 
lidität so viel wie möglich zu entsprechen, wird vor allem gutes Baumateriale 
erfordert. Die Grundfeste, 3 Schuh tief, werde auf trockenem Boden erbaut 
und — wenn es nicht anders angeht, sollen Wasserableitungs-Kanäle gezogen, 
aus festem Nagelsteine aufgeführt und 3 Schuh über dem Boden fortgesetzt 
werden. Die folgende Struktur, so wie das später darüber gespannte Ge 
wölbe bestehe aus gut gebrannten Ziegeln. Zum Verputzen nicht nur von 
innen, sondern auch von Außen, besonders auf der Wetterseite möge hydrau 
lischer Kalk verwendet werden, welcher recht behandelt, mit der Zeit die Fe 
stigkeit des Steines annimmt und dem Stalldunste weit vollkommener als ge 
wöhnlicher Kalkmörtel widersteht. Hydraulischer Kalk zu den Ständern zu 
verwenden, ist nicht zu empfehlen, weil die Thiere bei oft mangelnder dichter 
Unterstreue sowohl beim Aufstehen als Niederlegen, insbesonders im Sommer 
bei Grünfütterung, wo die Stände immer naß und schlüpfrig sind, leicht 
rutschen und namentlich hochtragende Kühe sich oft einzelne Glieder verren 
ken, oder in der Weise beschädigen, daß sie verwerfen. Außer den Ständern 
können alle Bodenflächen sehr Vortheilhaft aus hydraulischem Kalke angefertigt 
werden, was auch zur Abhaltung des Ungeziefers sehr angezeigt erscheint. Die 
Baren sollen aus feinerem Nagelsteine oder Granit gemeiselt sein und in 
wendig eher etwas weiter und tiefer, als zu schmal und seicht sein, damit die 
Thiere nicht so leicht Futter herauswerfen können. An den Baren wögen 
starke eiserne Schinnen hinlaufen, die durch eiserne Stiften, welche durch 
durch die Barnmauer durchlaufen, und auf der anderen Seite eingemauert 
werden, befestigt und für jedes Stück mit 2 Ringen versehen sein sollen, 
theils um der Gefräßigkeit zu steuern, welche die Thiere veranlaßt, vom 
Futter des Nebenviehes zu fressen, theils feindliche Nachbarschaft zu ver 
hüten. Zum Auffangen des Adels möge nach Anzahl der Thiere und Be 
dürfniß eine Bottich aus hydraulischen Kalke angefertigt werden, eher 
größer als kleiner, weil man nicht jederzeit Zeit und Gelegenheit hat, selben 
zu verwenden. Starke eiserne Schließen, vor dem Einmauern gut beölt, um 
dem fressenden Roste zu steuern, gleich ober dem Gewölbe angebracht und mit 
Schrauben versehen, sind zur Haltbarkeit des Stalles sehr angezeigt. 
Weil Tränke in einem Stalle nie fehlen darf, so sind auch eines oder 
zwei Wasserbehältnisse nach Maßgabe der Dinge nöthig, die ebenfalls aus 
gutem Steine oder hydraulischen Kalke angefertiget werden sollen. So viel von der 
Solidität eines Kuhstalles. Was nun die Zweckmäßigkeit anbelangt, ist meines Er 
achtens sehr nöthig, daß, wenn es sonst möglich, der Kuhstall nicht an der Wetterseite 
aufgeführt werde, um theils dem verderblichen Luftzuge zu steuern, theils sich 
nicht auf die Aufmerksamkeit der Mägde bezüglich des Schließend der Thüren 
und Fenster bei nahendem Unwetter veranlassen zu dürfen. Weil aber der 
Stalldunst doch ungesund und frische Luft zum Gedeihen der Thiere sehr zu 
träglich ist, so soll wo möglich ein Zugloch in der Mitte des Stalles durch 
das Gewölbe in Form eines blechernen Zilinders angebracht werden und zwar 
mit Vorrichtung, daß man selbes nach Belieben und Bedürfniß öffnen und 
schließen kann. Weil ferner die Dünste sich oben am Gewölbe sammeln, so 
ist es sehr wünschenswerth, daß selbes nicht zu niedrig ist, damit die Thiere
	        
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