Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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in Spital noch edle Früchte ganz gut, und es reifen an geschützten warmen 
Wänden auch noch die frühen Weintrauben - Sorten. 
Auf den bäuerlichen Besitzungen wird viel Mostobst gezogen. In den 
höheren rauheren Lagen findet man auch viel Holzüpfelbäume, welche einen 
kräftigen, lange dauernden Obstwein liefern. 
An der Poststrasse von Klaus nach Windischgarsten sind rothe Wina- 
witz - Birnbäume angepflanzt, welche einen sehr schlanken, pyramidalen Wuchs, 
ähnlich den Pappelbäumen haben, und gerne Früchte tragen. Der Anblick, 
den sie gewähren, ist ein herrlicher. Nebst der grünen Winawitzbirn, welche 
hier auch häufig zu finden ist, und die einen wohl etwas dichteren, pyrami 
dalen Wuchs hat, ist die rothe Winawitzbirn als bester und schönster Straßen 
baum zu empfehlen. 
Bezirk Neuhosen. 
In diesem Bezirke sind nur wenige unbedeutende Baumschulen, welche 
einzelne dortige Landwirthe für den eigenen Bedarf unterhalten. Dort wird 
bedeutender Obstbau vorzüglich zur Mostbereitung betrieben; der nöthige Bedarf 
wird größtentheils zu Wels am Obstbaummarkte angekauft. 
Bezirk St. Florian. 
Von dort wird berichtet, daß außer wenigen unbedeutenden Privat- 
Baumschulen in diesem Bezirke keine von größerer Bedeutung vorhanden ist. 
Die Baumschule des Stiftes St. Florian umfaßt etwas mehr als 1 Joch. 
In derselben werden Aepfel-, Birnen-, Pfirsiche- und Aprikosenbäume; 
Weinreben, Himbeeren und Erdbeeren gezogen. Dieselbe ist erst in der An 
lage begriffen, hat insbesonders im letztvergangenen Winter sehr stark gelitten; 
daher eine Besichtigung derselben weder empfehlens- noch wünschenswerth er 
schien. Uebrigens ist es hinlänglich bekannt, daß in den Stiftsgärten viele 
edle Obsorten gezogen werden; und daß dort noch sehr werthvolle edle Sorten 
von dem um die Hebung der Obstkultur hochverdienten und berühmten Pomo 
logen Schmidtberger herstammen , welcher dort so erfolgreich wirksam war. 
Im dortigen Bezirke wird seit uralter Zeit sehr ausgedehnter Obstbau betrieben. 
Daselbst werden auch die Schüler der Fortbildungsschule in Erziehung, 
Veredlung und Pflege der Obstbäume unterrichtet. 
In den benachbarten Bezirken Steyr und Enns bestehen keine nennens 
werten Baumschulen, obschon auch dort bedeutender Obstbau vorkommt. 
Eben so sind im Bezirke Weyer keine Baumschulen; nach dem Berichte 
des landwirthschaftlichen-Vereines sind jedoch gegenwärtig einige im Entstehen 
begriffen. Die erforderlichen Obstbäume für Neupflanzungen und zum Ersätze 
für die abgestorbenen alten werden von Wels bezogen. 
Dieser Banmmarkt in Wels ist eine Eigenthümlichkeit, welche nicht 
wieder irgendwo vorkommen dürfte. 
Ende Oktober, am letzten Samstage, beginnen regelmäßig diese Baum 
märkte. Die zahlreichen Baumschulen der umliegenden Bezirke führen jeden 
Samstag Tausende von kräftigen hochstämmigen Aepfel -, Birn- und Zwetsch 
genbäumen dorthin; wohl größtentheils Mostobstbäume, mitunter auch edle 
Tafel- und Mostobstbäume; ferners von Zwerg - und Spalierobst edle Birn-, 
Pfirsich - und Marillen- nud Pflaumenbäumchen. 
Diese Märkte werden regelmäßig jeden Samstag abgehalten bis zum
	        
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