Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 9 1931 (Folge 9 / 1931)

„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
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en wir nach Nürnberg, begeisterten uns an der schönen 
alten Stadt mit ihren herrlichen, Bauwerken. Lange 
ahen wir uns das Germanische Museum an, in dem 
nir die Trachten und die vpielen, schönen Bauernstubeu— 
einrichtungen besonders gefielen. In der argßen Reit⸗ 
Hule einer, Kaserne fanden wir freundliche Unterkunft. 
Mit der Bahn fuhren wir nach Regensburg. Leider 
hegann damit auch schon die Heimfahrt. Da wir wenig 
Geld, hatten, beschlossen wir darum, auf einem Schlep 
per hinunter zu fahren. Vach langem Suchen fanden 
wir endlich einen biederen Oesterreicher, der uns mitneh— 
nen wollte. So fuhren wir denn, auf dem heißen 
Schiffsdeck des Schleppkahnes liegend, zwei Tage lang 
urch, die herrliche Gegend des oberen Donaulandes. 
Strahlendweiß hob sich der prächtige, stolze Säulenbau 
10s 
olzen Seglern, die ohne Wind lagen, hegegneten 
vir. Kleine, bewaldete Inseln schwammen in dem ruhi⸗ 
en See; auf ihnen ragten Leuchttürme. Doch da wir 
is wieder dem, Ufer näherten, sahen wir eine uns 
anz neue Landschaft. Eine lange, schmale Bucht lag 
or uns inmitten eintönig gewellker Hügel. Kein Baum 
elebte sie. Kein Haus verriet die nahe große Stadt. 
ie einzige, gelbliche Farbe verstärkte den Eindruck der 
eere. Verwüstend strahlte die Sonne aus wolkenlosem. 
veitem Himmel über die leblosen Weiden. Unser Schiff, 
as einzige dunkle, niedere, inmitten der hohen, Jeüch— 
enden Segler, wand sich langsam zwischen den Bojen 
indurch, hinein in dieses sondetbare Land. 
Quer durch die Insel Wollin wandern wir zur 
Nordküste. Wir gehen schon eine Stunde durch hohen 
— 
Puchenau bei Linz 
der Walhalla mit der ungeheuren Irppge vom Dun— 
lel des Waldes ab. Langsam, in vielen, Windungen, floß 
die Dongu an den parkähnlichen Ufern vorbei nach 
Passau. Von dort fuhren wir vornehmer als am Tag 
vorher, auf dem österreichischen Schlepppampfer „Fischa— 
nend“, auf dem wir das ganze Vorderschiff zur Ver— 
fügung hatten, „durch den Strudengau und durch die 
wohlbekannte Wachau, an den Gefilden der Kanni— 
alis vorbei nach Wien. In der warmen Sonne am 
Deck, liegend, durchlebten wir in Gedanken nochmals all 
die schönen Tage unserer Süddeutschlandfahrt.“ 
Die Ostsee. 
.Wir hatten Glück gehabt. Gegen elf Uhr sollte 
»in Frachtdampfer, der auch Fahrgäste mitnehmen sollte, 
don Stettin nach Wollin abgehen. Oberhalbe der Brücke 
ollte er liegen. Wir fanden ihn bald, einen kleinen, 
chmutzigen, mit Ladung und Personen überfüllten Damp— 
er. Wir zwängten uns durch schreiende, verladende 
Arheiter und gedrängte Fahrgäste und kletterten über 
Kisten, Fässer und Säcke nach vorn. Auf, einem Berg 
von stinkenden Heringsfässern machten wir's uns be— 
Juem. Getrennt von der lärmenden, gedrängten Menge, 
saßen wir zufrieden, auf die Abfahrt wartend. 
Es ging los. Ein Stück in Eile gekaufter, guter 
Schokolade und ein kühler Wind erhöhten den Genuß. 
Auf der breiten, schmutzigen, überaus träge fließenden 
Oder ging's an Werften, hohen Ozeandampfern und 
Seglern vorbei, dem Meere zu. Allmählich verbrei— 
terte sich der Fluß, bis er eine weite Bucht bildete. 
Ebelsberg bei Linz 
chönen Buchenwald, dicht umschwärmt von Gelsen. Quer 
urch den Wald, über Hügel und, Lichtungen, führt 
ins unser Weg. Jeder denkt ans Meer, das wir zum 
rstenmal sehen sollen, und das nicht mehr weit entfernt 
ein kann.Wieder kommen wir in eine Senkung. Vor 
As⸗beginnt eine kleine Steigung und der Wald lichtet 
ch. Wir ahnen das Meer. Ich fange zu laufen an.. 
Zofort hält mich der Ernstl. Jeder will der erste Jein. 
luf der anderen Seite gehen der Roland und Fritzl 
»or. Gleich hängen wir uns an sie. Nun geht's zu viert 
m Lauf hinauf. Oben sind wir — und das Meer 
iegt vor uns! — — Unendlich! Das, Auge ver— 
ucht, es Zu umfassen, es ist nicht möglich! — Unend— 
ich! — Dann geht's hinunter über den hohen, steilen. 
ahlen Hang und jetzt — die Kleider weg und hinein! 
zuerst müssen wir Noch kosten; wirklich — es schmeckt 
IAlzig. Und dann schwimmen wir weit in die leuchtende 
Inendlichkeit hinaus. — — Willig trägt das Meer 
ene, die von serne gekommen sind, seine Schönheit und 
jewaltige Größe zu schauen. 
Einige Tage später wandern wir vom Darßer 
deuchtturm längs der Küste westwärts. Ein starker Wind 
'eitscht die Wogen, daß sie hoch aufbranden und sich 
osend und schäumend überstürzen. Zuerst machen wir 
ins warm und dann hHinein! Stark muß man vor— 
värtsschreiten, will man Richt an die Küste zurückge— 
vorfen werden, Lachend stürzen wir uns alle den Wel— 
en entgegen. Drunter und, drüber geht's. Mich erfaßt 
ine Woge und wirbelt mich herum, daß die Füße in 
die Höhe stehen. Manchmal sieht man einen gaänz aus
	        
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