Alpenlöndische ZNusiker-Zeikung
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keine ebenbürtigen gegenüberstellen kann, durch den Schund
der Großstadt — „Volksmusik" versaut wird, so kann dieser
Vandalismus weder mit demokratischen, noch geschäftlichen
Rücksichten entschuldigt werden. F. Kinzl.
Soll Wagner modernisiert werden?
Soll Wagner modernisiert werden? Diese Frage legte
eine kölnische Zeitung mehreren Vertretern des Musiklebens
vor. Professor Egon Wellesz glaubt, daß eine dem heutigen
Zeitgeist angepaßte Inszenierung gerade ein Ausdruck höch
ster Bewunderung für Wagner sei. Auch Emil Pirchan, der
Ausstattungsleiter der Berliner Staatsoper, behauptet, daß
Wagner selbst der erste gewesen wäre, der die heutigen tech
nischen Vervollkommnungen in den Dienst seines musi
dramatischen Werkes gestellt hätte. — Zweifellos richtig.
Aber wenn. Egon Wellesz etwa der Meinung sein sollte,
daß die Verbalhornisierung Wagners im Film, im Jazz
und Revue auch nur ein Ausdruck von Wagners Populari
tät wäre, — dann dürfte uns ein geringeres Maß seiner
„höchsten Bewunderung" für Wagner sehr notwendig ange
bracht erscheinen. Sehr richtig schreibt Alfred Roller
(Staatsoper, Wien), daß einzig und allein der „Dienst am
Werke" entscheidend sei. Und selbst Ernst Krenek, der Jonny-
Komponist, lehnt die Versuche ab, Wagners Werke unter
irgend einem expressionistischen oder kubistischen oder auf
andere Art schäbigen Stil (!) zu zwingen. — Nun, mehr
können wir wirklich nicht verlangen.
Die Salzburger Festspiele
Dü; Salzburger Festspiele 1930 dauern vom 1. bis
31. August und stehen unter der künstlerischen Leitung von
Clemens Krauß, Max Reinhardt. Franz Schalk, Lothar
Wallerstein und Bruno Walter. Letzterer dirigiert Glucks
„Iphigenie in Aulis", die Mener Staatsoper bereitet unter
Leitung von Clemens Krauß und Lothar Wallerstein Mo
zarts „Figaros Hochzeit" vor. Max Reinhardt inszeniert
aus dem. Domplatz Hofmannsthals „Jedermann", in der
offenen Felsenreitschule Goldonis „Diener zweier Herren"
und im Stadtheater Schillers „Kabale und Liebe" und
Maughams musikalisches Lustspiel „Viktoria". Franz
Schalk wurde für die musikalische Leitung von Mozarts
„Don Juan" und Beethovens „Fidelio" gewonnen, Clemens
Krauß für Richard Strauß' „Rosenkavalier". Während die
bisher genannten Opern zur Aufführung im Festspielhaus
bestimmt wurden, ist für das Stadtheater Donizettis komische
Oper „Don Pasquale", für deren szenische Neugestaltung
Oskar Strnad berufen wurde, in^der musikalischen Leitung
Bruno Walters vorgesehen. Acht Festkonzerte der Wiener
Philharmoniker und die von Bernhard Paumgartner diri
gierten Mozartserenaden ergänzen das Programm, mit
welchem, die Salzburger Festspiele dieses Jahr ihren zehn
jährigen Bestand feiern.
Streiflichter
Erfolge zweier großer Österreicher in Deutschland. In
Frankfurt wurde kürzlich eine neue Oper des (österreichischen)
Meisters der gegenwärtigen Moderne, Arnold Schönberg,
betitelt „Von Heute auf Morgen" mit durchschlagendem Er
folg aufgeführt. Kammersänger Anton Maria Topitz,
Berlin (ein Oberösterreicher), welcher die schwierigste Haupt
partie in diesem Werke mit staunenswerter Sicherheit mei
sterte, schreibt über diese Aufführung auf einer Postkarre
folgendes: „. . . Das war so eine „jSache" am 1. Februar
in. Frankfrut! 100 Kritiker aus aller Herren Länder und
nochmals soviel Intendanten und Kapellmeister waren an
wesend. Das gab eine Spannung! Der Erfolg war riesig
groß, aber es gab auch Psui-Rufe und Pfiffe, wenige, von
der Galerie herab. — Das Werk ist der Gipfelpunkt der
Atonalität im. 12-Ton-System! Für die Sänger eine noch
nie dagewesene Leistung, das alles auswendig zu singen.
