„Alpenländische Musiker-Zeitung“
Wangel des Mundstückes entspricht der unsichere und
und unreine Ton. Das am lautesten dröhnende Mu—
sikinstrument des Mittelalters war das Heerhorn, das
ebenfalls kein Mundstück besaß. Aus dem Heerhorn
hat sich das noch heute in der Schweiz gebräuchliche
Alphorn entwickelt. Das Hifthorn war ein kleines In—
strument für Hirten und Jäger. Die Umbildung des
Horns zur Pfeife führte um die Jahrtausendwende zur
Entstehung der Zinken, das sind Hörner mit Tonlöchern.
Unter den Pfeifeninstrumenten kam zuerst die Lang—
flöte in Gebrauch, gegen Ende des 12. Jahrhunderts
begegnen wir auch der Querflöte und der Schalmeie.
Sie stammen beide aus dem Orient und wurden durch
die Kreuzzüge nach Europa eingeführt. Die Querflöte
kannten schon die alten Aegypter. Im Abendland wurde
sie zuerst in Deutschland beliebt. Der Dudelsack ist die
Zusammensetzung einer Pfeife mit einem Blasebalg.
Die Orgel ist ein Kind des Orients. Die tonerzeugende
Luft wurde durch Wasser oder Blasebälge in die Pfeifen
getrieben. Die Wasserorgel war bei den Römern sehr
beliebt, nicht nur als Tempel-, sondern auch als Haus—
instrument. I 0 —8
Lebensbilder
bhristoph Glut
Christoph Gluck wurde am 2. Juli 1714 zu Wei—
denwang bei Berching in Mittelfranken als Sohn eines
Försters geboren. Der Vater liebte das Leben in der
Natur und konnte sich daher nicht so recht der Erzie—
hung und dem UAnterricht seines Sohnes widmen. Im
Jähr 1726 kam Christoph in das Jesuitenseminar zu
Komotau. Hier befreundete er sich erstmalig mit seiner
Kunst, in der er später so bedeutende Werte schaffte.
Um Philosophie zu studieren, ging er 6 Jahre später
aach Prag. Er erfuhr vom Elternhaus keine Unterstüt—
zung und mußte deshalb, um sein Leben notdürftig
fristen zu können, Wusikunterricht erteilen. Diese Tä—
tigkeit begeisterte ihn so, daß er beschloß, sich ihr aus—
schließlich zu widmen. Durch Unterstützung des Brot—
herrn seines Vaters, des Fürsten von Lobkowitz, wurde
es ihm möglich, nach Wien zu reisen, wo er den Fürsten
Welzi kennen lernte, der ihn bei Samartini ausbilden
ließ. Vier Jahre später komponierte er seine erste Oper
Artasese, die 1741 erfolgreich uraufgeführt wurde. Es
folgten: Demafoonte, Demetrio, Ipermnestra, Artamene—
Sifaze, Fedra und Allesondro nell' Indie. Seine Werke
machten ihn berühmt und er wurde an das Hehmarket—
theater in London berufen. Von London reiste er nach
Paris und von dort nach Dresden, wo er einige Zeit
die kursächsische Kapelle leitete. Dann zog es ihn wieder
nach Wien zurück. Dort lernte er in Marianne Pergin
seine spätere Gattin kennen. In den nächsten Werken
wich er einigermaßen von der italienischen Form ab
Glück mußte Wien verlassen, da der Vater seiner Ange—
beteten, ein reicher Kaufmann, die Ehe nicht billigte,
In Rom schuf er seinen Telemacco und kehrte zwei
Jahre später wieder nach Wien zurück, nachdem Wari—
annens Vater gestorben war. Er vermählte sich nun—
mehr und führte eine wirklich glückliche Ehe. Er weilte
dann einige Jahre in Neapel und wurde im Jahre 1754
als Hofkapellmeister in Wien mit einem Jahresgehalt
von 2000 Gulden angestellt. Vom Papst erhielt er den
Orden vom goldenen Sporn und diese Auszeichnung
nahm er zum Anlaß, sich forthin Ritter von Gluck zu
nennen.
