Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 5/6 1935 (Folge 5/6 / 1935)

„Alpenländische Musiker-Zeitunge 
»en wünscht, muß sein Werk mit einem Kennwort ver— 
sehen sein und ein versiegelter Umschlag beigefügt wer— 
den, der auf der Außenseite das gleiche Kennwort trägt 
und innen Name und Anschrift des Komponisten ent— 
hält. Das Urheberrecht an den eingesandten Werken 
bleibt bestehen. Der Kunstausschuß des Organisations— 
komitees für die XI. Olympischen Spiele GBerlin) ist 
bereit, die Veröffentlichung der ausgezeichneten Werke 
im Einvernehmen mit dem betreffenden Komponisten zu 
fördern. Die Beurteilung der eingereichten Werke und 
die Erteilung der Auszeichnungen erfolgt durch ein vom 
Kunstausschuß des Organisationskomitees einzuberufen— 
des internationales Preisgericht, dessen Mitglieder be— 
kanntgegeben werden. 
Nähere Auskünfte hinsichtlich dieses Olympischen 
Musikwettbewerbes erteilt die Staatsakademie für Mu— 
sik und darstellende Kunst (Regierungsrat Dr. Hans 
Waizmannd), Wien 3., Lothringerstraße 18. 
Geschichte der österr. Vundeshymne 
Von Alfred Bamer. 
Wie oft klingt in den heutigen Tagen die wun— 
derschöne, österreichische Bundeshymne durch die Gaue 
Desterreichs. Ueberall, wo man österreichisch denkt, da 
finden wir unsere Bundeshymne als einen Siegesgesang 
des neuen Oesterreich. Viele aber, die sie schon hundert— 
und tausendmal gesungen haben, werden ihre Entste— 
hung nicht kennen. Und wer von den Wusikern soll das 
nicht etwa kennen? — 
Gegen Ende des sturmbewegten, sorgenreichen Jah— 
res 1796 entstand auf Anregung Gottfried v. Swietens 
unter Förderung des damaligen n.zö. Regierungsprä— 
sidenten Graf Franz von Saurau, der von 1760 bis 
1832 lebte, die österreichische Volkshymne. Als Dich— 
er wurde Lorenz Leopold Haschka erwählt und gewon— 
nen. Der ursprüngliche Text hatte ä Strophen, von 
denen die erste beginnt: „Gott erhalte Franz den Kai— 
ser, unsern guten Kaiser Franz“, womit jede der vier 
Strophen auch endigte. Das Imprimatur gab der Graf 
am 28. Jänner 1797, die Uraufführung fand am 
12. Februar des gleichen Jahres, am Geburtstag des 
Monarchen, im Karl-Theater istatt und wurde mit 
uingeheurem Jubel aufgenommen. Als Anerkennung 
erhielt Hayon durch Franz von Saurau eine goldene 
Dose mit dem Bilde des „guten Wonarchen“. VJosef 
Zaydn, der glückliche Komponist der Hymne, kompo— 
nierte sie ursprünglich als Lied für eine Singstimme 
mit Klavierbegleitung. Das Faksimile der Originalhand— 
schrift, die die Hofbibliothek in Wien aufsbewahrt, war 
dem Festprogramm für die Jubiläums-Aufführung von 
1897, redigiert von Ludwig Böck, beigegeben. Im Laufe 
der Zeiten wurden andere Texte unterlegt, zunächst 
auf Kaiserin Karoline. Nach dem Tode Kaiser Franz, 
1835, mußte der Text wegen des veränderten Namens 
des Monarchen, Ferdinand J. umgeschrieben werden. 
Zuerst wurde der von Holtei genommen, der aber wenig 
Beifall fand. An seine Stelle trat der von Zedlitz. 
Nach der Thronbesteigung Franz Joseph J. wurde 1854 
der von Joh. Gabriel Seidl als offiziell gültig erklärt. 
Außerhalb Oesterreichs ist die Melodie mit dem Texte 
von Hoffmann v. Fallersleben: „Deutschland, Deutsch— 
land über alles“ verbreitet. Viel Meinungsverschieden— 
—DDD 
oder zwei Vorschlägen zu versehen sei. Das gleiche 
— — 
Thema kommt auch in 2 älteren Werken Haydns vor: 
n der Wariazeller-Messe im Benediktus und in den 
Zieben Worten im 2. Satz und außerdem im Kaiser— 
luartett, jedesmal mit zwei Vorschlägen, während 
ie Originalhandschrift des Liedes nur den zweiten 
ufweist. Für die Bundeshymne hat man zahlreiche 
iltere Vorbilder namhaft gemacht, was an sich gar 
ticht verwunderlich ist, da Haydn überhaupt mit Vor— 
iebe volkstümliche Motive verwendet, es ist daher um 
o mehr erfreulicher, wenn Haydn seine Motive aus 
»em Volk genommen hat. Zum Schlusse sei dann noch 
ꝛrwähnt, daß der unselige Krieg es mit sich brachte, 
daß die Bundeshymne ein anderes Gewand bekam. 
Der Dichterpriester Ottokar Hernstock schuf den neuen 
Text zur Haydnmelodie. 
Wir Vollsmusiker 
Wir Musikanten auf dem Land, 
Ob Bauer, Knecht, mit schwieler Hand, 
Beamter oder Handwerksmann — 
Uns haͤt's die Musik angetan — 
Daß man nicht Müh' und Opfer scheut, 
Wenn's Undank selbst statt Lohn uns beut. 
Ein wahrer Volksmusiker sein 
Ist unser Streben schlicht und rein; 
Der treu ererbte Volkskunst hegt, 
Und sie zur Zier der Heimat pflegt 
Nach altem, schönem Brauchtum her 
Und der auch spielt zu Gottes Ehr. 
Der noch von mancher Gegend bannt 
„Moderner“ Negermusik Tand, 
Den Tingel-Tangel aus der Stadt 
Der nichts am Land zu suchen hat; 
Dort, bei den Menschen der Natur, 
Gilt Volksmusik und Volkslied nur. 
Wir feinden gutes Neus nicht 
Denn Fortschritt ist der Musik Pflicht! 
Berufsmusik und Musikschutz 
Sie sind gewiß der Kunst zum Nutz. 
Doch wird der Kampf uns zum Gebot 
Wenn Zwang, Tribut und Unrecht droht. 
Nicht leicht sei dieses Gut zerstört, 
Das uns und unserm Volk gehört: 
Im Reichsverband für Volksmusik 
Liegt uns'res Heiligtums Geschick. 
Drum — soll die Volksmusik gedeih'n 
Ihr Volksmusiker. schließt die Veih'n! 
Vom Weinland bis zum Alpenrand 
Vereine uns ein Bruderband. 
Der Wahlspruch sei auf rot-weiß⸗rot: 
„Für Volk und Gott in Freud und Not 
Tön' unser Harmonienklang, 
Der Heimat Lied und Lobgesang“. 
Noreia, im Mai 1935. 
Anton Walzer, 
Landkapellmeister. 
— BWBu»—3— 
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