Volltext: Attnang-Puchheim u. Umgebung

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von einheimischen Geschäftsleuten gebaut, womit deren Leistungsfähigkeit ge¬ 
wiß entsprechend bekundet erscheint. 
Vom Bahnhofausgange austretend führt nach rechts in gerader Richtung 
ein Verschönerungsvereins-Gehweg direkt nach Puchheim, das in 15 bis 20 Mi¬ 
nuten bequem zu erreichen ist. Es besteht eigentlich aus zwei Teilen: Dem 
Schlosse mit seiner nächsten Umgebung und der ehemaligen Ortschaft N e u- 
d ö r f e 1, jetzt mit der Ortschaft Puchheim vereinigt, wird Unter-Puch¬ 
heim genannt. Hier befindet sich die große Exportbrauerei, welche den 
in Puchheim und Umgebung zumeist getrunkenen Stoff in vorzüglicher Güte 
braut. In der Nähe der Brauerei fließt die A g e r, welche hier von einer neuen 
eisernen, sehenswerten Brücke, der im Jahre 1908 erbauten Kaiser-Jubi¬ 
läumsbrücke mit einer Spannung von 46*2 M. überbrückt wird, von der man 
einen schönen Ausblick auf das Puchheimer Wehr genießt, das das Wasser für die 
Brauerei und Hammerschmiede diesseits und der Preisinger Bruckmühle jen¬ 
seits der Ager teilt. Oberhalb dieser Wehre befinden sich, irrt Schlier gegraben, 
die großen Lagerkeller der Brauerei, deren Besuch lohnend ist. Vor den Kellern 
ist ein herrliches Ruheplätzchen, das nach dem Kellerbesuch unwillkürlich zum 
kurzen Verweilen einladet und schmeckt einem hier der friche Trunk, der von 
der Quelle weg den Besuchern von den jederzeit gastfreundlichen Besitzern 
immer kredenzt wird, doppelt gut. 
Das Schloß Puchheim selbst ist zwar kein Prachtbau, doch ein ehr¬ 
würdiger, alter Gebäudekomplex, dessen Hauptschloß nachweislich schon über 
1000 Jahre dem Wind und Wetter trotzte. Von dem mächtigen Adelsgeschlechte 
der Puchhaimer, bis auf die heutigen Tage war es immer der Sitz Vornehmer 
des Landes, das wohl erklären läßt, daß es bis auf die heutige Zeit so gut erhal¬ 
ten blieb. Nebst den Puchhaimern war es im Besitze der Herzoge von Oester¬ 
reich von 1348 bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts, wo es an das berühmte Ge¬ 
schlecht der Polheimer kam, von welchem Cyriak von Polheim, der Sohn des 
gottesfürchtigen Wolfgang, des Gründers eines Paulanerklosters zu Oberthal¬ 
heim nächst Vöcklabruck, als Greis der damals in unserer Gegend sich ver¬ 
breitenden evangelischen Lehre anschloß und daher zur Verbreitung derselben 
hier viel beitrug. Es dürfte daher auch Puchheim in der Zeit der Bauern¬ 
kriege von 1594 bis 1636 eine gar wichtige Rolle gespielt haben, während 
welchen es in den Besitz des ob des Frankenburger Würfelspiels rühmlichst be¬ 
kannten bayerischen Statthalters Graf von Herberstorf kam. Unter 
dessen Besitznachfolgern, den Grafen von S a 1 b u r g, dürfte Puchheim zur 
höchsten Blüte gelangt sein. Es wurde nicht nur mit der wertvollsten Einrich¬ 
tung, sondern auch mit den herrlichsten Anlagen versehen, von welchen heute 
noch Spuren vorhanden sind, wie die mächtigen Tujen bei den Eischzucht- 
anlagen. Auch unter den ihnen 1788 folgenden Freiherren, späteren Grafen von 
Fuchs, stand Puchheim anfangs in der Blüte, kam aber unter den letzten seines 
Stammes arg herunter und es dürfte ein wahres Glück gewesen sein, daß es 
kein Geringerer, als Se. k. u. k. Hoheit der Hoch- und Deutschmeister Erzherzog 
Maxmilian von Oesterreich-Este im Jahre 1830 erwarb, der es renovieren ließ 
und bestrebt war, eine Musterwirtschaft auf den Höfen und in den Wäldern
	        
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