Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1871 (1871)

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sehr locker von bläulich grauer Farbe und dienen als Dünger (sogenannter 
Schlier), für Acker und Wiesen. Ueber den Mergel breitet sich eine Kon 
glomerat- und Schotterschichte ans; zu oberst liegt gelber Thon (Lehm). Die Kon 
glomerate (Groppensteine) sind über alle Anhöhen in mächtigen zusammen 
hängenden Lagern verbreitet und werden als Bausteine gebrochen; bei Burg 
fried Kremsmünster-Kirchberg bilden dieselben ein festes kleinkörniges Ge 
stein, welches für Steinmetzarbeiten sehr gut ist, und neuerer Zeit in größerer 
Menge für die Kirchcnbauten in Linz und Hall verwendet wird. 
In lockerer Bindung liefern dieselben guten Straßenschotter, wie z. B. 
am Kalvarienberge, in Rohr, Hehenberg, Eberstallzell. Bisweilen kommt 
der gelbe Lehm auch in mächtigeren Lagern, frei von Sand und Gerölle 
vor, und wird dann häufig zur Erzeugung, guter Ziegel verwendet, wie in 
Hall, Pfarrkirchen, Sadled, Kirchberg rc. 
Das Anschwemmungsgebiet bildet an der Krems eine inehr ausge 
dehnte Ebene, die sogenannte Kremsau, über 200 Joche Wiesen umfaßend, 
welche größtentheils naß, und theilweise versumpft sind. Der Boden besteht 
hier aus zusammengetragenem Gerölle, Sand und Schlamm. 
Der Boden und die Lage des ganzen Gebietes ist fast durchgehends 
für den Obstbau vorzüglich geeignet; eine Ausnahme hievon machen die oben 
erwähnten näßen Anwiesen und einige sehr wenige Stellen, wo der Schotter 
nur mit einer sehr dünnen Lchmschichte bedeckt ist. 
Außer den oben angeführten Gärten und Wiesen mit Obstbäumen rc. 
sind alle Feldwege und Straßen, so wie auch die zwischen den Feldern lie 
genden Anger mit Obstbäumen bepflanzt. Wo noch ein leerer Raum ist, 
und wo überhaupt dieß zulässig und Vortheilhaft erscheint, dort werden Obst 
bäume angepflanzt, und so mehren sich, diese Pflanzungen zusehends von 
Jahr zu Jahr; nur die zum großen Schrecken aller Obstzüchter aufgetauchte 
Moststeuer hat für kurze Zeit einen Stillstand, man möchte wohl mit Recht 
sagen, einen Rückschritt, in den Anpflanzungen bewirkt. Es gereicht uns 
einigermassen als Trost und Entschädigung, wenn an Stelle der leider hie 
und da schonungslos abgetriebenen Wälder (vorausgesetzt, daß dieselben zu 
Acker- oder Wiesenbau wirklich tauglich sind) neue Obstbaum-Pflanzungen 
schön heranwachsen, welche geeignet sind, das Einkommen des Besitzers durch 
reichliche Früchte zu vermehren, und zugleich in späteren Jahren Brennholz 
und auch die edelsten, härtesten Werkhölzer zu liefern, wie z. B. die Nuß 
bäume, Escheritzeu, Kirsch - und Zwetschkenbäume rc. 
Ebenso werden die früher zahlreichen Gräben uud Gchäge, welche 
sowohl durch das Ungeziefer, als auch durch den daselbst im Winter ange 
häuften Schnee den Feldern Schaden verursachten, mit großer Mühe und 
vielen Unkosten ausgerottet, geebnet uud kultivirt. Leider bringt diese all 
gemeine Urbarmachung den Landwirthen mancherlei Nachtheil; ich will hier 
nur anführen, daß die Wälder und besonders diese Gebüsche den Vögeln 
sichere Schlupfwinkel und Brutplätze gewähren. 
Unsere Gegend war bisher von Insekten ziemlich verschont, seit ein paar 
Jähren mehren sich jedoch die Raupen ungemein, und der Ausfall in der heurigen 
Aepfelernte darf zuin Theil dem Raupenfraße zugeschrieben werden. Es wäre 
daher nützlich und nothwendig, den Vögeln, als den natürlichen Feinden
	        
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