Volltext: Oberösterreich (3. Band / 1928)

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Kriegsfolgen. 
Serben gelegentlich einer militärischen Inspektionsreise in Bosnien. 
Der Krieg mit dem Königreiche Serbien, das die geforderte Genug 
tuung verweigerte, begann am 28. Juli 1914. Andere Mächte schlossen 
sich der einen oder der anderen Partei an; aus dem serbischen Kriege 
wurde ein Weltkrieg, wie noch keiner gewesen war. 
Oberösterreich lag den Kampfplätzen glücklicherweise ferne, 
ivar aber an jeder anderen Art von Kriegstaten und Kriegsleiden 
sehr stark beteiligt. Flüchtlinge aus Galizien und Tirol in Städten 
und Dörfern, gefangene Feinde in umfangreichen Lagern, verwundete 
und kranke Soldaten in den Spitälern, Schulen und Klöstern gab es 
in großer Zahl. Die Eisenbahndirektion Triest wurde nach Wels in 
ein Schulhaus verlegt. 
Schmerzlich wurde es vom Volke empfunden, als die meisten und 
größten Glocken von den Kirchtürmen herabgenommen wurden, 
wofür die betreffenden Kirchen, soweit sie nicht darauf verzichteten, 
allerdings eine Entschädigung in Schuldscheinen erhielten. Auch von 
vielen Orgeln wurden die großen Zinnpfeifen herausgenommen. 
Kupferne Kirchendächer wurden beansprucht, darunter das von der 
Domkirche. Ebenso mußten die Haushaltungen, soviel nur möglich, 
Kupfer- und Messinggeräte abgeben. Man gab auch freiwillig allerlei, 
um den Kämpfenden und Verwundeten zu helfen. 
Da der Staat für die Kriegskosten zu wenig Geld hatte, nahm 
er wieder und wieder Anleihen auf. Die Kirchen und Klöster sowie 
zahlreiche Familien betätigten auch hierin ihre Opferwilligkeit. 
Jäh in die Kriegsleiden hinein fiel am 5. März 1915 der Tod des 
Bischofs Rudolf. Er war bei einem tröstenden Besuche der Kriegs 
gefangenen tu Ried bei Mauthausen von dem dort herrschenden Fleck 
typhus angesteckt worden. Vorher hatte er schon im Spitale der 
Barmherzigen Brüder in Linz die Kranken gepflegt, auch unter Auf 
opferung seiner Nachtruhe. Die Ermüdung als Folge hievon hatte 
ihn wohl für seine letzte Krankheit noch empfänglicher gemacht. 
Während der längeren Dauer des Krieges wurden die Vorräte 
an Lebensmitteln auch in den Ländern außerhalb des Kriegsschau 
platzes und so in dem fruchtgesegneten Oberösterreich immer geringer. 
Der heimische Boden konnte den Bedarf nicht decken, zumal viele 
Arbeitskräfte unter den Waffen standen. Oft wurden Kriegsgefangene 
als Landarbeiter verwendet. 
Kriegsfolgen. 
Nach mehr als zweijähriger Kriegsdauer und nach kurzer Krank 
heit starb am 21. November 1916 Kaiser Franz Josef im 68. Jahre 
seiner Regierung und im 87. Jahre seines Alters. Sein Nachfolger 
Karl erwog alsbald die Möglichkeit eines Friedensschlusses. Als 
iroch dazu Papst Benedikt XV. in seiner Fürsorge für die Allgemein 
heit einige Friedensbedingungen vorschlug, äußerte Kaiser Karl 
seine Bereitwilligkeit, in Verhandlungen einzutreten; ihm genügten
	        
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