Mir fiels aber gar nicht so besonders schwer! Am 4.
Februar war erste Wiederholung, auch wieder mit großem
Erfolg. Am 10. und 20. Februar folgen weitere. Am 27.
Februar ists in Berlin im „Radio"!! Schönberg selbst diri
giert es da. Die Krache usw. bei den Proben waren un
glaublich. Das Orchester wollte es nicht spielen als einfach
zu schwer! . . ." (Kammersänger Anton Maria Topitz
stammt aus der musikalisch sehr begabten Oberlehrerfamilie
Topitz, St. Nikola bei Grein a. d. Donau.)
Ein Oberösterreicher in Karlsbad aufgeführt. Das
Karlsbader Kurorchester unter Leitung des Generalmusik
direktors Robert Manzer brachte bei seinem 8. Sympho
niekonzert eine „Jntrade, für großes Orchester" von Franz
Kinzl mit großem Erfolge am 18. Jänner d. I. zur,Auf
führung. Die übrigen Programmnummern des Konzertes
waren: Intermezzo und Thema con variazioni von R. F.
Prochaska, Konzert für Klavier und Orchester von A.
Dvorak und dritte Symphonie von Kurt Atterberg. (Ober
lehrer Franz Kinzl ist Gaukapellmeister unseres Verbandes.)
Der Musikunterricht an den österreichischen Schulen
wird in einer neuen Schrift von Prof. Dr. Cornelius
Preiß behandelt. Die Arbeit hat den Musikgeschichts
unterricht an den österreichischen Mittelschulen und Lehrer
bildungsanstalten zum Inhalt, bringt außerdem die neuen
Lehrpläne des Bundesministerium für Unterricht und im
Anhang außerdem noch praktische Weisungen für musika
lische Kunstbetrachtungen innerhalb und außerhalb der
Schule. Die vom. pädagogisch-künstlerischen Standpunkt ab
gefaßte Schrift hat einen wissenschaftlichen Vortrag zur
Grundlage, den Dr. Cornelius Preiß im September 1929
bei der Deutschen Philologentagung in Salzburg hielt.
Ehrende Anerkennung Öberösterreichischer Kompo
nisten. Bei dem vom kathol. Landeslehrerverein veranstalteten
Preisausschreiben für Männerchöre gaben die Preisrichter
unter 71 Bewerbern dem Fachlehrer Franz Priller in
Ried den 1. Preis und dem Professor Karl Rausch in
Ried den 3. Preis.
Emmy Destinm die bekannte tschechische Sängerin, ist
in Budweis. gestorben. Emmy Destinn, die mit richtigem
Namen. Kittl hieß, wurde 1878 als Tochter einer angesehenen
Prager Familie geboren. Sie trat bereits als 20jährige
als Santuzza in „Onvuilaom inmtmunu" an der Ber
liner Hofoper auf, von der sie wegen ihres großen Erfolges
sofort enaagiert wurde. Dem Verband der Berliner Hof
oper gehörte die berühmte Künstlerin zehn Jahre hindurch
an; während dieser Zeit gastierte sie auch m Bayreuth und
Paris.
Sommerliches Festkonzert auf dem Domplah in Salz
burg. In Fachkreisen wird der Plan ventiliert, während der
heurigen Festspiele auf dem Domplatz ein großes Orchester-
konzert zu veranstalten. Von mehreren Seiten wird hiebei
die Aufführung eines Werkes von Bruckner propagiert.
Auch Verdis „Requiem" ist in den Kreis der Erwägung' ge
zogen. Verhandlungen über die Veranstaltung dieses Fest
konzertes sind im Zuge.
Der älteste österreichische Kapellmeister gestorben. In
Wien starb der älteste Kapellmeister Österreichs, Franz