200
Ernst Klinger.
eines Geiverbeförderungsinstitutes in Linz, die Tätigkeit der Handels-
nnd Gewerbekaimner und die der staatlichen Gewerbebehörden sowie
der Gewerbegenossenschaften würden hieher gehören. Nicht ans den
Schultern eines Mannes erhebt sich ein Stand. Aber eine der kräf
tigsten Stützen des aufstrebenden Gewerbestandes zu kennen, lohnt
gewiß die kleine Mühe, mit der der Leser diesen Zeilen gefolgt ist.
-I- *
*
Bis hieher war dieses Lebensbild geschrieben, als es im Früh
jahre 1918 gedruckt wurde. Dann konnte es noch dem 77jährigen
Greise, dessen Kräfte mehr und mehr abnahmen, durch seinen Sohn
Egmont vorgelesen werden. Wenige Wochen darauf, am 11. Mai,
entschlief Josef Lettner, wohl vorbereitet, eines sanften Todes.
Ernst Klinger.
Ein hervorragender Sohn unseres Landes, Ernst Klinger,
Pfarrer in Aspach, hat nach kurzer Krankheit am 24. Mai 1918 seine
Augen für immer geschlossen. Der folgende Überblick iiber sein
Leben und seine Leistungen wird zeigen, daß der Verblichene einen
Ehrenplatz im Andenken der Nachwelt verdient.
Zu Haibach bei Passau als Sohn des dortigen k. k. Zolleinnehmers
Josef Klinger am 8. Jänner 1841 geboren, verlebte er seine erste
Kindheit im elterlichen Hause. Sein Vater war ein Bauerssohn von
Mauerkirchen, hatte die Gynmasial- und Lyzealstudien in Salzburg
gemacht und sich dann dem Kameraldienste gewidmet. Im Jahre
1847 kanr er nach Sigharting in das dortige Schloß des Grafen
Arco-Valley als Verzehrungssteuereinnehmer und nach Auf
hebung dieses Postens als Rentamtskontrollor 1851 nach Mattig-
hofen, wo er schon im nächsten Jahre, erst 45 Jahre alt, starb. Die
Mutter, Katharina geb. Mangelberger, eine Salzburgerin, war
schon vorher in Sigharting geswrben.
Nun kam der elfjährige Waisenknabe Ernst zu einer Stiefschwester
seiner Mutter nach Salzburg. Schon nach drei Monaten verfiel er
in eine Krankheit, an der er iiber sieben Monate hoffnungslos im
St.-Johannes-Spitale darniederlag. Endlich durch eine Badekur
in Bad Gastein wiederhergestellt nnb zu seiner Tante zurückgekehrt,
besuchte er die Normalschule und war zugleich als Sänger (Sopran-
solistl in der Franziskanerkirche und in der Kollegienkirche durch mehr
als ein Jahr angestellt.
Den ersten Singunterricht hatte er in Sigharting von dem dor
tigen Schullehrer Franz Hafner, und zwar mit solchem Erfolge
bekommen, daß er schon nacki einem Vierteljahre als achtjähriger Knabe
in der Kirche am Chore singen konnte. Bald darauf erlernte er das
Klavierspiel, jedoch ohne Lehrer, nur nach der Klavierschule von
Czerny. Mit neun Jahren lernte er Violinspielen, ivozu ihm ein