Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge Februar 1935 (Folge Februar / 1935)

„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
Wangel des Mundstückes entspricht der unsichere und 
und unreine Ton. Das am lautesten dröhnende Mu— 
sikinstrument des Mittelalters war das Heerhorn, das 
ebenfalls kein Mundstück besaß. Aus dem Heerhorn 
hat sich das noch heute in der Schweiz gebräuchliche 
Alphorn entwickelt. Das Hifthorn war ein kleines In— 
strument für Hirten und Jäger. Die Umbildung des 
Horns zur Pfeife führte um die Jahrtausendwende zur 
Entstehung der Zinken, das sind Hörner mit Tonlöchern. 
Unter den Pfeifeninstrumenten kam zuerst die Lang— 
flöte in Gebrauch, gegen Ende des 12. Jahrhunderts 
begegnen wir auch der Querflöte und der Schalmeie. 
Sie stammen beide aus dem Orient und wurden durch 
die Kreuzzüge nach Europa eingeführt. Die Querflöte 
kannten schon die alten Aegypter. Im Abendland wurde 
sie zuerst in Deutschland beliebt. Der Dudelsack ist die 
Zusammensetzung einer Pfeife mit einem Blasebalg. 
Die Orgel ist ein Kind des Orients. Die tonerzeugende 
Luft wurde durch Wasser oder Blasebälge in die Pfeifen 
getrieben. Die Wasserorgel war bei den Römern sehr 
beliebt, nicht nur als Tempel-, sondern auch als Haus— 
instrument. I 0 —8 
Lebensbilder 
bhristoph Glut 
Christoph Gluck wurde am 2. Juli 1714 zu Wei— 
denwang bei Berching in Mittelfranken als Sohn eines 
Försters geboren. Der Vater liebte das Leben in der 
Natur und konnte sich daher nicht so recht der Erzie— 
hung und dem UAnterricht seines Sohnes widmen. Im 
Jähr 1726 kam Christoph in das Jesuitenseminar zu 
Komotau. Hier befreundete er sich erstmalig mit seiner 
Kunst, in der er später so bedeutende Werte schaffte. 
Um Philosophie zu studieren, ging er 6 Jahre später 
aach Prag. Er erfuhr vom Elternhaus keine Unterstüt— 
zung und mußte deshalb, um sein Leben notdürftig 
fristen zu können, Wusikunterricht erteilen. Diese Tä— 
tigkeit begeisterte ihn so, daß er beschloß, sich ihr aus— 
schließlich zu widmen. Durch Unterstützung des Brot— 
herrn seines Vaters, des Fürsten von Lobkowitz, wurde 
es ihm möglich, nach Wien zu reisen, wo er den Fürsten 
Welzi kennen lernte, der ihn bei Samartini ausbilden 
ließ. Vier Jahre später komponierte er seine erste Oper 
Artasese, die 1741 erfolgreich uraufgeführt wurde. Es 
folgten: Demafoonte, Demetrio, Ipermnestra, Artamene— 
Sifaze, Fedra und Allesondro nell' Indie. Seine Werke 
machten ihn berühmt und er wurde an das Hehmarket— 
theater in London berufen. Von London reiste er nach 
Paris und von dort nach Dresden, wo er einige Zeit 
die kursächsische Kapelle leitete. Dann zog es ihn wieder 
nach Wien zurück. Dort lernte er in Marianne Pergin 
seine spätere Gattin kennen. In den nächsten Werken 
wich er einigermaßen von der italienischen Form ab 
Glück mußte Wien verlassen, da der Vater seiner Ange— 
beteten, ein reicher Kaufmann, die Ehe nicht billigte, 
In Rom schuf er seinen Telemacco und kehrte zwei 
Jahre später wieder nach Wien zurück, nachdem Wari— 
annens Vater gestorben war. Er vermählte sich nun— 
mehr und führte eine wirklich glückliche Ehe. Er weilte 
dann einige Jahre in Neapel und wurde im Jahre 1754 
als Hofkapellmeister in Wien mit einem Jahresgehalt 
von 2000 Gulden angestellt. Vom Papst erhielt er den 
Orden vom goldenen Sporn und diese Auszeichnung 
nahm er zum Anlaß, sich forthin Ritter von Gluck zu 
nennen. 
