Volltext: Der rechte Flügel der deutschen 2. Armee am 29. und 30. August [7A] (Band 7A I. Teil / 1925)

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Auch dem Laien, der sich nicht mit der schwierigen Kunst der 
Strategie beschäftigt hat, mögen sich Erwägungen aufdrängen, was 
man wohl am zweckmäßigsten mit den beiden neuen Divisionen anzu¬ 
fangen hatte. Es gab zwei Wege: Der eine führte zur unmittelbaren 
Unterstützung der heute vor dem Oiseabschnitt liegenden Truppen, um 
morgen über den Fluß hinüberzustoßen. Daß ein solcher Angriff 
unbedingt erfolgen mußte und mit Verteidigung an den dies¬ 
seitigen Aferhöhen nichts zu erreichen war, stand fest. Ganz abgesehen 
davon, daß man den Gegner schlagen und siegen wollte, konnte nur 
ein Angriff das X. und das Gardekorps entlasten. Blieb man untätig 
hier an der Oise stehen, so stand es dem Gegner frei, noch mehr 
Kräfte gegen jene Korps zu werfen, deren Lage schon jetzt nicht rosig 
war. Durfte aber den heute bereits hart mitgenommenen Regi¬ 
mentern des X. Reserve-Korps und der halben 13. Division der 
schwierige Angriff über die Oise allein zugemutet werden? Der Feind 
würde seine zurückgebogene linke Flanke hinter dem Fluß mit aller 
Kraft zu halten versuchen. Schließlich konnte auch niemand voraus¬ 
sagen, ob er morgen nicht seinerseits den Angriff auf St. Quentin mit 
frischen Kräften wiederholte und ob die geschwächten deutschen 
Truppen einem solchen Ansturm widerstehen würden. Das war zum 
mindesten zweifelhaft. Mit einem Fortgang der Schlacht aber war 
zu rechnen, denn die Flieger wußten bisher nichts von Rückzugs¬ 
bewegungen jenseits der Oise zu melden. Alle diese Betrachtungen 
sprachen also für ein unmittelbares Heranziehen der frischen Di¬ 
visionen auf das Kampffeld des heutigen Tages. 
And doch gab es noch einen anderen Weg, jenen, der bereits am 
Nachmittag in Ham in den weitausschauenden Erwägungen des 
Oberst v. W o l s f aufgetaucht war. Was die Strategie als höchstes 
Ziel anstrebt, ist nicht der «ordinäre Sieg", wie Graf S ch l i e f f e n 
die bloße Verdrängung des Gegners bezeichnet, sondern seine Ver¬ 
nichtung. Ein vernichtender Schlag aber kann allein durch frühzeitige 
Entsendung von Truppen in den Rücken des Feindes geführt werden. 
Es war also zu erwägen, ob man die 14. und 17. Division nicht 
zwischen Ehauny und la Före schon jetzt gegen die Rückzugsstraße 
des Gegners ansetzen sollte. Hierzu stand die 14. Division ausge¬ 
sprochen günstig, die 17., die sehr weit rückwärts in Unterkunft lag.
	        
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