Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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In Aurolzmünster hat der hochw. Herr Pfarrer einen Pfarrhofgrund zu 
diesem Zwecke gewidmet, damit doch eine kleine Baumschule zum Unterricht 
für die Schuljugend bestehe, deren Pflege und Erhaltung der dortige Herr 
Oberlehrer Peter Weinmayr übernahm. Dieselbe umfaßt 50Q° und wurde 
im Jahre 1850 auf einer nach Südwest abdachenden Wiese angelegt und seit 
dem schon 2mal nachgepflanzt. Selbe enthält gegenwärtig bei 600 Stück 
Obstbäume, zur Hälfte Aepfel-, zur Hälfte Birnen- und Pflaumenbäume. 
Die Obstbäume sind durchaus mit Tafelobst und mittelst Pfropfen veredelt 
und werden die abgebbaren Exemplare billigst verkauft, wodurch in dortiger 
Gegend edles Obst verbreitet und gleichzeitig auch die Kosten für Erhaltung 
der Baumschulen gedeckt werden. In Taiskirchen sind 5 bäuerliche Baum 
schulen, worunter die größere des Mayer im Hof 1 Joch umfaßt und 
jährlich 1500—2000 hochstämmige Aepfel- und Birnbäume verkauft werden. 
Hier werden größtentheils nur hochstämmige Mostobstbäume gezogen u. zw. 
rothe und grüne Pichlerbirn, Weinbirn und Kochbirn; Aepfel werden außer 
den Wildlingen auch Wirthschaftssorten böhmischer Brünnerling, Matapfel, 
Plankenapfel rc. zu Hochstämmen erzogen. Die Bäume finden in der Um 
gebung Absatz u. zw. Aepfel zu 20—30 kr., Birne zu 40 — 50 kr. Die 
Gesammtzahl der Bäume in diesen 6 Baumschulen, welche 2 Joch umfassen, 
beträgt circa 35000 Stück. Die Zahl der jährlich abgebbaren Hochstämme 
bei 4000 Stücke. 
Bezirk Braunau. 
In diesem Bezirke befindet sich außer mehreren kleineren Baumschulen 
von sehr untergeordneter Bedeutung, die einzige größere Baumschule des Herrn 
Kaindl selbst. Herr Kaindl ist und war ein fleißiger strebsamer Gärtner und 
Mitarbeiter des sehr verdienstvollen Herrn Dr. Lieget, welch' letzterer ein eifriger 
Erzieher und Verbreiter vieler edler Obstsorten, außerdem ein tüchtiger Po- 
mologe und bekanntlich glücklicher Züchter vieler edler Pflaumensorten war. In 
dem eigentlichen Hausgarten sind die vielen Mutterbäume der Pflaumen und 
Birnbäume angepflanzt; in den Baumschulgarten, welcher in der Nähe ist 
und beiläufig 4 Joche umfaßt, sind die Mutterstämme der zahlreichen Aepfel- 
und Birnsorten befindlich. Dr. Lieget hat aus Anerkennung sowohl, als auch 
zur sorgfältigen Erhaltung der zahlreichen Obstsorten diese Gärten an Herrn 
Kaindl käuflich überlassen. In dem großen Obstgarten befindet sich nun die 
Baumschule, welche etwa 3 / 4 Joch groß, beiläufig 10000 durchaus edle Obst 
bäume enthält, wovon jährlich 200 — 300 Exemplare abgegeben werden. Dieses 
Grundstück, welches 1809 als Schanze verwendet war, hat nur einen 6"—8" 
liefen sandigen Lehmboden und als Unterlage Schotter. Bei der Anlage so 
wohl, als auch bei jedesmaliger Wiederbepflanzung eines Schlages wurde 
Schlamm aus den Inn-Auen aufgefahren. Die Unterlage, theils selbst erzogen, 
theils auch von Prambachkirchen angepflanzt und durch Spaltpfropfen und 
Kopulation größtentheils am Boden, mit guten Tafelsorten veredelt, deren 
Reiser von den bewährten eigenen Mutterbäumen genommen und, bei neuen 
Sorten, von Herrn Dr. Lucas in Reutlingen angekauft werden. Da gegen 
wärtig sowohl das Aufführen von Flußschlamm als auch das Ankäufen von 
Stallmist sehr kostspielig, der Boden durch die wiederholten Pflanzungen er-
	        
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