Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1871 (1871)

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und mit Rindsblasen luftdicht überbundcn. Im vorigen Jahre erhielt ich 
ein gemischtes Kirschcngcsälzc zum Versuche und die folgende Anweisung zur 
Bereitung: Man nimmt 3 Pfund entsteinte schwarze Herzkirschen, dann 
den Saft von 1 Pfund durch einen reinen Lappen ausgepreßter Ribisel, 
ferners den Saft von 1 Pfund Himbeeren, 1 Pfund entsteinte Weichsel 
und 2 Pfund Zucker; das Ganze wird unter beständigem Umrühren zu 
einem dichten Gcsälze eingesotten. Ich habe heuer diesen Versuch gemacht, 
und kann versichern, daß dieses Gcsälz sehr gut und wohlschmeckend ist. 
Pfirsiche und Aprikosen. 
Die Pfirsiche werden hier außer den Gärten nur einzeln, eben so wie 
Aprikosen und Wein, an geschützten Wänden der Wohnhäuser angepflanzt. 
Mangel an richtiger Kultur, die Empfindlichkeit, unsere strenge Winter 
kälte, hindern eine größere Anpflanzung^ Hier werden beinahe durchgehends 
Pfirsich-Sämlinge gezogen, die mitunter gute, große, schön gefärbte Früchte 
tragen, welche zu Markte das Stück mit 1—3 kr. bezahlt werden. 
Von Aprikosen wird hier nur die holländische Zucker - Aprikose gezogen; 
wir kultiviren im Hofgartcn ein größeres Sortiment; in jeder Beziehung 
ist aber obige Sorte am meisten zu empfehlen. Sie trägt sehr bald und 
reichliche Früchte, welche auf dem Markte guten Absatz finden; 1 Stück 
g. 1—2 kr., in Jahren des Uebcrflusses werden sie per 1 Metzen mit 4 fl. 
bezahlt und zu Marmelade verwendet. Nach Baron von Babo werden die 
Aprikosen in den südlichen Ländern Oesterreichs auch zum Branntwein-Brennen 
verwendet, und liefern einen vorzüglichen fcinschmcckcndcn Aprikosengeist. 
B c e r e n o b st. 
Die Stachelbeeren (Agras) sind hier mehr verbreitet, und wegen ihren 
jährlich reichlichen Früchten geschätzt; gewöhnlich werden die kleinbeerigen 
deutschen Sorten gezogen, neuerer Zeit ist auch mehr Nachfrage für die groß- 
beerigen englischen Sorten. Sic finden hier guten lohnenden Absatz, 1 Metzen 
kostet 4 fl. 
In England werden sie in großen Anlagen kultivirt; dort wird auch 
schmackhafter Wein und Essig daraus bereitet. 
Am stärksten verbreitet sind die Johannesbeeren (Ribisel). Hievon wer 
den gewöhnlich die rothe ordinäre und theilweise auch die Kirsch-Johannes 
beere gepflanzt. Da die Johannesbeeren wegen ihrer vielfältiger Verwendung 
für die Küche sowohl, als auch für den Markt ein wichtiger Artikel sind, so 
möchte ich doch die nachbenannten als vorzüglich bewährte Sorten zur An 
pflanzung empfehlen: größte Chenonceau, Fertile de Berlin, Knights süße 
rothe, und von weißen: Be Jonglie’s, und weiße Dessertbeere. 
Die Himbeeren, Erdbeeren und amerikanische Brombeeren werden in 
größeren Sortimenten nur im Hofgarten kultivirt; bm nöthigen Marktbedarf 
decken die in den Wäldern wildwachsenden Erdbeeren und Himbeeren. In 
hiesigen Wäldern kommen auch die Heidelbeeren in großer Menge vor, welche 
von armen Leuten gesammelt und im frischen Zustande 1 Maß mit 4—5 kr. 
verkauft werden. An der Sonne Angetrocknete werden pr. Maß mit 20 kr. 
bezahlt; bekanntlich sind diese Heidelbeeren das beste Mittel zum Färben der 
Rothweine.
	        
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