Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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mit Kronenschnitt erzogen. Die Arbeiten besorgt ein eigener Baumwärter. 
Da die Vegetation in den 2 alten Baumschulen bereits schwach ist, so wer 
den dieselben, sobald als möglich abgeräumt und zu anderer Kultur verwendet 
werden. 
Bezirk Obernberg. 
In diesem Bezirke sind mehrere kleine und auch 6 größere bedeutende 
Baumschulen, welche letztere auf einem Flächenmaße von beiläufig 7 Jochen, 
in den Gemeinden, Katzenberg, Utzenaich, St. Lambrechten und Mörschwang 
bei 130,000 schöne kräftige Obstbäume enthalten, wovon jährlich 12—14000 
hochstämmige Aepfel und Birnbäume, theils auch Zwetschkenbäume abgegeben 
werden können. Da die Kuliuranlage und fast sämmtliche Verhältnisse hier 
überall gleich sind, so werde ich nur die größte und gewiß auch interessanteste 
Baumschule in Mörschwang des Herrn Josef Obermeyr, Besitzer des Brand 
gutes zu Lind, Pfarrgemeiude Neichersberg näher beschreiben. Derselbe hat 
im Jahre 1862 einen größtentheils abgestockten Waldgrund mit 7 Joch 
Flächenraum in Mörschwang angekauft und hievon 3 Joche zu einer Baum 
schule gewidmet, welche in den folgenden 4 Jahren in 4 Hauptschlägen ange 
pflanzt wurden. Der erste Satz ist bereits abgeräumt und im vorigen 
Jahre neu hergerichtet mit selbst erzogenen Birnwildlingen 15" entfernt in 
14" abstehenden Reihen angepflanzt worden. 
Diese Baumschule hat tiefen feuchten Lehmboden, eine ziemlich ebene 
gegen Südwesten hinneigende Lage und enthält über 7000 Stücke größtentheils 
Birnen — dann Aepfel und auch Zwetschken — wenige Kirschen und Weich 
selbäume. Außerdem sind mehrere große Beete hier mit Kastanien und Nuß 
baumsämlingen. Die Bäume gedeihen alle ganz gesund und kräftig, werden 
vorzüglich gepflegt und alle 2—3 Jahre mit Stallmist gedüngt. Der sehr 
fleißige und tüchtige Baumwärter, welcher ein in der Baumschule erbautes 
Haus bewohnt, erzieht die Bäume mit Kopftrieb an den Stangen, läßt je 
doch alle Seitentriebe des Jahres stehen und entfernt dann jährlich von unten- 
auf allmählig je nach dem Stocke des Stammes die Seitentriebe, wodurch die 
Stämme am Boden stärker werden und gegen die Krone verjüngt verlaufen. 
Es ist dieß eine recht zweckmäßige Behandlungsweise, welche sich bereits 
der Dittrich'schen Methode nähert. Die Aepfelbäume werden in 3—4 Jahren 
nach der Veredlung, die Birnbäume in 5 Jahren zu schönen Hochstämmen 
erzogen, wovon jetzt 4—5000 Stücke abgebbar sind. Der Absatz in der Um 
gebung, selbst nach Bayern, stockt ebenfalls und sind die Preise sehr gedrückt. 
Diese Bäume werden auch nach Wels an Baumhändler verkauft. Die Birnen 
sind mit Mostsorten, grüne und rothe Pichlerbirn , einige junge Beete hiedurch 
mit Weinbirnen, weniger jedoch mit Tafelobst veredelt. Die Aepfel hingegen sind 
mit böhmischen Brünnerling, Zwiebel- und Malerapfel (gestreifter Coustno) und 
ähnlichen Marktsorten, mittelst Spaltpfropfen veredelt. 
Herr Obermeyr ist bei größeren Bestellungen erböthig, 
die hochstämmigen schönen Birnbäume ü 30 kr. und die hoch- 
stämmgen Aepfelbäume ä 25 kr. zu liefern. Die nächsten Bahn 
stationen wären: Altheim und Ried. In dem Bezirke Schärding, nahe 
Obernberg, gibt es auch größere Obstbaumpflanzungen in eigenen Obstgärten
	        
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