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Was die Väter geräuschlos begonnen,
Die Enkel vollenden das Werk,
Geläutert von tropischen Sonnen
Schon thürmt es empor sich zum 2
Sie schauen im rosigsten Lichte
Die Zukunft und sprechen in Ruh:
Wir bauen im Lauf der Geschichte
Noch den ganzen Ocean zu.
Und die Anerkennung der Besten
Fehlt edlen Bestrebungen nicht,
Denn so im Osten und Westen
Der Korn- und Rapsbauer spricht:
Gott seg'n euch, ihr trefflichen Vögel
Auf der fernen Guanoküst',
Nächst unserm Landsmann, dem Hegel,
Schafft ihr den gediegensten Mist.
Der Guano ist ein Geflügeldünger, der, von verschiedenen Arten von
fleischfressenden Seevögeln erzeugt, sich im Laufe der Jahrhunderte auf
verschiedenen Inseln des Stillen Ocean zu förmlichen Bergen angehäuft
hatte und vor circa 50 Jahren nach Europa gebracht wurde. Nachdem
seine Verwendung in seiner Heimat seit den ältesten Zeiten datiert, fand
er auch in Europa in der Landwirtschaft ungemein schnell Verwendung,
hauptsächlich deshalb, weil er die für das Pflanzenwachsthum so nöthigen
Nährstoffe, Phosphorsäure und Stickstoff, enthält.
Von der gewaltigen Ausdehnung und Mächtigkeit dieser Guanolager ;
in jenen Gegenden kann man sich kaum eine Vorstellung machen; dieses
gewaltige Anwachsen der Ausscheidungen der Seevögel ist nur durch den
großen Zeitraum, die in jenen Strichen fast vollständige Regenlosigkeit, die
ein Auswaschen verhindert und die außerordentliche Menge der Vögel
(vergleiche Fig. 1 und 2 auf S. 64 und 65), denen es nie an Nahrung
fehlt und die sich durch ungeheure Gefräßigkeit auszeichnen, zu erklären.
Trotz der ungemeinen Beliebtheit des Guano erfuhr in den späteren
Jahren, theils infolge der durch unrationellen Raubbau geplünderten
Lager und Erhöhung der Preise, beziehungsweise Unterschiebung von
Surrogaten, theils durch Einführung anderer Düngemittel, so Super
phosphat, Chilisalpeter, Phosphatmehl rc. die Anwendung des Guano eine
Einschränkung, und Franz Graf gibt dieser Thatsache in nachfolgenden
Versen Ausdruck, die er den Guanovögeln in den Mund legt:
Singt dolce, andante, piano!
Die menschliche Schlauheit und List
Hat unsern Peruguano
Vertrieben durch künstlichen Mist.
Noch fitzen wir stumm in Beschauung,
Erfüllen noch stets unsre Pflicht,
Jedoch das Product der Verdauung: —
Die Menschheit, sie achtet es nicht.
Da steckt seine Nas' ein Professor
In unsern Guano hinein,
Spricht: „Bauer, den Mist mach' ich besser,
Den lies're ich dir chemisch rein!"
Und misten wir noch so ergiebig,
Vergeblich die Mühe all ist,
Seitdem durch Karl Justus von Liebig
Erfunden der chemische Mist.
Die kalkigen Superphosphate,
Die Thomasphosphatmehlfabrik,
Die knochigen Mehlpräparate
Die brechen dem Guano das G'nick!
Es glaubt so ein schlauer Professor
Der duftenden Mistologie,
Er mache den Mist wohl noch besser
Als wir, das Guano-Mist-Vieh!
So wie es die Väter getrieben,
So machen auch wir unsern Mist:
Der Mist ist derselbe geblieben,
Er ist eben so, wie er ist!
Drum: liefert er chemisch ihn reiner
Und ist er auch mehr concentriert,
Dies macht unsern Ruhm drum nicht kleiner,
Wir haben ja auch nicht studiert!
Inzwischen wurden wieder neue Lager von Guano auf anderen
Inseln, so Huanillos, Santa Rosa, Lobos de Ticrra u. s. w, erschlossen,
und die Anglo-Continentale (vormals Ohlendorsi'sche) Guanowcrke in