Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 9 (Folge 9 / 1930)

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Fachblatt der Nichtberufsmusikerschaft ÖNterre ichs 
Schriftleitung: Ed Munninger, St. Lambrechten, Bez. Ried i. J.; Verwaltung: Alpenländischer Volksverlag, Linz a. d. O. 
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193308 
Folges⸗s⸗s⸗s 
1. Jahrgang 
Und Bayreuth⸗?“ 
Siegfried Wagner ist nicht mehr. Wie ein Blitz⸗ 
schlag ist die Nachricht auf alle die herabgefahren, deren 
Herz in und mit der Bayreuther Welt schlägt. Unge— 
heurer Schmerz um den Entschlafenen, tiefstes Mit—⸗ 
empfinden mit der schwer geprüften Familie, dann die 
bange Frage um die Zukunft Bayreuths: das waren 
die Empfindungen und Gedanken, die in uns rastlos 
einander bedrängten. Der Mann ist dahin. Der Fa⸗ 
milie wird die unendlich warme Teilnahme ein erster. 
wenn auch schwacher Trost sein können, Was aber wird 
aus Bayreuth? Ein starker Ring echter Freunde steht 
zu Schirm und Hilfe bereit. Das Testament des Ab— 
geschiedenen löst manchen Zweifel. Dennoch: wird sich 
wiederholen, was sich nach dem Tode des Vaters zu— 
trug? Werden sich wieder wie damals gierige Hände 
von „Freunden“ nach dem Festspielhause ausstrecken, die 
als solche bis dahin unbekannt gewesen waren? Die 
Einzelheiten über jene Jahre sind noch unveröffent— 
licht, wenn auch von berufenster Hand aufgezeichnet. 
Es liegen bereits Anzeichen für solche Wiederholung 
vor. Hier und da regt es sich schon im Pfuhl der 
gleichen alten „Freunde“. Wir schweigen in Trauer 
und wachen. Nur die eine Frage sei einstweilen den 
deutschen Bühnen, die es angeht, gestellt: ist nunmehr 
dem toten deutschen Meister recht, was so vielen Le— 
benden französischer, tschechischer, russischer und son⸗ 
stiger Herkunst mühelos und reichlich zuteil wird? 
OODtto Tröbes 
Geschäftsführer der deutschen Richard Wagner-Gesell- 
cchaft e. V., Berlin. — 
(In der D. Militär-Mus.s3.) 
* 
Die „Allgemeine Musikzeitung“ bringt aus der Feder 
von Walter Abendroth einen Nachruf mit folgender 
Auslassung: I — 
„Der Erbe und getreue Hüter des großen künstleri⸗ 
schen Vermächtnisses seines Vaters hat sich im Willen, 
den ihm gestellten Aufgaben im Sinne seiner Mut« 
ter und Vorgängerin im Amt gerecht zu werden, bis 
zum Versagen der physischen Kraͤfte für den Gedanken 
und das Werk von Bayreuth eingesetzt. Er ist im 
Kampf, für dieses Werk gefallen — beialler Tragik 
des Augenblicks ein Ende, das uns von neuem mit 
dankbarer Bewunderung für den traditionellen, konse—⸗ 
guenten Idealismus des Hauses Wagner im Dienste 
der großen Kulturmission des Wagnerfchen Lebenswer— 
es erfüllt. Vor allen, denen Bayreuth eine Sache 
»es Herzens und des kulturellen Verantwortungsbewußt— 
eins ist, erhebt sich nun die bange Frage um die, 
zukunft. Wird sich die Kraft finden, die mit der gleichen 
RNferbereitschaft die gleiche Energie verbindet, die das 
Werk bewahrt und fördert, ohne es zu verfälschen? 
Wie ungeheuer die Arbeitsleistung Siegfried Wag— 
iers gewesen ist, ermißt man erst, wenn man bedenkt, 
aß, sie sich zwischen Organisation und Leitung der Fest— 
piele einerseits zu teilen hatte, ohne daß ein Teil dabei 
ernachlässigt worden wäre. Denn das Gelingen der 
Biederbelebung der Festspiele nach dem Kriege, ihre Stei— 
erung bis zum Trauerjahre 1930 hat selbst die geg— 
erische oder gleichgültige Mitwelt mit Staunen als 
Bunder der Tatkraft anerkannt. Ob seinem eigenen 
ompositorischen Werk ein glücklicheres oder weniger glück— 
ches Los beschieden gewesen wäre, hätte der Name des 
ßaters den seinigen nicht so sehr überstrahlt, soll hier 
licht untersucht werden. Es bleibt jedoch auch von dieser 
Zeite seines Wesens festzustellen, daß er den echt Wag⸗ 
gerschen Mut besaß, ein Unzeitgemäßer zu sein und zu 
ingen „wie er mußte“. So steht er vor unserem rück— 
chauenden Auge als eine Persönlichkeit, der die deutsche 
Mitwelt tiefsten Dank und größte Achtung schuldig ist. 
Dem Sohne des Weisters, dem heldenmütigen Kämpfer 
ür die Sache rufen wir im Bewußtsein der entschei⸗ 
dungsvollen Bedeutung der Stunde ein herzliches Lebe— 
vohl nach!“ 
die Trauer um Siegfried Wagner. 
Der Stadtrat von Bayreuth trat am Donnerstag, 
den 7. August, einen Tag vor der Beisetzung, zu einer 
hlichten, aber ergreifenden Trauerkundgebung zusammen. 
berbürgermeister Hofrat von Preu hielt die Trauer— 
ede, in der er u. a. ausführte. Das unfaßliche, das nie— 
nand ausdenken wollte, ist geschehen. Vier Monate nach 
em Hinscheiden der großen Weisterin, unserer unver— 
jeßlichen Ehrenbürgerin, folgt ihr der Sohn, dem sie 
inst das Wunderwerk Bayreuth als einen köstlichen 
3chatz zur Verwahrung und Betreuung übergeben halte. 
Line erschütternde Tragödie hat sich vor unseren Augen
	        
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