Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1900 (1900)

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Ueber die Versicherung. 
Es gibt noch manche Landwirte, die oon Versicherungen für Haus 
und Feldfrüchte nichts halten und derlei Versicherungen für Schwindel- 
unternehmen ansehen. Man darf jedoch das Kind nicht mit dem Bade 
ausschütten, sondern erwägen und vernünftig handeln. Ueber obiges Thema 
brachte das „Wochenblatt des landwirtschaftlichen Vereines Baden" folgende 
beherzigenswerte Versicherungsregeln, die bei Landleuten der Beachtung 
wert sind: 1. Du sollst Hab und Gut, Haus und Hof und alles, was 
dein ist, gegen Feuerschaden, Blitz und Hagelschag versichern, denn: „Brauch' 
vor Unglück Kopf und Hand, dazu gab dir Gott den Verstand!" 2. Du 
sollst nicht mehr versichern, als du besitzest, denn das Versichern ist kein 
Geschäft, bei dem verdient wird, sondern nur deine Pflicht, um alles, was 
du erworben, zu erhalten und „Erwerben ist ehrlich, erhalten ist schwerlich!" 
3. Du sollst auch nicht weniger versichern, als du besitzest, denn es wird 
dir beim Brandschaden nicht vergütet und „Wer viel verliert, bald Armut 
spürt!" 4. Du sollst auch keine leichtfertigen Angaben bei der Versicherung 
machen, sondern alles was dein ist, fein, ehrlich und genau aufführen, damit 
dir nach dem Unfälle kein Proceß, noch üble Nachrede entsteht, denn „Ehrlich 
währt am längsten!" 5. Du sollst auch deinen Nachbar, Freund und Verwandten, 
ja jeden, dem du wohlgesinnt bist, zur Versicherung anhalten und bereden, 
auf daß sie nicht in Schaden kommen und, durch Unglück verarmt, dir 
zur Last fallen. 6. Du sollst insbesondere auch deine Ernte gegen Hagel 
schlag versichern, auf daß du ruhig in deinem Kämmerlein schlafen magst, 
wenn Gott schwere Gewitter über deine Felder schickt; denn bedenke, daß 
eine verlorene Ernte dich zum Bettler machen kann. 7. Du sollst keine 
Ausflüchte gebrauchen, um dich nicht zu versichern, und auch anderen keine 
Hindernisse bereiten, die sich versichern wollen, oder ihnen gar hievon ab- 
rathen; denn jene, die so leichtsinnig sind und nicht versichern, trifft regel 
mäßig das Unglück am ersten und kein Mensch hat Mitleid mit ihnen. 
8. Du sollst dir keinen Vorwurf oder irgend eine Ausrede ob der Ausgabe 
für die Versicherung machen, denn solche ist ja nach deinen Verhältnissen 
gering, lege stets nur soviel zurück, als du Schöpplcin zu deiner Stärkung 
trinkest, so hast - du genug für alle Versicherung und „Pünktlich Pflicht er 
füllt, heißt auch den Durst gestillt." 9. Du sollst die Ausgabe für Ver 
sicherung betrachten wie jene für Essen und Trinken, und so gewiß du 
letzteres nicht aufschiebest, weil du Hunger und Durst hast, so schiebe auch 
keine Versicherung auf, denn sie verschafft dir Ruhe und Sicherheit, Trost 
und Hilfe. 
Wie erhalte ich meinen Viehstand gesund? 
1. Greife während des Geburtsactes nicht zu frühzeitig 
ein und störe den natürlichen Vorgang nicht. Laß dem Mutter 
thiere Zeit, daß die Wehen sich entwickeln und das Junge schließlich von 
selbst ausstoßen. Verliere dabei die Geduld nicht, auch wenn der ganze 
Vorgang viele Stunden lang dauert. Hüte dich namentlich davor, die 
sogenannte Wasserblase zu sprengen. Künstliche Nachhilfe beim Geburts-
	        
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