Volltext: Im französischen Kampfgebiet. Reisebericht eines Neutralen.

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London—Paris—Berlin. 
dasselbe ist, wie eine objektive Realität, ist den Kampf 
richtern offenbar nicht eingefallen. 
In jeder der Hauptstädte der drei großen Länder 
begegnet man einer besonderen Stimmung, die selbst der 
flüchtige Besucher empfindet, wenn er sie auch nur mit 
Schwierigkeit in Worte fassen kann. London ist vor 
allem gekennzeichnet durch die bodenlose Dunkelheit 
seiner Abende, in der sich die Lichtppramiden der ab 
geblendeten Laternen wie flackernde Irrlichter ausnehmen. 
Das gibt einen Unterton von Unruhe, den man in Paris 
nicht wiederfindet, wo die Verteidigungsmaßregeln gegen 
Luftangriffe vollkommener sein müssen und wohin die 
Zeppelingeschwader nicht gelangen können, ohne über 
das Land zu fliegen und dabei beobachtet zu werden. 
Diese Unruhe aber verleiht sonst keineswegs demAussehen 
Londons sein besonderes Gepräge. Im Gegenteil. Die 
Stadt scheint hinter den zugeschraubten Fensterläden ihr 
gewöhnliches Leben zu leben. Von den Leiden des 
Krieges und dem Ernst des Augenblickes sieht man 
äußerlich nicht viele Spuren: Hier und da einige In 
valide, ein paar blinde junge Männer in ziviler Klei 
dung, die von einem Soldaten geführt werden. Aber 
es wimmelt von Uniformen. Man kann unmöglich etwas 
Schmuckeres sehen, als diese langen prächtigen Leute in 
ihren nagelneuen Khakiuniformen, mit dem leuchtenden 
Riemenzeug aus naturfarbenem Leder. Sowohl das 
Menschenmaterial wie die Ausrüstung sind erstklassig; 
und alles hat jene Frische, die das Neue und Unbenützte 
auszeichnet. Neben den Tommy Atkins sieht ein fran 
zösischer Poilu oder ein deutscher Feldgrauer wie ein 
Proletarier aus. 
Es ist ein eigentümliches Gefühl, Zeuge dafür zu
	        
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