Volltext: Die Kämpfe um Baranowitschi [9] (Band 9/1926)

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Die Kämpfe um Baranowitschi. 
Südflügel der Armee-Abteilung mit Feuer mäßiger Stärke b'e» 
legt blieb. 
Der große Angriff beginnt. 
Die Wolken teilen sich, und eiserner Tod greift tastend umher. 
Das Schicksal pocht gegen die Gräben, gegen die Unterstände, zerrt 
und reißt an Hindernis und Draht. Die Stunden kriechen und 
schleichen. Was wird der Abend, die Nacht bringen? ... Endlos 
dehnt sich die Zeit. Wann wird der Sturmangriff daherbrausen, 
braune Flut Heranwirbeln? Wann werden sich die Hindernisse 
füllen mit brüllenden, zuckenden Menschenleibern? 
Träge naht der Nachmittag, der Abend. Wird nun die 
Entscheidungsstunde schlagen, da deutsche Unerschütterlichkeit der 
Heimat und der Welt neuen Ruhm künden soll? 
Donnerschläge des eisernen Gewitters rasseln. Schwefelgelbe 
Blitze zucken über den Gräben. Ein Sausen und Heulen peitschen- 
der, gellender, gurgelnder Geschosse durchschneidet die Luft. Grin- 
send, lauernd hockt der Tod im Unterstand und Graben. Nehmen 
diese Stunden, diese ewigen Stunden kein Ende? Wann schrillt 
das Alarmsignal, das uns Schützen an die Brustwehr treibt zum 
Nahkampf ? Werden dann unsere Geschütze den Russen mit rasen- 
dem Feuer überschütten? Wer wird dann noch leben von uns 
oder sich in seinem Blut am Boden wälzen? Vernimmst du dann 
noch das Getümmel der Schlacht . . . oder liegst du stumm und 
kalt? ... 
Lahme, müde Stunden dehnen sich zu Ewigkeiten. — 
Noch ahnt die ferne Heimat nichts. Was meldete doch der 
Heeresbericht gestern abend? „Artilleriefeuer mäßiger Stärke an 
Schtfchara und Serwetfch" . . . Was wird er heute melden? 
Was bedeute ich hier draußen . . . Schlester, Pofener, Branden- 
burger, Österreicher ... hier im Unterstand? . . . Ein winziges 
Körnchen Leben zwischen Millionen und aber Millionen Körn- 
chen Sand. Oder bin ich mehr als dieses? Hängt nicht 
von jedem Körnchen, von mir, von uns allen hier draußen das 
Schicksal der Heimat ab? Soll Deutschland sterben, weil i ch leben 
will?...
	        
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