Das große Vermögen seiner Frau gestattete Gluück, 
ein Haus zum Sammelpunkt der bedeutendsten Ge— 
ehrten und Künstler seiner Zeit zu machen. Zu den 
Schülerinnen Glucks zählte unter anderen auch Warie 
Antoinette. Seine beruͤhmtesten Werke sind: Iphygenie, 
Irpheus und Alceste. Im Jahre 1780 erlitt Gluck einen 
Schlaganfall, der sich noch zweimal wiederholen sollte. 
Am 15. November 1787 beschloß der Meister der Töne 
ein überaus erfolgreiches und an Schöpfüngen geseg- 
ietes Leben. —— —— 
Karl Maria von Weber. 
Karl Maria von Weber stammt aus Niederöster— 
eich und wurde am 18. Dezember 1786 in Eutin ge— 
horen. Von seinem Vater erhielt er den ersten Musik— 
interricht. Seine Fortschritte waren derart, daß der 
Vater häufig ausrief: „Du kannst vielleicht alles wer— 
den, aber ein Musiker wirst du niemals“. Im Jahre 
1796 schickte man Karl Maria zum Komponisten Heusch— 
el nach Hildburghausen, dessen praktischer Unterrichts— 
nethoden Weber später gern gedenkt. Im nächsten Jahr 
'olgte er seinem Vater nach Salzburg und studierte bei 
Michael Haydn. Bei dem Knaben trat die dramatische 
Begabung hervor, aus diesem Grunde empfahl Haydn 
eine Reise nach München. In München wurde Karl 
Waria dem Unterricht Valishausers und Kalchers an— 
bertraut. Zu dieser Zeit schrieb der junge Weber be— 
reits zwei Opern. Zwei Akte seiner Oper „Das Wald— 
nädchen“ entstanden innerhalb 10 Tagen. Von Mün— 
hen ging Weber nach Freiberg und wäre dort fast 
Steindrucker geworden. Doch die mechanische Tätigkeit, 
—E 
zu seinem früheren Beruf zurück. Von Salzburg fuhr 
er nach Wien, dem Sammelpunkt des musikalischen 
Lebens der damaligen Zeit. In Abbe Vogler fand er 
»ald einen tüchtigen Meister, der die Lücken in seiner 
nusikalischen Ausbildung rasch verschloß. Vor die schöp— 
erische Tätigkeit stellte Vogler das Studium alter Mei— 
ter. Weber wurde dieses Verzichten schwer, aber er 
zehorchte. Im Jahre 1804 übertrug man Weber die 
Ztellung eines Orchesterdirektors am Breslauer Thea— 
ler. Nach zwei Jahren gab Weber diese Stellung wie— 
her auf, da mein seine Ideen nicht anerkannte. Ueber 
en Vater und den Sohn kamen Tage der Not, bis der 
Prinz von Württemberg beide zu sich nahm und Karl 
Maria zu seinem Musikintendanten ernannte. Infolge 
der Kriegsunruhen in den nächsten Jahren mußte aber 
die Kapelle aufgelöst werden und Karl Maria wurde 
dem Prinz Ludwig in Stuttgart als Musiklehrer emp— 
fohlen. In Darmstadt kehrte er zu Abbe Vogler zurück 
und befreundete sich mit Meyerbeer. Von hier wurde er 
aach Prag als Orchesterdirigent berufen. Durch Cle— 
nens Printano und Ludwig Tieck wurde seine Neigung 
für das Romantische vorbereitet. Außerdem ergriffen 
ihn die Befreiungskriege mächtig. 
Zu dieser Zeit schrieb er die Männerquartette: 
Lützows wilde Jagd, das Schwertlied sowie Leyer und 
Schwert. Seine Lieder wurden überall mit Begeisterung 
aufgenommen In Prag konnte seines Bleibens nicht 
änger sein, da man dort die Begeisterung Webers nicht 
eilte. Es kam ihm daher der Ruf als königlich sächsi— 
scher Kapellmeister nach Dresden sehr gelegen. Zuerst 
war hier Webers Stand einigermaßen schwer, da die 
italienische Oper vorherrschte. Am A. November 1817 
heiratete er Caroline Brandt, mit der er sich schon in 
Prag verlobt hatte. In die ersten Jahre seiner Ehe 
fallen die Jubelouvertüre, Aufforderung zum Tanz,
	        
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