Volltext: Oberösterreich (3. Band / 1928)

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Bürger. — Benefizien. 
Gesichtszüge. Die noch lebenden Brüder, nämlich die Schloßbesitzer 
Hans und Veit, sowie Vater imd Mutter sind durch andere Figuren 
der Gruppe anscheinend porträtgetren wiedergegeben. 
Bürger. 
Eine neue Stütze gewannen die geistigen Bestrebungen jener 
Zeit an den Bitrgern der Städte und Märkte. Deutsche und lateinische 
Schulmeister gab es daselbst im 14. und noch mehr im 15. Jahrhundert. 
Eine Vorliebe zeigten die Handwerksmeister und ihre Gesellen für 
die weltlichen Lieder und Schauspiele. Der Meistergesang wurde 
z. B. in Wels gepflegt, wo eine Meistergesangschule bestanden haben 
soll; der später viel genannte Meistersänger von Nürnberg, Hans 
Sachs, ein Schuhmacher, hatte sich in seiner Jugend in Wels auf 
gehalten und dort seine Freude anr Dichten und Singen gefunden. 
Auch die Baukunst und das Kunstgewerbe fanden unter den 
Bürgern vielfache Pflege. Die Rathäuser und die Wohnhäuser 
reicher Handelsleute geben vielfach noch heute Zeugnis nicht nur von 
der Wohlhabenheit, sondern auch von der Freude am Schönen in den 
Städten des ausgehenden Mittelalters. 
Für die alten und kranken Leute in den Städten und Märkten 
wurden Bürgerspitäler, Siechen- und Leprosenhäuser errichtet. 
Leprosen heißt eigentlich Aussätzige (von lepra Aussatz, leprosus 
aussätzig). 
Für die Fremden, Armen und Kranken hatte beispielsweise 
Pilgrim aus dem Geschlechte der Herren von Weng und Schalk 
heim, nachdem er die Brücke bei der heutigen Stadt Vöcklabruck und 
die mit ihr verbundenen Rechte gekauft hatte, ein Hospital mit einer 
Kirche St. Ägidi erbaut (1143). Ägidius lebte als Abt nahe der Rhone- 
Mündung um das Jahr 700. 
Benefizien. 
Der fromme Eifer, den sowohl die Adeligen als auch die Bürger 
für die Errichtung von Pfarreien und für die Erbauung und Aus 
schmückung von Gotteshäusern an den Tag legten, ist auch aus der 
Stiftung von Benefizien für die an den Kirchen und Kapellen tätigen 
Priester zn erkennen. 
Das Wort Benefizium bedeutet im weiteren Sinne Wohltat. 
Im kirchenrechtlichen Sprachgebrauchs ist es das mit einem ständig 
errichteten, auf Lebenszeit verliehenen Kirchenamt verbundene 
Einkommen. Der Inhaber jenes Amtes ist der Benefiziat. 
In diesem Sinne sind auch die Pfarrer Benefiziaten. Aber es 
gab und gibt auch Benefiziaten, die keine Pfarrer sind. Benefizien 
solcher Art, die vom Pfarrbenefizium verschieden sind, entstanden 
in der Zeit bis 1500 beispielsweise in Linz, Vöcklabruck, Heiligenstatt 
(Pfarre Friedburg), Freistadt, Braunau, Schärding, Mauerkirchen,
	        
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