Volltext: Linzer Briefe 1876 (1876)

auch die Ansicht, daß sie den Handel entbehren könne. Man er— 
fand die Niederlagen, welchen die Dienste des Handels zugewie— 
sen wurden, bestellte dafuüͤr eigene Besorger, und degradirte auf 
diese Weise den freien Handel zum Hausdiener der Fabrika— 
tion. 
Die Anwendung neuer Erfindungen und, Maschinen, große 
Kapitalien gestatteten der Großindustrie ferners, theils neue Ar— 
tikeln zu erzeugen, theils die gangbaͤren bedeutend billiger herzu— 
stellen, als dies dem Kleingewerbe möglich war. Die Neuheit in 
jeder Beziehung, die gleichzeitige Mangelhaftigkeit des Handels 
förderten die Unternehmungen der Großindustrie in erstaunlicher 
Weise; die glänzenden Erfolge vermehrten jedoch, allerwärts die 
Concurrenz und so kam es, daß dieselbe in gleicher Weise die 
Kleinindustrie verdrängte und die eigene Existenz immer schwie— 
riges gestaltete.— 
Daos rücksichtslose Vorgehen bekundete sich vornehmlich da— 
durch, daß die Großindustrie, den Handel, einen so unentbehr— 
lichen und naturnothwendigen Verkehrsfaktor, bei Seite setzte, wo— 
durch nicht allein der Handel tödtlich getroffen, sondern zu— 
gleich auch der Großindustrie selbst eine der wesentlichsten Gruud— 
lagen entzogen worden ist, welche Rücksichtslosigkeit sich denn 
bitter rächt. — —9— 
Allé diese mißlichen Verhältnisse wirkten natürlich auf das 
Kleingewerbe nur höchst ungünstig zurück. Der immer mehr ein— 
fende Haͤnde sonft der Patron des Kleingewerbes, komnte 
sich nur wenig um dasselbe bekümmern, was dasselbe endlich auf 
einen ziemlich primitiven Stand zurückbrachte. Der Gewerbsmann 
mußte den Vertrieb selbst in die Hand nehmen, das Rohmaterial 
aus Wucherhänden beziehen, die Erzeugung leiten; lauter Um— 
sande die nur zu geeignet waren, jeden Aufschwung niederzu— 
halten. 
Dazu kam die immer mehr überhand nehmende Concurrenz 
der Großindustrie, der Mangel an genügender Intelligenz und 
der noch bedeutsamere Mangel an Kapital, das mit dem Auf⸗ 
hören des Haudels immer mehr schwand. Die Gewerbesreiheit 
endlich, welche dem Handel, insoferne als. derselbe die Kleinin— 
dustrie betraf, nur wenig Leben brachte, vermehrte nur das Ele⸗ 
ment der Misere und ihr natürlicher Lebensodem konnte das 
Siechthum nicht mehr zur Gesundung bringen; das Kleingewerbe 
blieb deun auch seit der Gewerbefreiheit allenthalben hinter den An— 
forderungen der Zeit zurüuck. V 
Aus allem geht nun klar hervor, daß, sollen die Verhält— 
nisse sich zum Besseren wenden, ein sehr energisches Zusammen— 
wirken der betheiligten Faktoren eine Unumgängliche Nothwendig⸗
	        
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