Das große Vermögen seiner Frau gestattete Gluück,
ein Haus zum Sammelpunkt der bedeutendsten Ge—
ehrten und Künstler seiner Zeit zu machen. Zu den
Schülerinnen Glucks zählte unter anderen auch Warie
Antoinette. Seine beruͤhmtesten Werke sind: Iphygenie,
Irpheus und Alceste. Im Jahre 1780 erlitt Gluck einen
Schlaganfall, der sich noch zweimal wiederholen sollte.
Am 15. November 1787 beschloß der Meister der Töne
ein überaus erfolgreiches und an Schöpfüngen geseg-
ietes Leben. —— ——
Karl Maria von Weber.
Karl Maria von Weber stammt aus Niederöster—
eich und wurde am 18. Dezember 1786 in Eutin ge—
horen. Von seinem Vater erhielt er den ersten Musik—
interricht. Seine Fortschritte waren derart, daß der
Vater häufig ausrief: „Du kannst vielleicht alles wer—
den, aber ein Musiker wirst du niemals“. Im Jahre
1796 schickte man Karl Maria zum Komponisten Heusch—
el nach Hildburghausen, dessen praktischer Unterrichts—
nethoden Weber später gern gedenkt. Im nächsten Jahr
'olgte er seinem Vater nach Salzburg und studierte bei
Michael Haydn. Bei dem Knaben trat die dramatische
Begabung hervor, aus diesem Grunde empfahl Haydn
eine Reise nach München. In München wurde Karl
Waria dem Unterricht Valishausers und Kalchers an—
bertraut. Zu dieser Zeit schrieb der junge Weber be—
reits zwei Opern. Zwei Akte seiner Oper „Das Wald—
nädchen“ entstanden innerhalb 10 Tagen. Von Mün—
hen ging Weber nach Freiberg und wäre dort fast
Steindrucker geworden. Doch die mechanische Tätigkeit,
—E
zu seinem früheren Beruf zurück. Von Salzburg fuhr
er nach Wien, dem Sammelpunkt des musikalischen
Lebens der damaligen Zeit. In Abbe Vogler fand er
»ald einen tüchtigen Meister, der die Lücken in seiner
nusikalischen Ausbildung rasch verschloß. Vor die schöp—
erische Tätigkeit stellte Vogler das Studium alter Mei—
ter. Weber wurde dieses Verzichten schwer, aber er
zehorchte. Im Jahre 1804 übertrug man Weber die
Ztellung eines Orchesterdirektors am Breslauer Thea—
ler. Nach zwei Jahren gab Weber diese Stellung wie—
her auf, da mein seine Ideen nicht anerkannte. Ueber
en Vater und den Sohn kamen Tage der Not, bis der
Prinz von Württemberg beide zu sich nahm und Karl
Maria zu seinem Musikintendanten ernannte. Infolge
der Kriegsunruhen in den nächsten Jahren mußte aber
die Kapelle aufgelöst werden und Karl Maria wurde
dem Prinz Ludwig in Stuttgart als Musiklehrer emp—
fohlen. In Darmstadt kehrte er zu Abbe Vogler zurück
und befreundete sich mit Meyerbeer. Von hier wurde er
aach Prag als Orchesterdirigent berufen. Durch Cle—
nens Printano und Ludwig Tieck wurde seine Neigung
für das Romantische vorbereitet. Außerdem ergriffen
ihn die Befreiungskriege mächtig.
Zu dieser Zeit schrieb er die Männerquartette:
Lützows wilde Jagd, das Schwertlied sowie Leyer und
Schwert. Seine Lieder wurden überall mit Begeisterung
aufgenommen In Prag konnte seines Bleibens nicht
änger sein, da man dort die Begeisterung Webers nicht
eilte. Es kam ihm daher der Ruf als königlich sächsi—
scher Kapellmeister nach Dresden sehr gelegen. Zuerst
war hier Webers Stand einigermaßen schwer, da die
italienische Oper vorherrschte. Am A. November 1817
heiratete er Caroline Brandt, mit der er sich schon in
Prag verlobt hatte. In die ersten Jahre seiner Ehe
fallen die Jubelouvertüre, Aufforderung zum Tanz,